Während man bei den PPG Meisterschaften in Portugal nicht mal mehr von
Schatten sprechen kann, da nicht mal eine Wertung zustande kam (also eher ein
schwarzes Loch), war es für die Classic Classes ein gelungenes Event.
Für mich als einziger Triketeilnehmer aus Deutschland begann das Unternehmen
Portugal eine Woche vor dem Start mit der Anreise aus Ippesheim bei Würzburg.
Schwere Gewitter in einer Front von Nordwest machten einen vorzeitigen Start
unmöglich. Auch der geplante Schlenker über Italien an die Mittelmeerküste
hätte damit eine zu große Zeitverzögerung bedeutet.
Umrahmt von ersten Blitz und Donner (aber noch in sicherer Entfernung) konnte
zumindest noch ein paar Platzrunden zum Testen des Twisters mit 912er Rotax
getätigt werden.
Reiseübersicht
Portugalflug (Details: Auf die Grafik klicken)
Für den kommenden Morgen sollten im Westen schon in der Früh
gute Bedingungen vorherrschen. Aber in Ippesheim war an einen Start vor 12 Uhr
nicht zu denken, dann ging es aber mit den letzten Regentropfen für die nächsten
zwei Wochen nach Mosbach. Nach dem Auftanken und dem Aktivieren des
vorbereiteten Flugplanes konnte es Richtung Frankreich gehen. Eigentlich hätte
man da noch einen Abstecher nach Hockenheim zum Formel 1 Training an diesem
Samstag machen sollen, aber ich wollte nicht unnötig meine Sprit und
Zeitreserven verbrauchen. Hinter Karlsruhe meldete ich meinen Grenzüberflug
bei Langen Information, was sogar mit meiner Handfunke dort ankam. Über den
Vogesen war schon Sonnenschein pur angesagt und ein genüßlicher Flug über
die Bergspitzen war angesagt. Die ausgedehnten Waldflächen wurden in den Tälern
durch Wiesenstreifen und Orte unterbrochen und gaben einem so ausreichend
Sicherheit für eine Außenlandung.
Kurz vor Epinal konnte ich meinen Flugplan ohne Probleme bei Reims Information
schließen. Aber nach dem Wiederstart war es mit Trafficinformation von Reims
vorbei. Auf die Anfrage, ob eine LF-R aktiv sei, bekam ich keine ergiebige
Antwort, vielleicht hätte ich mich nicht als Microlight melden sollen. Epinal
wird von einem recht betagten älteren Herr verwaltet, der jedoch nur französisch
konnte. Und so war ich froh als ich zumindest jemanden fand, der mir Avgas
geben konnte. Sonst hätte ich bei den UL Fliegern nach normalen Autosprit
gefragt. In der kleinen Kneipe gab es neben dem obligaten Stempel noch eine
Erfrischung, die man nach dem knapp 3h Flug gut mit einer kleinen Stärkung
vertragen konnte. Mit gutem Rückenwind ging es dann zügig zu einem
gepflegten Privatplatz östlich von Lyon. Verkehrsgünstig an der Autobahn
gelegen waren hier meine Begleiter schon vor Ort. Sie waren schon am frühen
Morgen gestartet und hatten dadurch bis weit nach Frankreich hinein immer
wieder Regenschauer.
Nächstes Tagesziel war Montpellier am Mittelmeer. Die 350 km wollte ich nicht
im Rhonetal fliegen, sondern noch einen Abstecher auf einen Altiport machen.
Ausgerüstet mit der Anflugkarte aus dem Internet (offiziell und kostenlos
unter http://www.sia.aviation-civile.gouv.fr/aip/enligne/METROPOLE/AIP/VAC/index.htm)
ging es zu dem wohl Bekanntesten und Steilsten, nach L’Alpe d‘Huez. Den
direkten Anflug auf die über 2000m hoch gelegenen und 16% steile breite
asphaltierte Piste war immer wieder durch Restbewölkung an den verschiedenen
Bergrücken versperrt. Erst im letzten Anlauf, (ich wollte schon zum nächsten
Ziel abdrehen) eröffnete sich das wolkenlose Panorama der umliegenden 3000der
Berge.
