Portugal 2004
Home Nach oben Pilot Fluggeräte

 


Licht und Schatten bei der UL Europameisterschaft

Portugal Sommer 2004 von Viktor Wyklicky



Während man bei den PPG Meisterschaften in Portugal nicht mal mehr von Schatten sprechen kann, da nicht mal eine Wertung zustande kam (also eher ein schwarzes Loch), war es für die Classic Classes ein gelungenes Event.
Für mich als einziger Triketeilnehmer aus Deutschland begann das Unternehmen Portugal eine Woche vor dem Start mit der Anreise aus Ippesheim bei Würzburg.
Schwere Gewitter in einer Front von Nordwest machten einen vorzeitigen Start unmöglich. Auch der geplante Schlenker über Italien an die Mittelmeerküste hätte damit eine zu große Zeitverzögerung bedeutet.
Umrahmt von ersten Blitz und Donner (aber noch in sicherer Entfernung) konnte zumindest noch ein paar Platzrunden zum Testen des Twisters mit 912er Rotax getätigt werden.

Flugroute PortugalReiseübersicht Portugalflug  (Details: Auf die Grafik klicken)

Für den kommenden Morgen sollten im Westen schon in der Früh gute Bedingungen vorherrschen. Aber in Ippesheim war an einen Start vor 12 Uhr nicht zu denken, dann ging es aber mit den letzten Regentropfen für die nächsten zwei Wochen nach Mosbach. Nach dem Auftanken und dem Aktivieren des vorbereiteten Flugplanes konnte es Richtung Frankreich gehen. Eigentlich hätte man da noch einen Abstecher nach Hockenheim zum Formel 1 Training an diesem Samstag machen sollen, aber ich wollte nicht unnötig meine Sprit und Zeitreserven verbrauchen. Hinter Karlsruhe meldete ich meinen Grenzüberflug bei Langen Information, was sogar mit meiner Handfunke dort ankam. Über den Vogesen war schon Sonnenschein pur angesagt und ein genüßlicher Flug über die Bergspitzen war angesagt. Die ausgedehnten Waldflächen wurden in den Tälern durch Wiesenstreifen und Orte unterbrochen und gaben einem so ausreichend Sicherheit für eine Außenlandung.
Kurz vor Epinal konnte ich meinen Flugplan ohne Probleme bei Reims Information schließen. Aber nach dem Wiederstart war es mit Trafficinformation von Reims vorbei. Auf die Anfrage, ob eine LF-R aktiv sei, bekam ich keine ergiebige Antwort, vielleicht hätte ich mich nicht als Microlight melden sollen. Epinal wird von einem recht betagten älteren Herr verwaltet, der jedoch nur französisch konnte. Und so war ich froh als ich zumindest jemanden fand, der mir Avgas geben konnte. Sonst hätte ich bei den UL Fliegern nach normalen Autosprit gefragt. In der kleinen Kneipe gab es neben dem obligaten Stempel noch eine Erfrischung, die man nach dem knapp 3h Flug gut mit einer kleinen Stärkung vertragen konnte. Mit gutem Rückenwind ging es dann zügig zu einem gepflegten Privatplatz östlich von Lyon. Verkehrsgünstig an der Autobahn gelegen waren hier meine Begleiter schon vor Ort. Sie waren schon am frühen Morgen gestartet und hatten dadurch bis weit nach Frankreich hinein immer wieder Regenschauer.
Nächstes Tagesziel war Montpellier am Mittelmeer. Die 350 km wollte ich nicht im Rhonetal fliegen, sondern noch einen Abstecher auf einen Altiport machen. Ausgerüstet mit der Anflugkarte aus dem Internet (offiziell und kostenlos unter http://www.sia.aviation-civile.gouv.fr/aip/enligne/METROPOLE/AIP/VAC/index.htm) ging es zu dem wohl Bekanntesten und Steilsten, nach L’Alpe d‘Huez. Den direkten Anflug auf die über 2000m hoch gelegenen und 16% steile breite asphaltierte Piste war immer wieder durch Restbewölkung an den verschiedenen Bergrücken versperrt. Erst im letzten Anlauf, (ich wollte schon zum nächsten Ziel abdrehen) eröffnete sich das wolkenlose Panorama der umliegenden 3000der Berge. 

