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| Zur UL EM nach Polen einmal um die OstseeOstsee/Polen 2008 von Viktor Wyklicky
Angeregt durch den Beitritt der Baltischen Staaten zum
Schengenabkommen am 21.12.2007 ist eine Planung zum Flug um die Ostsee
entstanden.
Keine Zollformalitäten auf der Strecke, es sind alles Schengenstaaten
in der EU. Nur der Euro ist noch nicht so verbreitet.
Plan und "abgespeckter Flug" an der Ostsee Wie geplant einmal um die Ostsee ist aus Wetter- und Zeitgründen leider nicht gegangen. Aber trotzdem hatte ich so einen kleinen
Einblick in die Baltischen Staaten und die Ostseeküste mitnehmen können.
Kaunas und Riga waren schon interessante Ziele.
Zur Planung: Grundlage für die Planung wurde wie üblich der Flightplanner, welcher alle Länder mit Karten versorgt. Für die formalen Angelegenheiten wurde erst einmal die Seite der EMF herangezogen. Anschließend die im Internet verfügbaren Seiten zur AIP der jeweiligen Länder. Und da kann man sich bestens mit den aktuellen Daten eindecken. Außer Lettland (befindet sich gerade im Aufbau) sind alle Länder kostenlos (Polen mit Anmeldung) mit mehr oder weniger hilfreichen AIP Auszügen vertreten. Da könnte sich Deutschland mal ein Vorbild nehmen. Auf der Internetseite EDDH findet man eine gute Zusammenstellung europäischer Online AIPs. Folgende Besonderheiten (Auszüge) sind mir bei der Durchsicht ins Auge gestoßen: Dänemark: Beantragt man ein Permit für 30 Tage als
Gastflieger für das Land, bekommt man dieses per Email und anschließend per
Post unkompliziert erteilt. Kopien als Anlage zur Email werden folgende
Unterlagen erwartet: Pilotenschein, Geräteschein, aktuelle Jahresnachprüfung
und Versicherung. Estland: Transponderpflicht bei einem Flug über Wasser. Wenige Flugplätze im Land. Zentral gelegen ist Rapla mit Übernachtung vor Ort nach Absprache Litauen: Transponderpflicht laut AIP, bei meinen Flügen von Polen und nach Lettland mit Flugplan gab es jedoch ohne auch keine Probleme Polen: die alten Luftstraßen müssen nicht mehr eingehalten werden. Es ist jedoch sinnvoll einen der Grenzüberflugspunkte zu nutzen.
Zum Ablauf: Es ging in in verschiedenen Schritten auf die Reise. Die erste Etappe nach Saarmund bei Berlin war schon fast Routine. Der einzige Tag in einer sonst eher verregneten Sommerwoche war dafür ausgekuckt. Die höheren Gipfel des Thüringer Waldes hatten noch Nebelschwaden der abziehenden Wolken parat. Mit dem kräftigen Südwestwind musste man nur etwas auf die Leeturbulenzen dahinter aufpassen. Ein Fliegerlager holländischer Segelflieger lud zu einem kurzen Zwischenstopp in Bad Berka ein. Weiter über das UL Gelände bei Bad Bibra an Halle vorbei zum Wörlitzpark an der Elbe. Er ist vom Boden aus dann doch bedeutend beeindruckender. Über die Flussseilfähre der Elbe bei Coswig grob entlang der Autobahn nach Saarmund. Dort war erst mal eine Inspektion und Jahresnachprüfung angesagt. Frisch ausgeruht im Nachtzug wieder nach Berlin angereist sollte es weiter an die Ostsee gehen. Das Wetter lies einen Flug um die Ostsee über Schweden in der beschränkten Zeit nicht zu. Ein Regenband lag schon quer vor Hamburg und auch südlich von Berlin waren auf dem Regenradar blaue Stellen sichtbar. Also erst mal auf nach Mellenthin. Mit warmen Sonnenstrahlen in der Früh wurde ich in Berlin verabschiedet. Aufgelockerte Bewölkung lies einen entspannten Flug über die Mecklenburger Seenplatte zu. Der Anflug auf Mellenthin war schon von den ersten Eindrücken der Ostsee in Form des Oderhaffs geprägt. Der freundliche Platz hatte Internetanschluss und so konnte der Flugplan nach Polen Online aufgegeben werden und noch mal das aktuelle Wetter geprüft werden, etwas Gewitterneigung zeigte sich auch schon am westlichen Horizont. Mit gutem Rückenwind ging es dann schon wieder viel zu schnelle an der Ostseeküste nach Polen. Heringsdorf wurde gebeten den Flugplan zu aktivieren und schon war man auch bei Danzig auf der Infofrequenz. Verständigung klappte prima, einige Hinweise unter anderem zu Fallschirmsprungbetrieb am Zielflugplatz in Bagicz wurden einem gleich mit auf den Weg gegeben und dann konnte man sich voll auf die Küste zu Teil mit feinen Sandstränden und kleinen Abschnitten mit Steilküste konzentrieren. Aber der Wind brachte einem das Ziel in viel zu kurzer Zeit näher. Die Platzrunde ging über die See im Norden und man konnte die Örtlichkeiten quasi auf dem Präsentierteller näher begutachten.
