Alpensüdseite Pfingsten 2019
Auf die Südseite der Alpen von Viktor Wyklicky
Flug an der Alpensüdseite 2019 (Details: Auf die Grafik klicken)
Flugwanderung an der Alpensüdseite
Lago Maggiore, Comer See, Gardasee, Adria, Balaton, alles imposante Namen
für Ferienziele die schon am Boden eine mächtige Anziehungskraft und das
Potenzial für einen perfekten Urlaub haben. Aber man muss sich für ein oder
zwei Ziele entscheiden. Wie wird das erst, wenn man alle Ziele in eine
Flugwanderung packt. Na ja lassen wir uns mal überraschen, die größte Hürde
neben der Anreise aus dem Rheinland, ist die Überquerung des Alpenhauptkamms.
Das soll uns später noch beschäftigen.
Termin, wie gehabt, die Pfingstwoche mit dem zusätzlichen Feiertag am Montag.
Als Maximalziel war schon mal eine Route bis nach Griechenland über Italien und
zurück über Tirana ausgearbeitet. Die Genehmigung für Tirana hatten wir für
unsere Trikes schon in der Tasche und auch nach Nordmazedonien wäre ein
Abstecher möglich. Leider sprachen neben der Spritversorgung, weitere Gründe
gegen diese doch recht sportliche Planung. Also die etwas leichtere Variante,
quasi in Schlagweite zu Süddeutschland bleiben, Entfernungsmäßig von der
Alpensüdseite eigentlich ein Klacks. Der AvioPortolano gab ja für Italien
genug Anlaufstationen zur Auswahl.
Aber hier gleich zum Ablauf:
Die drei Trikes, das weiteste aus dem fernen Metelen im Münsterland, waren
pünktlich am Freitag Nachmittag am Bodensee auf dem kleinen Flugplatz in
Wildberg bei Lindau eingeschwebt. In der Kneipe wurden neben der italienischen
Küche zur Einstimmung, die Karten für die weitere Route verteilt und das
Programm durchgesprochen.
Bergpanorama Bregenzer Wald
Berge am Arlberg
Die Alpennordseite gerade um den Arlberg war noch in etwas schwierigen
Sichtbedingungen gehüllt. Aber wir fanden eine sichere Route direkt über den
Bregenzerwald bis zur Passhöhe. Abkürzungen waren bis Landeck nicht möglich,
aber anschließend wurde es, wie vorhergesagt, immer besser und noch vor der
Südtiroler Grenze begleitete uns blauer Himmel.
Der Alpenhauptkamm westlich des Stilfser Jochs
Das Stilfser Joch sollte nur
schwachwindig sein, wir machten schon vorher entsprechend Höhe um mit
ausreichendem Polster drüber zu kommen. Aber die südlich davon gelegenen
Bergspitzen zeigten schon an, es könnte turbulent werden. Schon bald nach der
Passhöhe wurden wir kräftig durchgeschüttelt, bis wir bei Bormio wieder freie
Sicht in unserer Flugrichtung hatten. Jetzt zeigte auch das GPS, dass sich der
Wind nicht an die Vorhersage gehalten hat und uns gut auf der Nase stand. Kurz
vor der Landung in Sondrio gab's noch mal ein paar Verwirbelungen. Der Wind
stand stramm auf der Bahn. Lokale Windverhältnisse, die nicht zur
großräumigen Windkarte der Vorhersage passte. Unser PPR war nicht
weitergegeben worden, doch wir hatten Glück, der Autosprit aus Tanke reichte
für alle vier Trikes.
Zwischenstop Comer See Nordrand
Comer See Kitesurfer
Weiter ging es mit einem kurzen Zwischenstop an der
Nordspitze des Comer See Richtung Lago Maggiore. Am Nordufer waren noch die
Kitesurfer aktiv und nutzen den kräftigen Wind für Ihre Sprünge. Doch mit
jedem Kilometer nach Süden wurde der Wind schwächer und schon bei der Hälfte
war er nicht mehr nennenswert.
Como mit dem Stadion und daneben dem Wasserflugplatz
Lago di Orta
Bei jetzt ruhigem Bedingungen zog Como mit seinem
Wasserflugplatz und die kleineren Seen in der Folge unter uns durch. Den Lago
Maggiore überquerten wir schon weit im unteren Drittel mit eindrucksvollem
Blick gegen die Berge.
Der Lago d'Orta mit seiner Halbinsel bildete den Abschluss, bevor wir in dem
folgenden westlichen Tal südlich Varralo einen gepflegten UL Platz ansteuerten.
Mit dem Abendessen hatten wir Glück, die Kneipe am Sportplatz keine 20 Minuten
zu Fuss vom Platz, war geöffnet und der Abend war gerettet.
