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Italien alla carte
Italien April 2004 von Viktor Wyklicky
Geplant war ein Aufenthalt mit dem Trike in Italien. In den Urlaubszeitraum fiel passender Weise die italienische Leichtflugzeugmesse Meeting di Primavera am Lago di Trasimeno (www.meetingdiprimavera.it). Mit Castiglione del Lago hat man einen sehr hübschen Ausgangspunkt für Exkursionen in Mittelitalien. Nun ist Ende April nicht unbedingt mit dem
stabilsten Wetterlagen in unseren Regionen zu rechnen, was eine Alpenüberquerung
mit dem Trike nicht gerade erleichtert. So paßte es gerade, daß ich quasi über
eine Woche zum Anflug und eine Woche zum Rückflug verfügen konnte. Reiseübersicht nach Italien (Details: Auf die Grafik klicken) Mögliche Routenvariationen wurden in den langen Wintermonaten mit Hilfe des bewährten Flugplanungsprogramms Flightplanner und aus Quellen des Internets durchgespielt. Am besten half einem hier das Portal www.ulm.it weiter. Daneben gibt es www.ultraleggeri.net und www.campidivolo.it. Wie sich in der Praxis jedoch herausstellte, gibt es darin viele Karteileichen bei den unzähligen kleinen Plätzen. Als Notlandefeld sollte man also nicht auf die brav im GPS programmierten Plätze hoffen, sondern die gut geeignete Wiese in der Realität vorziehen, solange man noch einen kontrollierten Überflug durchführen kann. Viele Plätze werden auch mit Restaurant am Platz geführt, entweder ist das dann ein Clubhaus, wo man vielleicht einen Kaffee bekommt, oder es ist eine Pizzeria irgendwo im Ort. Von den Plätzen mit Email muß man davon ausgehen, daß man höchsten bei 30% Glück auf eine Antwort hat, entweder die Email ist veraltet oder vielleicht antworten die meisten wegen mangelnden Englischkenntnissen nicht, obwohl ich immer eine italienische Übersetzung mit beifügte. Aber das soll nicht darüber hinweg täuschen, daß diejenigen, die geantwortet haben, sofort alle mögliche Hilfe offerierten. Das ging vom einfachen "natürlich ist ein Landen möglich" bis hin zur Entschuldigung, das es mit dem Englisch nicht so gut klappt, aber wenn ich komme, habe ich einen Freund der kann etwas Deutsch und damit ist Tanken, Verpflegung bis hin zum Übernachten alles möglich. Diese Hilfsbereitschaft sollte sich in der Praxis vor Ort mehr als bestätigen. Sehr hilfreich ist auch der in gedruckter Form erschienene Flugplatzführer von Avio Portolano (www.avioportolano.it). Es ist ein Werk in italienisch, das speziell für die Leichtfliegerei herausgegeben wurde. Daneben gibt es zwei Kartensätze in 1:250000 mit den Flugplätzen und den für UL wichtigen Flugplatzzonen (5 NM) um die großen Plätze. Also hatte ich für meine Route so einige Zwischenstationen vorbereitet und es ging die Woche nach Ostern zum UL Platz nach Ippesheim. Mit den brandaktuellen Karten aus dem Flightplanner (www.flightplanner.de), wo speziell für Italien die UL Gelände aus der eigenen Datenbank genau mit ausgedruckt werden können, war neben dem upgedateten Garmin GPS die Hardeware für die Routenplanung perfekt. Der seit längerem eingemottete Twister mit Rotax 912er Motor und Kiss-Fläche von AirCreation, verlangte noch etwas Zuwendung mit Ölwechsel, Grundreinigung und verschiedenen Funktionsprüfungen. Der erfolgreich verlaufende Testflug am Samstag sollte der Auftakt zu einer erlebnisreichen Flugwanderung werden. Bei passablen Bedingungen ging es am Sonntag
Richtung Südosten. Etwas Restbewölkung vor dem Donautal wollte sich nicht so
recht entscheiden, noch ein paar Regentropfen zu spenden oder nicht. Schon mit
4/8 Bewölkung landete ich gegen Mittag auf dem UL Platz Altomünster bei München.