Flugplatz am Strand Bagicz-Kolobrzeg Freundlich am Boden begrüßt wurde schnell der Hallenplatz und die Unterkunft vor Ort fest gemacht, obwohl es noch reichlich früh am Nachmittag war. Doch ein kräftiger Gewitterguss bestätigte kurze Zeit später die Entscheidung am Platz zu bleiben. Nachdem die dunklen Wolken vorüber gezogen waren und die Piste dampfen vor einem lag, konnte ein Spaziergang an den kaum 15 Minuten entfernten Strand unternommen werden. Barfuss und mit der Sonne im Rücken ein hervorragender Abschluss der ersten Etappe an der Küste.
Am nächsten Morgen noch mal eine Ehrenrunde um den Platz und immer noch schob der Wind einen kräftig voran Richtung Osten. Nach dem Verlassen der Küste konnte man in der Ferne die Danziger Bucht ausmachen, anschließend folgte ein Zwischenstop in Elblag. Ein Platz schön an der Stadtgrenze gelegen hatte nur sehr wenig Flugbetrieb. Weiter ging es nach Osten über die sehenswerte Masurische Seenplatte und dem dortigen Platz an der berüchtigten Wolfsschanze, heute Ketrzyn-Wilamovo. Ganz im Osten in Suwalki waren die Segelflieger nach einem Regenschauer schon wieder aktiv. Die Flugplanaufgabe nach Litauen ging reibungslos. Mit der Sonne im Rücken landete ich anschließend in Kaunas-S.Darius. Hier, wie in scheinbar allen baltischen Plätzen sind erst mal 10 Euro Landegebühr fällig, egal mit was man landet. Neben einer netten Unterkunft konnte ich mit einem litauischen Kunstflugpilot die einheimische Küche in einem urigen Lokal in der Altstadt genießen.
Am nächsten Morgen gab es Sprit von einer der nicht weit entfernt liegenden Tankstelle, Bezahlung mit Karte wie in Deutschland ist kein Problem, man musste also keinen Geldwechsel vornehmen. Der nächste Flugplan nach Riga-Splive, dem alten Stadtflugplatz, ging im Tower über die Bühne. Nach dem Start war ich nur kurze Zeit auf Kaunas Info, bevor ich weiter an Siaulia übergeben wurden. Bis ich die Frequenz richtig zuordnen konnte, es war nicht Siaulia Info, sondern Tower verging etwas Zeit. Aber bei den wenigen Flügen, die dort abgewickelt werden war das wirklich kein Problem und das am Sonntag. Auch in Riga-Splive, er liegt in der Kontrollzone des Internationalen Flughafens, war die Frequenzzuordnung etwas schwierig. Über den Platz existierten noch keine Unterlagen in der AIP, aber aufgrund von Rückmeldungen war sicher, dass der Platz offen ist.
Der Anflug über den Fluss vorbei am
futuristischen Fernsehturm und die Stadt und dann über den Pflichtmeldepunkt
PARKS zum Platz war schon abenteuerlich. Der Platz hat einen Luftraum G in der
Kontrollzone mit Höhenbeschränkung von 1000 ft.
Riga ehemaliges Empfangsgebäude Ich wurde schon vom Flugplatzmanager an der Runway empfangen und zum riesigen Vorfeld über den einzigen Taxiway vorbei am einsturzgefährdeten Tower gelotst. Nachdem er die obligatorischen Landegebühr wieder in Euro kassiert hatte, war er für den Rest des Aufenthalts verschwunden. In zwei neuen Hallen waren diverse UL untergebracht. Das ehemalige Empfangsgebäude hatte noch russische Schriftzeichen am Portal und war genauso trostlos wie der Tower und in den Beschreibungen die ich dazu vorher im Internet durchstöbert hatte. Das Tanken war genauso unproblematisch wie in Kaunas, die Tankstelle war quasi vor den Toren des Flugplatzes. Bei einem Fliegerkameraden, der an seinem Dreiachser Marke Eigenbau schraubte, konnte ich das Wetter für die nächsten Tage im Internet verfolgen. Der Rückweg sollte bei einem Weiterfliegen ziemlich nass werden. Also noch am gleichen Tag wieder Richtung Süden nach Kaunas. Einen Zwischenstopp legte ich noch auf einem Wald und Wiesenflugplatz zur Einreise nach Litauen in Barysiai. Eigentlich ein recht großzügiger Platz mit riesiger Betonpiste, Halle und Towergebäude, aber nach Auskunft des deutschen Besitzers aufgrund von bürokratischen Hürden zum Sterben verurteilt.
