Landung mit militärischer Begleitung
Sylt Pfingsten 2004 von Viktor Wyklicky
Wenn diese Schlagzeile in der Presse erscheint,
ist davon auszugehen, daß der betreffende Pilot vermutlich seinen Flug nicht
mehr fortsetzen wird und seinen Flugschein so schnell nicht wieder sieht. Etwas
anders bei unser diesjährigen Pfingsttour nach Schleswig-Holstein. Mit guten
Kontakten zum Marinefliegergeschwader in Eggebek ausgestattet und die
Landegenehmigung lange vorher beantragt, wurden wir, nach ausgiebiger Führung,
wieder in die dritte Dimensionen entlassen. Aber erst mal der Reihe nach.
Reiseübersicht nach Sylt
(Details: Auf die Grafik klicken)
Für unsere Tour hatten wir diesmal eine Menge
fliegerisches Begleitprogramm eingeplant. Am Pfingstsonntag lag Brilon mit
Flugtag auf der Route, Montag Flugtag in Goch, Mittwoch Laage, wo der neue
Eurofighter an die Bundeswehr übergeben wurde, Donnerstag Besichtigung des
Marinefliegergeschwaders in Eggebek und Freitag Ballonstart Am Salzgittersee.
Leider zeichnet sich aber schon am Wochenende ab,
das Wetter wird wohl nicht so ganz mitspielen. Irgend wann am Montag sollte eine
Kaltfront mit mehreren Wellen Deutschland überqueren. Nun hätte man natürlich
sagen können, dann machen wir eben am Sonntag noch einen netten Kaffeeausflug
und damit hat sich's dann. Da aber das Wetter selten hält was es verspricht,
ging es am Sonntag planmäßig von Ippesheim bei Würzburg über Fulda und
Lauterbach nach Brilon. Dort kam es auch schon zur ersten Begegnung mit der
Bundeswehr, allerdings noch am Boden. Zwei Ausstellungshubschrauber aus Fritzlar
waren dort zu besichtigen, eine BO 105 und ein UH1D.
Am Abend ging es dann noch bei Sonnenschein nach
Hamm unserem Quartier für zwei Nächte.
Wir hatten Glück, daß die Wartungshalle gerade
freigeräumt war und unsere Trikes vom Type Twister und Spider knapp durchs
niedrige Hallentor paßten. Das vierte Trike von Aircreation mit deutlich höherem
Aufbau fand in einer anderen Halle Platz. Das war auch gut so, denn schon am nächsten
Morgen wurden wir von Regentropfen geweckt. Ein ausgiebiges Frühstück am
Flugplatz überbrückte den Vormittag. Das Wetterradar am PC machte Hoffnung auf
einen kurzen Rundflug am späten Nachmittag. Doch die Regenwolken blieben quasi
stationär über dem östlichen Ruhrgebiet liegen. Der Besuch in Goch mußte
ausfallen, selbst ein Hüpfer nach Drensteinsfurt war mit Regenrisiko behaftet.
Also mußte ein Stadtbummel das Fliegerloch stopfen, wenig zur Freude unserer
Begleitmannschaft, da am Pfingstmontag die Geschäfte nur in den Schaufenstern
zu begutachten waren.
Dienstag morgen, strahlender Sonnenschein,
Wetterberatung für den Flug nach Schleswig-Holstein in Hamburg einholen. Die böse
Überraschung folgte mit schlechten Sichten am Morgen mit nahtlosem Übergang zu
starker Gewitterneigung. Der Kontrollanruf bei der Flugwetterberatung in Essen für
möglich Alternativen sah jedoch etwas rosiger aus. Am späten Vormittag sollte
ein Fenster von ca. 3 Stunden einen Flug nach Norden möglich machen.
Bremerhafen Flugplatz
Also
wurden alle in Frage kommenden Flugplätze nach Hallenplätzen und aktuellem
Wetter abgefragt und die Reise sollte Step by Step Richtung Norden starten.
Nachdem es nur in Höhe Osnabrück etwas dichtere Wolken gab, konnte Damme erst
mal rechts liegen gelassen werden. In Oldenburg machte die Spritversorgung etwas
Probleme, aber das war noch kein wirkliches Hindernis zum Weiterfliegen.
Bremerhafen
Auch
die Wesermündung bei Bremerhafen lies einen schönen Ausblick auf den Flugplatz
und die Stadt am Meer zu.
Nord-Ostsee-Kanal
Schleusen an der Elbe
Und schon kam mit der Elbemündung unser nächstes
Ziel St. Michaelisdonn näher. In über 2000 ft ging es noch mit einer
Ehrenrunde über die Schleusenanlagen des Nordostseekanals in die Platzrunde.
Tanken war hier kein Problem, ein fahrbahres 1000 Liter Faß sollte für uns
Leichtgewichte gerade reichen. Zwischenzeitlich meldete sich unsere Begleitcrew
aus Bremen mit einer dunklen Gewitterfront und so wurde die Weiterreise nach
Wahlstedt aus Sicherheitsgründen kurzerhand gestrichen.