Varallo bei richtigem "Sonntagswetter"
Die etwas andere Art zu Zelten
Die Wetteraussichten für den kommenden Sonntag hatte schon die erste
Planänderung bereit. Von Südwesten erreichten uns in der Früh die ersten
Tropfen. Der Lokalflug in die Alpen Richtung Aostatal wurde gestrichen. Nach
Osten sollte es aber stabil bleiben. Die sehr freundlichen Platzbesitzer
versorgten uns mit dem kostbaren Nass für die Tanks und nach einem
Abschlussfoto ging es wieder entlang der diversen Seen zum Gardasee. Im Westen
gibt es ja einige schöne Plätze, wir hatten uns wohl den kleinsten und
urigsten rausgesucht. Aber Dank der Absprache war nach der, am Ende doch wieder
recht ruppigen Etappe, zumindest das Weiterkommen mit Sprit gesichert.
Wir waren uns nicht so ganz sicher, wie weit wir noch kommen wollten an diesem
Nachmittag/Abend. Der AvioPortolano wurde wieder gewälzt und verschiedene
Szenarien durchgesprochen. Wenn es so zäh, wie zuletzt weiter gehen sollte war
nur noch eine Etappe bis Venedig drin. Nach einer kleinen Ehrenrunde ging es
über den Gardasee wieder bei sonnigem Wetter hinter die erste Bergkette
Richtung Belluno.
Serpentinenstrasse nördlich Venedig in den ersten Bergen
Berge Richtung Süden
Tal Richtung Belluno
Kleiner UL Platz bei Belluno zur Zwischenlandung
Auf einem kleinen UL Platz noch mal eine kleine Pause mit
Spritkontrolle.
Hinab in die Adriaebene hinter Aviano
Weiter ging es über die imposante Hangkante nördlich Aviano
hinab in die Ebene.
Morgenstimmung San Mauro
Schon fast an der slowenischen Grenze dann ein Platz der
für die in Italien ungewöhnlichen Landegebühren bei UL-Plätzen aber ein
beliebtes Restaurant zu bieten hatte. Bei gepflegtem Essen fand dieser wieder
recht anspruchsvolle Tag seinen Ausklang. Spritversorgung war durch den österreichischen Platzbetreiber gesichert und so
konnte es mit Flugplan weiter Richtung Osten, nach Slowenien in die Nähe von
Ljubljana gehen. Nach den beiden intensiven Flugtagen zuvor, heute eine kurze
Etappe zum Entspannen.
S-Bahn nach Ljubljana direkt am Platz
Die Funkverbindung war auf slowenischer Seite erst Mal
durch die hohen Berge nicht möglich. Die gut bewaldeten Ausläufer der Berge
zogen ruhig unter uns durch und schon war der kleine Platz von Sentvid erreicht.
Er liegt direkt an der Bahnlinie in die Hauptstadt mit eigener Haltestelle.
Ljubljana Burg
Ljubljana Burghof
Nachdem der Abfahrtsplan studiert wurde, ging es am Nachmittag noch in die Stadt
incl. Burgbesichtigung und Essen in der Innenstadt. Gewitterwolken, die uns auch
am nächsten Tag beschäftigen sollten zogen am Abend um die Stadt und konnten
vom Burgberg gut verfolgt werden.
Flugplatz Sentvid Zeltlager
Am nächsten Tag war ein Lokalflug an die Adria geplant. Die Flugplanaufgabe
gestaltete sich etwas schwierig, von einem kleinen Platz wie Sentvid und Landung
auf einem noch kleineren wieder slowenischen Platz an der Grenze. Bis der
Flugplan akzeptiert wurde (ohne Zoll) war etwas Überzeugungsarbeit notwendig.
Nicht der letzte Kontakt zum slowenischen AIS. Die Plitwitzer Seen waren unser
Wendepunkt, der kroatische Controler wollte aber einen Flug dorthin nicht
zulassen und schickte uns gleich an die Küste, die nicht weniger spektakulär
war.
Brücke zur Insel Krk
Zurück an der Insel Krk mit internationalem Flughafen und imposanter
Brücke zum Festland vorbei, erreichten wir unseren Zielplatz planmäßig nach 2
Stunden. Am Abend dann wieder kräftige Gewitter in unserer Umgebung, vom
Schlimmsten sollten wir aber verschont bleiben. Unser Betreuer am Platz in
Sentvid hatte ein sehr schön gelegenes großzügiges Restaurant in der Umgebung
ausgesucht, bei dem leider Einiges etwas schief lief, was uns und unserem Gast
sichtlich peinlich war.
Balaton Fährhafen
Am nächsten Morgen war wieder eine größere Tour auf dem Programm, es sollte
nach Budapest gehen. Mit zwei Zwischenstops auf kleinen UL Plätzen ging es mit
Flugplan ohne Probleme am Balaton Richtung Stadt an der Donau.
Anflug auf Budapest
Budapest Tower auf dem Grasplatz
Wir hatten uns
den zentralen Platz Budaörs ausgesucht und uns angemeldet. Der Empfang in dem
altehrwürdigem Towergebäude war etwas ernüchternd. Übernachtung im Zelt auf
dem Grasplatz war nicht erlaubt. Nach etwas Diskussionen wurde zumindest der
Kontakt zum Nachbarplatz hergestellt. Keine 10 Minuten westlich der nächste
Platz im Dunstkreis von Budapest (welch Luxus), war der Empfang überwältigend.