Eingang zum AltiportEingang zum Altiport L'Alp d'Huez

Noch weit unterhalb der Platzrundenhöhe meldete ich den ersten Waypoint. So langsam arbeitete ich mich, jetzt unterstützt durch leichten Aufwind, zur Platzhöhe hoch (kein Problem bei leicht erhöhter Reisedrehzahl mit dem 912er). Die Platzrunde selbst ist eine Acht über dem Tower, um zu sehen, daß keiner gerade am Start in die Gegenrichtung steht. Im Endteil gibt man instinktiv schon mehr Gas, weil man glaubt, man fliegt auf eine Wand zu. Und ganz zum Schluß geht es dann auch recht schnell der Piste entgegen. Um die letzten Meter auf die Plattform zu rollen, ist man schon wieder sehr nah beim Vollgas. Oben hat man Abstellfläche direkt vor dem Tower, Restaurant und Golfplatz. Der ist aber nichts für betagte Herren, da geht es richtig bergauf. Ein Trike steht auch bereit, um mit Gästen Rundflüge zu machen. Der Pilot kümmert sich gleich um mich, fragt nach Sprit und erklärt einem worauf man beim Abflug besonders achten sollte (Naturschutzgebiete, die sind aber auf der Jeppesenkarte deutlich markiert).

Altiport L Alp de Huez TalblickAltiport L'Alp d'Huez Talblick

Die Kartenunterlagen, von denen er dann recht beeindruckt war, sind mit dem Flightplanner hergestellt. Optimal für jede Teiletappe vorbereitet, um nicht ganz im Kartendschungel unter zu gehen. Und diesmal war die Anfangsplanung auch für die gesamte Strecke dank des guten Wetters gültig.
Nachdem noch zwei weitere UL-Piloten aus Paris Ihre Fragen zum Flug los wurden, ging es nach einer ausgiebigen Stärkung weiter Richtung Süden. Die Mittagssonne brachte die Thermik so langsam auf Trab und schon waren auch einige Segelflieger am nächsten Zwischenstop in Aspres sur Buech am Start. Der dortige Flugleiter (ehemaliger Hubschrauberpilot) konnte sogar sehr gut Deutsch und damit waren auch spezielle Fragen zum Weiterkommen gut zu beantworten.
So richtig durchgeschüttelt wurde man dann im weiteren Verlauf am Übergang der Alpen in die Rhoneebene und so war ich froh bei jetzt recht kräftigem Mistral in Montpellier wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Halle gab es zwar keine zum Unterstellen, aber die Gewitterneigung hielt sich auch in Grenzen. Auf der Autobahn mußte das Vorankommen doch erheblich schwere gewesen sein, den die Begleiter waren erst am Abend am Flugplatz eingetroffen.
Am nächsten Morgen hatte ich mich aus der Online AIP für den südlich gelegenen Verkehrsflughafen, auf ein Coastline-Transit (Küste) vorbereitet. Aber wie mir schon der Flugplatzleiter in Aspres prognostizierte, war da keine Kooperation ohne Transponder zu erwarten. Also ging es erst einmal gegen den stetig blasenden Mistral nach Nordwest um die ausgedehnte Kontrollzone herum. Langsam wurde die Groundspeed schneller und nördlich von Perpignan, wieder an der Küste, waren schon gute 30km/h Rückenwind dabei.

Mittelmeerkueste Port la NouvelleBefahrbarer Strand am Mittelmeer

Gut daß der 1km von der Küste entfernt liegende UL-Platz Torreilles dann mit seinen gekreuzten Landebahnen, die passende im Wind hatte. Schnell den Flieger in den Windschatten der Halle, denn am Boden war das Handling dann doch recht kraftraubend. Das Tanken wurde auch gleich dort ausgeführt, bevor ich mich vom dortigen Fluglehrer die optimalen Weiterflugmöglichkeiten erklären lies. Von einem Flug in die Pyrenäen nach Andorra riet er mir wegen des heftigen Windes ab, aber das Überqueren der Ausläufer hier an der Küste war relativ gefahrlos in ausreichender Höhe möglich (nachdem ich ihm von der Landung in L’Alpe d‘Huez inklusive Steigraten mit dem 912er erzählen konnte). Vor drei Jahren wurden die dt. Teilnehmer auf dem Weg nach Spanien beim Überqueren heftigst durchgeschüttelt und das wollte ich tunlichst vermeiden und folgte den Hinweisen jetzt gerne. Hoch über den Sendemast auf der Grenze und weiter bis zur Kontrollzone von Gerona und dann weiter nach Westen abdrehen. Nachdem er mir noch Informationen für den Rückflug zu einigen Plätzen an der Atlantikküste per Telefon einholte, ging es zum Start. Nur in Bodennähe waren einige Verwirbelungen auszugleichen, aber das legte sich schnell wieder und so konnte ich den weiteren Steigflug mit kräftigem Rückenwind bis auf 6000ft genießen. Jedoch verpackte ich den Fotoaparat nach jeder Aufnahme wieder gut im Anzug, um bei möglichen Windscherungen gewappnet zu sein. Der Sendemast in 4700ft und die Autobahngrenzstation zogen unter mir durch, ohne daß es bedeutend unruhiger wurde. Der Rückenwind lies wie angekündigt langsam nach und schon überflog ich das erste spanische UL-Gelände von Ordis.
Tief einschneidende Täler überquerte ich westlich von Gerona. Sehenswert die an exponierten Stellen gelegenen Orte hoch über dem Tal. 