Der Platz ist PPR und mit seinen 200m Landepiste in Tallage, meist mit Querwind,
auch noch für erfahrene Trikepiloten nicht zu unterschätzen. Nachdem ich dort Ernst Graf, dem Flugplatzbetreiber, meinen weiteren Werdegang mit Alpenüberquerung dargelegt hatte, bekam ich die Einladung meinen Flieger dort bis zur nächsten Etappe unterzustellen und aufzutanken. Damit konnte ich am Nachmittag noch einen Rundflug bei jetzt fast abgelaufenem Himmel über München unternehmen. Rechtzeitig vor der einsetzenden Gewitterneigung war ich am Boden und der Flieger in der Halle gut verstaut. Die angesagte Wetterbesserung brachte für Mittwoch ideale Bedingungen für die Alpenüberquerung, wenn auch noch mit tiefer Nullgradgrenze. Warm einpacken war also angesagt. Mit der dreifachen Kleidung wurde einem am Boden schon recht warm und die Morgensonne tat ihres dazu. Kurz vor 10 Uhr ging es über den Ammersee dem sich wolkenlos präsentierten Alpenpanorama entgegen. Wollte ich ohne Zwischenlandung bis auf die Alpensüdseite, war nicht viel Spielraum für große Sightseeingschlenker eingeplant. Auch aufwendige Steigmanöver hätten ein Nachtanken erforderlich gemacht. Aber der planmäßige Anflug auf die Zugspitze verlief ohne großes Powersetting. Vor einem letzten Kamm noch eine Sicherheitsschleife und ich konnte dem höchsten Gipfel Deutschlands auf die Plattform schauen. Jetzt natürlich quasi im Vorbeiflug die notwendigen Beweisfotos machen, aber irgendwie war mit den doppelten Fäustlingen der Auslöser nicht mehr so spürbar und wie sich im nachhinein herausstellte waren diesmal keine verwertbaren Ergebnisse zu präsentieren. Nur der GPS Track gab einem die Bestätigung dort gewesen zu sein. Aber das war in diesem Augenblick nun wirklich kein Grund den Kopf hängen zu lassen. Das Panorama lies auch die etwas frischen Temperaturen dort oben vergessen machen, nur die Handschuhe wollte ich da oben dann doch nicht ausziehen. Im Inntal wieder etwas tiefer ging es etwas
langsamer Richtung Reschenpass. Dort wurde die Drehzahl wieder erhöht um im
flachen Winkel dem Stilfserjoch entgegen zu treten. Auch hier das gleiche Spiel
mit guter tragender Luft ging es bis kurz vor die Passhöhe um dann mit einer
Sicherheitsschleife die unberührte Winterlandschaft auf der Passhöhe zu
geniesen. Nur im Sommer tummeln sich dort auf der dann freien Passhöhe die
Touristen und Sommerschifahrer. Voll im Zeitplan ging es nach dem letzten Höhenzug
ins Tal zum Lago de Iseo. Dort liegt der neue UL-Platz Valcamonica bei Artogne
noch eingerahmt von hohen Bergen. Mein vorab informiertes Empfangskomittee begrüßte
mich nach über vier Stunden Flugzeit herzlich und es ging erst mal in die nächste
Pizzeria zum Stärken. Am Rückweg wurde Sprit gebunkert und so war der
Zwischenstopp perfekt abgeschlossen. Mit den besten Abflugtipps ging es zur
abschließenden Etappe in die Poebene nach Mantova. Reisegespann Wohnmobil und Trike Auf dem kleinen Privatplatz direkt an der Anschlußstelle Mantova Nord fand die Begleitcrew mit dem Camper einen idealen Anlaufpunkt. Der folgende Tag war zum Entspannen und Verarbeiten des Alpenüberfluges gerade recht. Am Freitag ging es weiter durch das ausgedehnte
Po-Tal Richtung Bologna. Hier konnte man sich gut an die Maximalflughöhe von
150m unter der Woche gewöhnen. Die Felder waren bestellt und der Bewuchs nicht
störend für eine eventuelle Außenlandung. Hinter Ozzano ging es leicht
ansteigend in den Apenin. Bodenerussionen wechselten mit dem noch saftigen Grün
der Wiesen ab. Die Täler wurden wieder schmäler und die Flughöhe über Grund
nahm deutlich zu - man war ja noch unter den Bergspitzen der umliegenden Höhenzüge.
Das Segelflugzentrum in Borgo San Lorenzo war nur als Verschnaufpause ausgewählt,
italienische UL Piloten bevorzugen den westlich gelegenen Platz Galliano di
Mugello/Deltaclub Firenze. Vorbei am empfehlenswerten UL Platz Serristorie war
auch schon das Ziel mit Castiglione del Lago erreicht. Die Zeltstadt des Meetings und die jetzt schon
recht zahlreichen Flieger waren nicht zu übersehen. Der Anflug auf der UL üblichen
130.000 war trotz intensiven Funk und Flugverkehrs ohne Probleme zu bewältigen.