Eingang zum Altiport L'Alp d'Huez
Noch weit unterhalb der Platzrundenhöhe meldete ich den
ersten Waypoint. So langsam arbeitete ich mich, jetzt unterstützt durch
leichten Aufwind, zur Platzhöhe hoch (kein Problem bei leicht erhöhter
Reisedrehzahl mit dem 912er). Die Platzrunde selbst ist eine Acht über dem
Tower, um zu sehen, daß keiner gerade am Start in die Gegenrichtung steht. Im
Endteil gibt man instinktiv schon mehr Gas, weil man glaubt, man fliegt auf
eine Wand zu. Und ganz zum Schluß geht es dann auch recht schnell der Piste
entgegen. Um die letzten Meter auf die Plattform zu rollen, ist man schon
wieder sehr nah beim Vollgas. Oben hat man Abstellfläche direkt vor dem
Tower, Restaurant und Golfplatz. Der ist aber nichts für betagte Herren, da
geht es richtig bergauf. Ein Trike steht auch bereit, um mit Gästen Rundflüge
zu machen. Der Pilot kümmert sich gleich um mich, fragt nach Sprit und erklärt
einem worauf man beim Abflug besonders achten sollte (Naturschutzgebiete, die
sind aber auf der Jeppesenkarte deutlich markiert).
Altiport
L'Alp d'Huez Talblick
Die Kartenunterlagen, von denen er dann recht beeindruckt
war, sind mit dem Flightplanner hergestellt. Optimal für jede Teiletappe
vorbereitet, um nicht ganz im Kartendschungel unter zu gehen. Und diesmal war
die Anfangsplanung auch für die gesamte Strecke dank des guten Wetters gültig.
Nachdem noch zwei weitere UL-Piloten aus Paris Ihre Fragen zum Flug los
wurden, ging es nach einer ausgiebigen Stärkung weiter Richtung Süden. Die
Mittagssonne brachte die Thermik so langsam auf Trab und schon waren auch
einige Segelflieger am nächsten Zwischenstop in Aspres sur Buech am Start.
Der dortige Flugleiter (ehemaliger Hubschrauberpilot) konnte sogar sehr gut
Deutsch und damit waren auch spezielle Fragen zum Weiterkommen gut zu
beantworten.
So richtig durchgeschüttelt wurde man dann im weiteren Verlauf am Übergang
der Alpen in die Rhoneebene und so war ich froh bei jetzt recht kräftigem
Mistral in Montpellier wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Halle
gab es zwar keine zum Unterstellen, aber die Gewitterneigung hielt sich auch
in Grenzen. Auf der Autobahn mußte das Vorankommen doch erheblich schwere
gewesen sein, den die Begleiter waren erst am Abend am Flugplatz eingetroffen.
Am nächsten Morgen hatte ich mich aus der Online AIP für den südlich
gelegenen Verkehrsflughafen, auf ein Coastline-Transit (Küste) vorbereitet.
Aber wie mir schon der Flugplatzleiter in Aspres prognostizierte, war da keine
Kooperation ohne Transponder zu erwarten. Also ging es erst einmal gegen den
stetig blasenden Mistral nach Nordwest um die ausgedehnte Kontrollzone herum.
Langsam wurde die Groundspeed schneller und nördlich von Perpignan, wieder an
der Küste, waren schon gute 30km/h Rückenwind dabei.
Befahrbarer Strand am Mittelmeer
Gut daß der 1km von der Küste entfernt liegende UL-Platz
Torreilles dann mit seinen gekreuzten Landebahnen, die passende im Wind hatte.
Schnell den Flieger in den Windschatten der Halle, denn am Boden war das
Handling dann doch recht kraftraubend. Das Tanken wurde auch gleich dort
ausgeführt, bevor ich mich vom dortigen Fluglehrer die optimalen Weiterflugmöglichkeiten
erklären lies. Von einem Flug in die Pyrenäen nach Andorra riet er mir wegen
des heftigen Windes ab, aber das Überqueren der Ausläufer hier an der Küste
war relativ gefahrlos in ausreichender Höhe möglich (nachdem ich ihm von der
Landung in L’Alpe d‘Huez inklusive Steigraten mit dem 912er erzählen
konnte). Vor drei Jahren wurden die dt. Teilnehmer auf dem Weg nach Spanien
beim Überqueren heftigst durchgeschüttelt und das wollte ich tunlichst
vermeiden und folgte den Hinweisen jetzt gerne. Hoch über den Sendemast auf
der Grenze und weiter bis zur Kontrollzone von Gerona und dann weiter nach
Westen abdrehen. Nachdem er mir noch Informationen für den Rückflug zu
einigen Plätzen an der Atlantikküste per Telefon einholte, ging es zum
Start. Nur in Bodennähe waren einige Verwirbelungen auszugleichen, aber das
legte sich schnell wieder und so konnte ich den weiteren Steigflug mit kräftigem
Rückenwind bis auf 6000ft genießen. Jedoch verpackte ich den Fotoaparat nach
jeder Aufnahme wieder gut im Anzug, um bei möglichen Windscherungen gewappnet
zu sein. Der Sendemast in 4700ft und die Autobahngrenzstation zogen unter mir
durch, ohne daß es bedeutend unruhiger wurde. Der Rückenwind lies wie angekündigt
langsam nach und schon überflog ich das erste spanische UL-Gelände von Ordis.