Regenstimmung und Warten auf den Airportchef Wie vorhergesagt etwas Regen und tiefe
Untergrenzen am Montagmorgen in Kaunas. Der Airportmanager der erst um 11 Uhr am
Platz erschien und dann einen „reichen Westeuropäer“ erst mal wie einen großen
Flieger richtig abkassieren wollte, war die einige negative Erfahrung auf der
ganzen Reise. Überhaupt ist man gut beraten sich von Airportmanagern fern zu
halten und lieber auf Fliegerkameraden zuzugehen und dort Hilfe oder Auskünfte
zu erfragen. Nachdem ich mich eine halbe Stunde durch wenig beschauliches Grau gemogelt hatte, öffnete sich der Himmel gemäß Wettervorhersage wieder ab der polnischen Grenze. Flugplan schießen wieder in Suwalki, wo die Segelflieger gerade begannen den Tag zum Fliegen zu Nutzen. Bei den meisten Plätzen in Polen steht PPR drin, aber ohne polnische Sprachkenntnisse ist man am Telefon häufig aufgeschmissen. Es ist gut, wenn man einen am Platz hat, der einem da weiter hilft. So war der Stopp in Bialystok wieder eine schöne Erfahrung mehr. Nach dem Tanken (man weiß ja nie wo man wieder was bekommt) und einem kurzen Imbiss ging es in den Südosten Polen schon nahe der Ukrainischen Grenze weiter. Das dortige Segelflugzentrum hatte 5 unmarkierte Bahnen und eine Gleitschirmwinde lag quer über dem Platz. Also Augen auf und abseits der Aktivitäten landen. Bei den Segelfliegern wurde ich noch wegen Übernachtung abgewiesen, aber eine kleine UL Halle war gerade offen und ich fand ein paar Ansprechpartner. Der Motor lief nicht ganz so rund und ich machte mir um das Weiterkommen sorgen. Eigentlich sollte es am nächsten Tag in die Slowakei ins Gebirge gehen, aber das hatte ich nach der Landung schon verworfen. Die Spezialisten zeigten mir stolz ihre umgebauten Automotoren an den Trikes. Nachdem ich ihnen meine Problematik mit dem BMW Motor geschildert hatte, wurde gleich ein Krisenstab gebildet, erst mit englischem Dolmetscher, später sogar noch mit einem Deutschen. In der Halle wurden de Geräte zusammen geschoben und gleich mit der Fehlersuche begonnen. Mit Scheinwerferlicht und Hotline zum Motorspezialisten wurde versucht die Fehlerquelle einzugrenzen. Unterkunft und Einkaufen fürs Abendessen war genauso zuvorkommend organisiert, wie der Service am nächsten Tag. Trotz umfangreicher Suche (Sprit, Filter, Zündkerzen) konnte keine Besserung erreicht werden, deshalb entschloss ich mich auf sicheren Pfaden direkt Richtung Heimat zu fliegen. Das Gelände dafür war ideal, ziemlich eben und ohne große Waldgebiete. Die 400 km unterteilte ich noch mit einem kurzen Stopp zum Tank und Motorcheck. Keine Verschlechterung auf den ersten 300 km, also waren die letzten 100 km bis Leszno eigentlich auch kein Problem. Begleitete mich Anfangs kräftiger Seitenwind hatte ich jetzt mit dunklen Wolken auf den letzten Kilometern zu kämpfen. Gerade südlich von Leszno, ich wollte auf keinen Fall über die Stadt fliegen, Stand ein kräftiger Schauer in der Abenddämmerung. Am Platz war schon wieder alles vorbei und so konnte ich noch 10 Minuten vor Sonnenuntergang sicher landen. Die zweite Etappe der Ostseereise und damit der interessanteste Teil ging damit zu Ende. Jetzt war erst mal weitere Fehlersuche mit dem Hersteller (der war natürlich gerade in Urlaub und entsprechend schwer zu erreichen) und weiteren Spezialisten angesagt. Über die Hilfsbereitschaft nicht nur am letzten Platz sondern auch in Leszno kann man sich freuen, eine richtige Fliegergemeinde. Auch wenn abschließend der Fehler nicht gefunden wurde, war zumindest ein gefahrloser Weiterbetrieb sichergestellt.
Vorfeldaktivitäten bei der Meisterschaft Die UL Meisterschaft war prima von den
Verantwortlichen vor Ort prima organisiert, nur den externe Wettkampfdirektor
war den Anforderungen nicht gewachsen.