Der Flugplatzchef stellte uns Schlüssel für das Vereinsheim mit
Sanitäreinrichtungen zur Verfügung. Auch Trikes und Gyros waren hier am Platz
vertreten. Ein Fliegerkamerad brachte uns in den nahen Vorort von Budakeszi und
das Abendessen war gesichert. Da wir jetzt nicht mehr fit für einen Stadtbummel
bei Nacht waren, wurde frühes Aufstehen vereinbart und es ging im Berufsverkehr
mit dem Linienbus ins Zentrum.
Stadtbummel natürlich mit dem Schloss von Budapest
Das erste Cafe am Donauufer war ideal für unser
Frühstück. Anschließend noch ein kurzer Stadtbummel, bevor es richtig heiß
wurde und wir zurück zum Platz fuhren. Tanken, Flugplanung und schon ging es
zurück nach Slowenien.
Balaton Strand
Ein Spaziergang zum Balaton durfte von der
Zwischenstation in Balatonkeresztur nicht fehlen. Dann die besagte Diskussion
mit dem slowenischen AIS, der wollte uns nicht zurück zum Ausflugplatz am
Vortag lassen. Es muss zuerst ein Platz mit Kennung angeflogen werden. Also mit
Touch and Go in Murska Sobota zurück nach Verzej, wo uns ein Bekannter herzlich
in Empfang nahm. Er hatte jedoch vom nahen Murtal jede Menge Mücken im Gepäck.
Doch der Abend war wieder ein voller Erfolg.
Das ideale Wetter lud richtig dazu ein, die Berge ausgiebig auszukosten.
See bei Bled
Ein
kleiner UL Platz in der Kontrollzone von Ljubljana (Kamnik Stol) war die
Zwischenstation um weiter das Fallschirmspringerzentrum von Bovec in den
slowenischen Alpen anzusteuern.
Bovec Fallschirmsprungzentrum
Eindrucksvoller Hangar von Bovec
Wir bekamen dort bei ruhigem Wetter zwar Sprit
frei Flieger, aber Übernachtung am Platz ausgeschlossen. Nach einer kurzen
Stärkung im Ort, ging es schnell weiter über enge Schluchten ins nahe Nötsch
in Österreich.
Felbertauerntunnel Südportal
Das beliebte Segelflugzentrum war ideal für die nächste Etappe
am nächsten Morgen nach Kufstein. Das PPR dort wurde per Telefon noch am Tag
vorher klargemacht.
Felbertauern Alpenhauptkamm
Bei etwas wolkigen Bedingungen ging es über die Felbertauernstrecke nach
Norden. Wieder waren die Windvorhersagen völlig daneben. Schon beim Anflug auf
die Passhöhe war klar, das gibt wieder kräftige Leeturbulenzen bei dem
Rückenwind, entsprechend wurde die Passhöhe möglichst hoch überflogen, doch
die umliegenden Bergspitzen sorgten für mächtig Unruhe bis Mittersill.
Anmeldung in Kufstein verlief dann ohne besondere Vorkommnisse bis ins Enteil.
Da wurde uns plötzlich mitgeteilt, dass ein Wiederstart nicht erteilt werde!?!
Durchstarten war angesagt. An unserem Ausweichplatz St. Johann waren wir schon
vorbei, also gleich weiter nach Bad Endorf am Chiemsee. Am Telefon beschwerten
wir uns dann beim Flugleiter in Kufstein und es kam die Erklärung, dass nur
Dreiachser dort seit neuestem eine Zulassung hatten. Jetzt also auch in
Österreich diese Unterscheidung, die es eigentlich nur auf einigen Plätzen in
Deutschland, insbesondere auf den Nordseeinseln gibt, sehr schade diese schwer
zu begründende Ausgrenzung. Aber ok, gerade noch mal gut gegangen, nach einer
ausgiebigen Pause in der kräftigen Sonne ging es mit einem Zwischenstop zurück
zum Ausgangspunkt an den Bodensee.
Staffelsee bei Murnau
Schlechte Vorhersagen veranlassten uns wieder die Geräte sicher in den Hallen
unterzubringen und in Lindau zu Übernachten.
Unverkennbar Lindau Hafen
Frühstück bei Sonnenschein, aber
Richtung Nordwesten das eine oder andere Regenband über dem Schwarzwald war zu
umfliegen.
Aber auch das klappte und so fand wieder eine eindrucksvolle
Pfingsttour ihr Ende. Die nackten Zahlen können die Eindrücke der Reise nicht
wiedergeben und trotz etwas Regen und Turbulenzen ein voller Erfolg.
2700 km in 8 Flugtagen
knapp 30 Flugstunden
24 Zwischenstationen in 6 Ländern