Tief einschneidende Täler überquerte ich westlich von Gerona. Sehenswert die
an exponierten Stellen gelegenen Orte hoch über dem Tal.
Gebirge in Nordspanien
Unweigerlich wird man an eine Art Grand Canyon erinnert,
bei den plötzlich steil abfallenden Hängen. Nächster Zwischenstop zum Füße
vertreten und stärken war der UL-Platz Sallent-Pla de Bages bei Manresa, 50
km nördlich von Barcelona. Ein recht ansprechender Platz, der jedoch Montags
Ruhetag hat. Neben dem geräumigen Clubhause, war eine unter Bäumen angelegte
Picknickfläche mit schönen massiven Holztisch-Sitzgruppen. Leider ist die
Lage mit einem Autobahnkreuz auf der einen und einem Kühlhaus auf der anderen
sehr geräuschintensiv.
Weiter ging es die letzten 100 Kilometer für diesen Tag nach Mollerussa. Ein
Platz auf einer Anhöhe mit nettem Blick auf die Stadt am Abend und im
Gegensatz zum vorherigen Platz angenehm ruhig für die Nacht. Die drei zur
Auswahl stehenden Landebahnen waren jetzt bei dem schwachen Wind natürlich
Luxus, im Gegensatz zu dem letzten Platz in Frankreich. Mein Begleitteam war
an diesem Abend froh die mehr als 500 km einigermaßen straufrei hinter sich
gebracht zu haben, sollte doch der nächste Tag noch mal eine solche Tour
bereit halten. Während die Autos etwas nach Norden der Autobahn über
Zaragoza nach Madrid folgten, ging es mit dem Flieger etwas südlicher
Richtung Sotos bei Cuenca. Dabei konnte ich zuerst den Rio Ebro als Stausee,
der sich viele Kilometer durch das Hochland gegraben hat, bewundern. Anschließend
ging es durch eine recht abwechslungsreiche Landschaft mit verschiedenen Höhenzügen
nach Torremocha. Ein recht neuer Platz mit großzügiger Asphaltpiste und
neuer Halle. Das Umfeld befindet sich gerade im Aufbau.
Mittelgebirge Zentralspanien
Der anschließende Wald de Albarracain ist ein kleines
Mittelgebirge mit sehenswerten Kratern und Schluchten.
In Sotos war ich angekündigt um Sprit zu bekommen. Der Platz war belagert von
einigen Segelflieger und Motorseglern, unter anderem auch aus Deutschland. Der
anschließende Nachmittagsflug südlich von Madrid vorbei nach Casarrubio del
Monte war wieder ganz schön von Thermik geprägt und nach der Landung war es
am Boden wie schon in Sotos richtig heiß. Alle saßen in der klimatisierten
Bar und machten bei einem ausgiebigen Mal ihre Siesta. Der Platz mit über 20
neuen Hallen war eine riesige Baustelle, aber es war alles da, was man
brauchte, im wesentlichen eine Tankstelle mit Mogas. Obwohl der Platz schon
einige Jahre auf dem Buckel hatte, was man an der Betonpiste deutlich erkennen
konnte, war hier noch kein Wasser und Stromanschluß. Auch die 2 km lange
Zufahrt war nur eine Schotterpiste. Deshalb liefen zwei große Generatoren und
das Wasser wurde aus einem eigenen Brunnen hoch gepumpt.
Hangarstellplatz in Bau
Nachdem es ein Standort für Rettungshubschrauber werden
soll, sollen dafür auch öffentliche Mittel fließen. Eine der neuen
unfertigen Hallen wurde uns als Abstellplatz zugewiesen, was uns wegen der
Hitze erst mal Schatten bot und der Flieger vor dem umlaufenden kräftigen
Wind geschützt war. Daneben hatte eine Gyrocopterschmiede ihre Produktion.
Stolz wurden alle Modelle (Doppelsitzer mit 912er Rotax) zum Fotoshooting
aufgestellt.
Madrid Schloss
Am folgenden Tag war ein Stadtbummel im 40 km entfernten
Madrid angesagt, was ein voller Erfolg war. Viel gesehen, ohne von Auto-
oder Menschenmassen zertreten worden zu sein.