Ziellandung, eine der häufigen Aufgaben Und so kamen bei der EM nur die
Minimalzahl der Flüge zur Wertung raus, eigentlich schade bei der problemlosen
Umgebung. Aber mit den Norwegern und den wieder angereisten Israelis, neben den
alt bekannten Gesichtern, waren nette Gespräche und Erfahrungsaustausch möglich.
Austragungsort der Meisterschaft in Leszno Der Rückflug nach Berlin war mit 200 km eigentlich eine Kaffeefahrt, aber bei kräftigem Gegenwind zog sich diese doch in die Länge. Ich war der erste überhaupt der an diesem Tag startete, die anderen folgten erst im ruhigeren Abend. Ein kurzer Halt in Eisenhüttenstadt war gerade recht um anschließen den weiteren beschaulichen Flug südlich an Berlin mit der Großbaustelle Schönefeld und auf der anderen Seite mit der Riesenhalle von Brand zu genießen. Zurück in Saarmund sollte der Flieger erst mal zum gründlichen Motorcheck einige Tage bleiben. Auch der Hersteller verzweifelte an der Fehlersuche, bis schließlich ein defekter Zündkerzenstecker für die Probleme ausgemacht wurde. Weitere Arbeiten an Bremse und Achse konnten erfolgreich abgeschlossen werden, nur die Kosten dafür waren dann doch unangemessen hoch. Aber nachdem sich doch vorher schon einige Spezialisten daran die Zähne ausgebissen haben, war das ja nicht anders zu erwarten. Jetzt musste der Flieger also nur noch zurück in die Heimat gebracht werden. Die geplante Rückreise bei guten Flugbedingungen konnte wegen der offenen Punkte nicht genutzt werden. Ein schöner Herbstflug über die Alpen nach Turin zum Testlauf der World Air Games musste gestrichen werden. Ich war mit dem Auto in Turin vor Ort und sah alte Bekannte wieder und musste erklären warum ich nicht mit dem Flieger da war, das war bitter. So war dann zwei Wochen später schon mit den üblichen Herbstnebelfeldern zu kämpfen. In München startete ich in aller Herrgottsfüh mit einem Billigflieger Richtung Hauptstadtbaustelle BBI. Ab dem Vogtland waren die Sichten wieder ideal, aber selbst der kleine Ausflug an die Nordseite der Alpen war an diesem Tag nicht möglich. Deshalb ging es von Saarmund erst mal Richtung Harz um dort in Hain auf dem UL Platz bei Nordhausen Station zu machen. Noch mal 100 km bis Bad Hersfeld waren drin, aber dann wurde es auch schon wieder diesig. Hallenplatz war keiner frei, aber es sollte auch nicht regnen oder stürmen. Aber 10 Euro Landegebühr, das kannte ich doch von irgendwoher, egal mit was man kommt. Aber der Flugleiter organisierte auch gleich das Weiterkommen und am nächsten Tag war die Versorgung mit Wetterdaten am PC sichergestellt. Der Start verzögerte sich aber diesmal nicht aus technischen Gründen, sondern der Nebel lies einen sicheren Start früher nicht zu. Ganz Deutschland hatte sonniges Wetter, selbst Main und Donautal waren früher auf als die Gegend um Bad Hersfeld. Aber um 15 Uhr 30 konnte doch noch zur letzten Etappe nach Ippesheim bei Würzburg gestartet werden. Die Wasserkuppe hatte ideales Flug und Wanderwetter, entsprechen überfüllt waren die Zufahrtsstraßen.
Dann kam noch mal eine Durststrecke mit einer
Wolkenschicht unter einem, das Suchen nach Wolkenlücken war schon mühsam, aber
nicht vergeblich. In der Ferne wiesen einem die Kühltürme aus Schweinfurt den
Weg. Kurz hinter Bad Kissingen ging die Bewölkung in Dunst über und der Main
war erkennbar. Nach 3500 km in 38 Stunden ging mein Unternehmen Ostseetour in Ippesheim zu Ende. Im nächsten Jahr werde ich natürlich versuchen die fehlende Strecke über Dänemark, Schweden und vielleicht Finnland zu vervollständigen. Und wer sich auch mit dem Gedanken trägt einmal den „fernen Osten“ zu erkunden, sollte sich nicht scheuen und es versuchen, es ist auf jeden Fall eine Reise wert. Und wenn es nur ein kurzer Tagestripp zum Beispiel von Mellenthin auf Usedom nach Bagicz direkt am Strand ist. Der Zoll gehört auf jeden Fall der Vergangenheit an und mit dem Euro kommt man auch schon ganz schön weit.
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