Gebirge NordspanienGebirge in Nordspanien

Unweigerlich wird man an eine Art Grand Canyon erinnert, bei den plötzlich steil abfallenden Hängen. Nächster Zwischenstop zum Füße vertreten und stärken war der UL-Platz Sallent-Pla de Bages bei Manresa, 50 km nördlich von Barcelona. Ein recht ansprechender Platz, der jedoch Montags Ruhetag hat. Neben dem geräumigen Clubhause, war eine unter Bäumen angelegte Picknickfläche mit schönen massiven Holztisch-Sitzgruppen. Leider ist die Lage mit einem Autobahnkreuz auf der einen und einem Kühlhaus auf der anderen sehr geräuschintensiv.
Weiter ging es die letzten 100 Kilometer für diesen Tag nach Mollerussa. Ein Platz auf einer Anhöhe mit nettem Blick auf die Stadt am Abend und im Gegensatz zum vorherigen Platz angenehm ruhig für die Nacht. Die drei zur Auswahl stehenden Landebahnen waren jetzt bei dem schwachen Wind natürlich Luxus, im Gegensatz zu dem letzten Platz in Frankreich. Mein Begleitteam war an diesem Abend froh die mehr als 500 km einigermaßen straufrei hinter sich gebracht zu haben, sollte doch der nächste Tag noch mal eine solche Tour bereit halten. Während die Autos etwas nach Norden der Autobahn über Zaragoza nach Madrid folgten, ging es mit dem Flieger etwas südlicher Richtung Sotos bei Cuenca. Dabei konnte ich zuerst den Rio Ebro als Stausee, der sich viele Kilometer durch das Hochland gegraben hat, bewundern. Anschließend ging es durch eine recht abwechslungsreiche Landschaft mit verschiedenen Höhenzügen nach Torremocha. Ein recht neuer Platz mit großzügiger Asphaltpiste und neuer Halle. Das Umfeld befindet sich gerade im Aufbau. 

Mittelgebirge ZentralspanienMittelgebirge Zentralspanien

Der anschließende Wald de Albarracain ist ein kleines Mittelgebirge mit sehenswerten Kratern und Schluchten.
In Sotos war ich angekündigt um Sprit zu bekommen. Der Platz war belagert von einigen Segelflieger und Motorseglern, unter anderem auch aus Deutschland. Der anschließende Nachmittagsflug südlich von Madrid vorbei nach Casarrubio del Monte war wieder ganz schön von Thermik geprägt und nach der Landung war es am Boden wie schon in Sotos richtig heiß. Alle saßen in der klimatisierten Bar und machten bei einem ausgiebigen Mal ihre Siesta. Der Platz mit über 20 neuen Hallen war eine riesige Baustelle, aber es war alles da, was man brauchte, im wesentlichen eine Tankstelle mit Mogas. Obwohl der Platz schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, was man an der Betonpiste deutlich erkennen konnte, war hier noch kein Wasser und Stromanschluß. Auch die 2 km lange Zufahrt war nur eine Schotterpiste. Deshalb liefen zwei große Generatoren und das Wasser wurde aus einem eigenen Brunnen hoch gepumpt. 

Hangarbaustelle bei MadridHangarstellplatz in Bau

Nachdem es ein Standort für Rettungshubschrauber werden soll, sollen dafür auch öffentliche Mittel fließen. Eine der neuen unfertigen Hallen wurde uns als Abstellplatz zugewiesen, was uns wegen der Hitze erst mal Schatten bot und der Flieger vor dem umlaufenden kräftigen Wind geschützt war. Daneben hatte eine Gyrocopterschmiede ihre Produktion. Stolz wurden alle Modelle (Doppelsitzer mit 912er Rotax) zum Fotoshooting aufgestellt. 

Madrid SchlossMadrid Schloss

Am folgenden Tag war ein Stadtbummel im 40 km entfernten Madrid angesagt, was ein voller Erfolg war. Viel gesehen, ohne von Auto- oder Menschenmassen zertreten worden zu sein. 