Zentralbank Madrid
Damit konnte die letzte Etappe nach Portugal in Angriff
genommen werden. Entlang des mächtigen Gebirgszuges nordwestlich von Madrid
ging es gleich in der Früh gen Westen. Bei angenehm ruhiger Luft zogen so
kuriose Anwesen mit gepflegtem Drei-Loch Golfplatz unter mir hindurch. Ein
letzter Stop zur Tankkontrolle war in Coria, kurz vor der portugiesischen
Grenze angesagt, wieder ein kleiner UL-Platz mit gekreuzten Bahnen.
Tejo Staudamm
Ein aufgestauter Seitenarm des Tejos kündigte die
imposante Staumauer bei Alcantara an. Der Flußübergang soll dort schon von
den Römern als strategischer Punkt genutzt worden sein. Die anschließenden
letzten Kilometer nach Castelo Branco waren schnell hinter ein gebracht.
Camp Castelo Branco im Osten Portugals
Und da erkannte man auch schon das Camp für die PPG bei
einer Kartbahn und der Flugplatz mit dem Hauptcamp. Natürlich wurde gleich
ein Ziellandung in dem aufgezeichneten Feld probiert, was jedoch Folgen haben
sollte. Denn kaum war ich am Abstellplatz angekommen, hatte ich den ersten
Defekt der ganzen 2300 km langen problemlosen Reise, das Vorderrad war platt.
Wie sich später herausstellte, direkt am Ventil, durch das beherzte Bremsmanöver.
Nachdem die Begleitcrew noch unterwegs war, wurde das Camp mit dem
ausgewiesenen Stellplatz begutachtet und die Anmeldeformalitäten rasch über
die Bühne gebracht. Danach konnte ich auch gleich noch die ersten deutschen
PPG-Piloten begrüßen. Nachdem das Camp bezogen war, ging es an den Austausch
des Reifens, da ein englischer Flugkamerad einen passenden Schlauch zur Verfügung
stellte.
Atlantikküste mit Nebelschwaden
Damit war der folgende Trip an die Küste mit einem meiner
Begleiter sichergestellt. Am nächsten Morgen ging es über die letzte
Berggruppe nach Westen. Diese waren zum Teil gekennzeichnet durch die großen
Waldbrandflächen, welche auch in diesem Sommer in verschiedenen Teilen der
Iberischen Halbinsel gewütet haben. Aber dann erwartete uns auf der Westseite
ein gar unbekanntes Wetterphänomen, Wolken versperrten den direkten Weg nach
Aveiro. Also Abtauchen unter die weiße Pracht und unter der lockeren Schicht
bis zur Küste, wo sich noch etwas Seenebel unter die Wolken mischte. Aber der
Militärplatz mit zivilem Teil direkt an der Küste konnte problemlos
angeflogen werden. Mit extra Ausweisen ging es zum einstündigen
Erkundungsspaziergang an den Strand. Gerade recht nach den letzten Tagen im
Sitzen. Nach den Beweisfotos mit den Füßen im Meer und einer Stärkung in
einer der Kneipen sollte eigentlich ein Flug an der Küste nach Süden folgen,
aber die Nebelschwaden ließen nur eine Flugrichtung offen, zurück in die
Berge Richtung Castelo Branco. Über ansprechendes Gelände mit hübschen Paßstraßen
ging es in die deutlich heißere Region im Hinterland. Aber zumindest konnten
wir sagen, wir waren am Atlantik baden.
Die EM startete am Samstag mit einer Eröffnungsfeier und anschließendem
gemeinsamen Abendessen in der Stadt, das wohl letzte Ereignis, das die
PPG-Piloten positiv in Erinnerung behalten sollten, falls es nicht im
folgenden Chaos in Vergessenheit geraten ist.
Für die Classic Class Piloten gab es noch drei weitere gemeinsame Essen, zwei
an verschiedenen Außenlandplätzen und eines am Pausentag zur organisierten
Sightseeingtour in der nahen Umgebung. Wie zum Ende jeder Meisterschaft wurde
wieder mit diversen Einsprüchen und Protesten um diverse Punkte gefeilscht.
Leider war ich diesmal auch daran beteiligt, da mir ein bereits ausgehängter
Tagessieg wieder entzogen wurde. Trotz der verbleibenden 4 Tagessiege reichte
es damit am Ende nur noch zum undankbaren 4. Platz.
Aber alles in Allem war die Meisterschaft für mich sonst ein voller Erfolg,
traumhaft schöne abwechslungsreiche Anreise und Flüge bei immer fast idealen
Wetterbedingungen an der westlichsten Ecke Europas. Mit dabei 15 Plätze in 23
Flugstunden und über 2300 km.