Mit Platzeinweiser ging es nach Typen aufgereiht in die Parkposition. Deltas,
Dreiachser, Gyros, und Helis hatten ihre eigenen Parkreihen. So kam man gleich
mit dem Nachbarn der gerade sein Zelt unter der Fläche aufbaute ins Gespräch.
Und konnte der kein Englisch war der Übernächste schon mit ein paar Brocken
zum Übersetzen dabei. Am Meetingpoint bekam jeder Pilot eine Tüte mit
Infomaterial, Programmablauf und einem spaßigen Schlüsselanhänger. Man konnte
die ersten Eindrücke der Messe auf sich wirken lassen. Das Campingmobil fand
auch einen sicheren festen Stellplatz und für das Begleitpersonal war die
Attraktion das parallel dazu veranstaltete internationale
Pferde-Endurance-Meeting. Am Abend dann schon mal eine Einlage von
Kunstfliegern und eine Staffel von 12 Gyrocoptern. Daneben flogen nicht nur
Dreiachser mit Schwimmer zum See hinüber sondern auch verschieden Trikes mit
Boot und Schwimmer. Rataplan war ein Trike-Stand in der sonst doch dominierenden
Dreiachserszene. Diese wurde von Tecnam neben den Ausstellungsgeräten mit einer
Staffel aus fünf Kunstflieger angeführt. Zelltstadt Meeting di Primavera Am nächsten Morgen, es war schon wieder geschäftiges Treiben zwischen den verschiedenen Messeständen und auf der Runway, wollte ich das Wetter nutzen, eine Runde zum Gran Sasso (dem höchsten Berg in Höhe Rom) und zur Adria zu unternehmen. Entlang verschiedener UL Gelände ging es recht abwechslungsreich, am Schluß wieder hochgebirgsmäßig, zu der 2900 Meter gelegenen Spitze des Massivs. Leider war ein Überflug wegen größerer Wolkenfelder nicht möglich, aber auch so konnte man sich die herrschaftliche Größe des Massivs vorstellen. Am Ostportal der direkt unter der Bergkette verschwindenden Autobahn ging es schnell wärmer werdend und mit Standgas der Küste entgegen. Auf dem UL Platz Corropoli-Val Vibrata gibt es eine Besonderheit, eine Einbahnregelung für zwei Grastaxiways, mit entsprechender Beschilderung (da nur in einer Richtung gestartet und in Gegenrichtung gelandet wird). Die unter anderem dort stationierte Fascination war ebenfalls gerade vom Meeting gekommen, allerdings direkt und mit deutlich schnellerer Speed. Weiter ging es über den wenig frequentierten
Platz von Val di Chienti wieder weg von der Küste ins Landesinnere. Bevor es in
angenehm ruhiger Luft am späten Nachmittag zurück nach Castiglione del Lago
ging, war noch ein lokaler Platzregen zu umfliegen. Mit dem bis in die
Abendstunden hinein geschäftigen Treiben von Kunstflug, Gyroformationsflug,
Wasserfliegern wurde der Flieger für die Nacht festgezurrt und abgedeckt. Verwüstung nach der Sturmnacht Einige hochgebaute Trikes waren nicht abgelegt, was ihnen in der Nacht zum Verhängnis werden sollte, obwohl die Piloten ihr Zelt unter der Fläche aufgebaut hatten. Denn es folgte ein Sturm mit verheerendem Ergebnis, fast alle Ausstellerzelte, massiver Bauart waren zerstört, drei Trikes Totalschaden, ebenfalls ein Dreiachser. Ein Wasserflieger wurde im See versenkt und ein im Zelt sicher geglaubter Heli beschädigt. An Messebetrieb war am Sonntag nicht mehr zu denken, einzig die Masse der abgestellten Dreiachser war Gott sei Dank unbeschädigt davongekommen und traten soweit es die Wetterlage bei noch immer heftigen Nordostwind zu lies, die Heimreise an. Nach gründlicher Überprüfung meines Fliegers, der wohl einen besonderen Schutzengel hatte, war aber bei den Windverhältnissen nicht an einen Ausflug an die Westküste zu denken. Einzig die Helis und Gyros turnten noch wie Herbstlaub im Wind. Als sich auch sonst am Boden die meisten Besucher
und Teilnehmer auf den Rückweg machten konnte ich den Flieger hinter einer
Hausmauer in sicherere Umgebung bringen und hatte ihn für die kommende Nacht
neben dem Wohnmobil. Der Rückflug am Montag war noch von kräftigem Gegenwind gekennzeichnet. Aber bevor es los gehen konnte wurde mit italienischer Hilfsbereitschaft der Benzinfilter aus Glas (er hatte einen Sprung und zog Luft) ersetzt. Dann ging es über die Berge nach San Marino, mit einigen Schlenkern um nicht in die wildesten Leewirbel der Bergkämme zu geraten. Nach ausgiebigem Fotoshooting und Kartenwechsel auf einem Platz in San Marino ging es bei fast ruhiger See an der Küste Richtung Po-Delta. Der Platz Valle Gaffaro war noch nicht in Betrieb, also wurde ein UL Gelände bei Codigoro zum Nachtanken ausgewählt. In den späten Nachmittagsstunden ging es nach Umrundung der Po-Mündung mit leichtem Rückenwind Richtung Mantova, wo ich schon meine vorbereitete Routenskizze als Grundlage für Erlebnisberichte meinen italienischen Gastgebern präsentieren konnte. Am nächsten Morgen ging es nach ausgiebigem
deutschen Wetterbriefing (Wolkenfelder über dem Gardasee) östlich an Verona
vorbei Richtung Trento, zu dem nördlich davon gelegenen Altiport Termon.