Madrid Bank de EspanaZentralbank Madrid

Damit konnte die letzte Etappe nach Portugal in Angriff genommen werden. Entlang des mächtigen Gebirgszuges nordwestlich von Madrid ging es gleich in der Früh gen Westen. Bei angenehm ruhiger Luft zogen so kuriose Anwesen mit gepflegtem Drei-Loch Golfplatz unter mir hindurch. Ein letzter Stop zur Tankkontrolle war in Coria, kurz vor der portugiesischen Grenze angesagt, wieder ein kleiner UL-Platz mit gekreuzten Bahnen. 

TejostaudammTejo Staudamm

Ein aufgestauter Seitenarm des Tejos kündigte die imposante Staumauer bei Alcantara an. Der Flußübergang soll dort schon von den Römern als strategischer Punkt genutzt worden sein. Die anschließenden letzten Kilometer nach Castelo Branco waren schnell hinter ein gebracht. 

Castelo Branco CampCamp Castelo Branco im Osten Portugals

Und da erkannte man auch schon das Camp für die PPG bei einer Kartbahn und der Flugplatz mit dem Hauptcamp. Natürlich wurde gleich ein Ziellandung in dem aufgezeichneten Feld probiert, was jedoch Folgen haben sollte. Denn kaum war ich am Abstellplatz angekommen, hatte ich den ersten Defekt der ganzen 2300 km langen problemlosen Reise, das Vorderrad war platt. Wie sich später herausstellte, direkt am Ventil, durch das beherzte Bremsmanöver. Nachdem die Begleitcrew noch unterwegs war, wurde das Camp mit dem ausgewiesenen Stellplatz begutachtet und die Anmeldeformalitäten rasch über die Bühne gebracht. Danach konnte ich auch gleich noch die ersten deutschen PPG-Piloten begrüßen. Nachdem das Camp bezogen war, ging es an den Austausch des Reifens, da ein englischer Flugkamerad einen passenden Schlauch zur Verfügung stellte.

Atlantik mit SeenebelAtlantikküste mit Nebelschwaden

Damit war der folgende Trip an die Küste mit einem meiner Begleiter sichergestellt. Am nächsten Morgen ging es über die letzte Berggruppe nach Westen. Diese waren zum Teil gekennzeichnet durch die großen Waldbrandflächen, welche auch in diesem Sommer in verschiedenen Teilen der Iberischen Halbinsel gewütet haben. Aber dann erwartete uns auf der Westseite ein gar unbekanntes Wetterphänomen, Wolken versperrten den direkten Weg nach Aveiro. Also Abtauchen unter die weiße Pracht und unter der lockeren Schicht bis zur Küste, wo sich noch etwas Seenebel unter die Wolken mischte. Aber der Militärplatz mit zivilem Teil direkt an der Küste konnte problemlos angeflogen werden. Mit extra Ausweisen ging es zum einstündigen Erkundungsspaziergang an den Strand. Gerade recht nach den letzten Tagen im Sitzen. Nach den Beweisfotos mit den Füßen im Meer und einer Stärkung in einer der Kneipen sollte eigentlich ein Flug an der Küste nach Süden folgen, aber die Nebelschwaden ließen nur eine Flugrichtung offen, zurück in die Berge Richtung Castelo Branco. Über ansprechendes Gelände mit hübschen Paßstraßen ging es in die deutlich heißere Region im Hinterland. Aber zumindest konnten wir sagen, wir waren am Atlantik baden.


Die EM startete am Samstag mit einer Eröffnungsfeier und anschließendem gemeinsamen Abendessen in der Stadt, das wohl letzte Ereignis, das die PPG-Piloten positiv in Erinnerung behalten sollten, falls es nicht im folgenden Chaos in Vergessenheit geraten ist.
Für die Classic Class Piloten gab es noch drei weitere gemeinsame Essen, zwei an verschiedenen Außenlandplätzen und eines am Pausentag zur organisierten Sightseeingtour in der nahen Umgebung. Wie zum Ende jeder Meisterschaft wurde wieder mit diversen Einsprüchen und Protesten um diverse Punkte gefeilscht. Leider war ich diesmal auch daran beteiligt, da mir ein bereits ausgehängter Tagessieg wieder entzogen wurde. Trotz der verbleibenden 4 Tagessiege reichte es damit am Ende nur noch zum undankbaren 4. Platz.
Aber alles in Allem war die Meisterschaft für mich sonst ein voller Erfolg, traumhaft schöne abwechslungsreiche Anreise und Flüge bei immer fast idealen Wetterbedingungen an der westlichsten Ecke Europas. Mit dabei 15 Plätze in 23 Flugstunden und über 2300 km.