Altiport nicht wegen der Höhe, sondern weil die Piste in den Berg hinein steil
ansteigt. Meist hat man bei der Landerichtung Querwind und die Bahn kommt einem
erst mal recht kurz vor, aber wegen der Steigung kommt man nach wenigen Metern
zum Stehen. Der Platz liegt einem ital. sprechendem Seitental, also klappte es
mit der Verständigung nur etwas mühsam. Aber Stolz wurde mir die neue großzügige
Halle mit Notlager zum Übernachten präsentiert. Nach dem Auffüllen des Tanks
wurde wieder die doppelte Wäsche für die Alpenüberquerung angezogen, die bei
den sonnigen Temperaturen einen schnell ins Schwitzen kommen lies. Nach dem
Start ging es einem tief eingeschnittenen Stausee entlang Richtung Norden. Timmelsjoch noch im Winterschlaf Nach
Überquerung der ersten Höhenzüge mit 6000 ft lag Meran schon sehr weit unter
einem. Die wertvolle Höhe wurde jedoch bis zum tief verschneiten Timmelsjoch
(8117 ft) nicht mehr aufgegeben. Auf der Nordseite arbeiteten sich die ersten
Schneefräsen auf der Passstraße Meter für Meter durch den hohen Schnee. Eigentlich war als nächster Waypoint der Fernpass im GPS programmiert, aber im Inntal lockte doch noch mal ein Abstecher zur Zugspitze zu einer kleinen Kursänderung. Ein paar Wolkenfetzen konnten diesmal nicht verhindern, daß die Beweisfotos von der Bergstation mit nach Hause gebracht werden konnten. Über die letzten alpinen Ausläufer war dann schnell der Tegelberg und die Schlösser um Füssen erreicht. Durch das Allgäu ging es über den aufgelösten Militärplatz Memmingen zum Fliegerzentrum nach Tannheim. Eigentlich wollte ich zum krönenden Abschluß noch am UL-Fly In am 1. Mai in Jesenwang eine Zwischenlandung einlegen, aber der Wettergott hatte mit dieser Veranstaltung kein Einsehen. Erst am späten Nachmittag wurde es fliegbar und so wählte ich den sichereren Weg am Sonntag mit einem Abstecher nach Augsburg (Vorbeiflug). Bis ich am frühen Nachmittag in Ippesheim bei Würzburg wieder an kam, war der Himmel komplett abgelaufen und somit kann man sagen, in den zwei Wochen war kein Flug mit Regen dabei und das im launischen April. Und die zwei Tage an denen es wirklich geregnet hatte, war der Flieger sicher in einer Halle untergebracht. Gerade die Jahreszeit ist bei einem Italienrundflug für uns Deutsche bei der Planung nicht zu vernachlässigen. Mit 150m Flughöhe sind Notlandefelder nicht so einfach zu erreichen, wie bei uns mit 2000 ft. Im Frühjahr ist die Landwirtschaft noch nicht so weit, so daß auf den Feldern eigentlich gute Bedingungen vorherrschen. Das gleiche trifft auch für den Spätsommer/Herbst bei abgeernteten Flächen zu. Zum Schluß kann ich zusammenfassend auf knapp 2500 km in 32 Flugstunden zurückblicken, oder soll man lieber die Flughöhe von knapp 10000 ft über der Zugspitze erwähnen. Wie auch immer, das größte Highlight war der sprichwörtliche Trip in den sonnigen Süden insgesamt. |