St. Michaelisdonn Fluggeräte
Der geschäftige
Flugplatzkapitän arrangierte Unterkunft und Essen für den Abend und natürlich
Hallenplätze für die Trikes. Also man muß sagen, das lief wie am Schnürchen.
Nach einem ausgiebigen Abendspaziergang, die Gewitterwolken kamen natürlich
nicht bis zu uns hoch, war eine ruhige Nacht angesagt.
Timmendorfer
Strand
Sonnenschein mit etwas frischem Wind aus NE präsentierte
sich am nächsten Tag, so daß ein Flug an die Ostsee gerade das Richtige war.
Mit Sierksdorf war ein Flugplatz gefunden der nicht gerade die günstigsten
Landegebühren für UL hat, jedoch die Möglichkeit mit einen bequemen
Spaziergang an die Küste aufwarten konnte. Erst ein erfrischendes Fußbad im
Meer und anschließend die wohlverdiente Stärkung an der belebten, aber noch
nicht überlaufenen Uferpromende rundeten diesen Aufenthalt ab. Der anschließende
Überflug Richtung Timmendorfer Strand nach Travemünde und weiter nach Lübeck
hatte schon Bilderbuchcharakter. Hamburg wurde nur am Norden gestreift, die
Kontrollzone lies ein weiteres Besichtigen der Hansestadt nicht zu. Ein kräftiges
lokales Gewitter über St. Michaelisdonn zog genau in die richtige Richtung,
nach Westen, ab und so konnte nach kurzem Aufenthalt in Itzehohe wieder am
Heimatstützpunkt gelandet werden.
Am Donnerstag war die erste Etappe nach Husum zum
Nachtanken ein Katzensprung. Aber mit ständigem Blick auf die Küste und das
Watt, die richtige Einstimmung zum Flug über die nördlichste Inselwelt
Deutschlands. Besonderheit hier, die Landebahn ist in der Hälfte mit einem Zaun
zum militärischen Teil hin abgetrennt. Nach dem Start war aber schnell wieder
die Küste erreicht und mit knapp 3000 ft die Vögel im Wattenmeer ungestört.
Gut zu erkennen die kleine Inselbahn auf Langeness und dahinter schon Wyk auf Föhr
mit Hafen und Flugplatz - wie aus dem Hochglanzprospekt.
Wyk
au Föhr
Gut zu erkennen im Watt
die Routen der Fährverbindungen zum Festland nach Dagebüll und weiter in die
andere Richtung nach Amrum. Aber wir konnten gar nicht langsam genug fliegen,
den schon waren wir über der Südspitze von Sylt und damit dem nächsten
Highlight unserer Tour.
Sylt mit Eisenbahndamm
Meerseitig ging es mit fantastischem Blick auf
Westerland mit Flugplatz langsam an die Nordspitze mit den Dünen.
Westerland Flugplatz
Sylt-Romoe
Ganz anders
die sich anschließende Insel Romoe, mit einem breiten Sandstrand zum offenen
Meer, ideal für die Strandsegler die sich dort austobten. Aber dann ging es
auch schon wieder zurück Richtung Flensburg auf die andere, die Ostseeseite.
Das Restaurant hatte noch nicht geöffnet und Sprit gab es auch keinen auf die
Schnelle. Also wurde das nächste Ziel anvisiert, Airbase Eggebek. Die
Landegenehmigung wurde telefonisch nochmal bestätigt und so ging es gleich von
der Platzrunde in die Kontrollzone. Eggebek Radar wies uns gleich an, nicht höher
als 1000 ft zu steigen. Reger Abflugverkehr der Tornados war zu verzeichnen.
Tornadostart
Im
Gegenanflug donnerten die nächsten Kampfjets über die Startbahn, doch jetzt
hatte man Wichtigeres zu tun als sich auf eine ausgiebige Fotosession zu
konzentrieren. Imposant das dumpfe Grollen der gerade gestarteten Maschinen
keine 1000 m von einem entfernt. Noch drei Maschinen waren in Lauerstellung als
wir die Anfrage erhielten, wegen der Wirbelschleppen eventuell auf dem Taxiway
landen zu können. Mancher Platz wäre froh zumindest eine solche Asphaltpiste
zu besitzen und so gingen wir direkt vor dem Tower runter. Schon beim Zurückrollen
zum Abstellplatz ging die nächste Formation in den Himmel - nichts für ruhebedürftige
Kurgäste.
Wir wurden schon am Abstellplatz erwartet und es
ging zu einer ausgiebigen Besichtigung des Flugplatzareals, was natürlich nur
mit einer kleinen Gruppe wie wir es waren, machbar war. Das geschäftige Treiben
auf dem Platz war unter anderem dem Umstand zu verdanken, daß der Nachbarplatz
wegen Sanierungsarbeiten der Landebahn auf diesen Stützpunkt ausgelagert war.
Konnte uns natürlich nur recht sein, so war einiges zusätzliches Sehenswertes
geboten.
Tornadowartung
Schwerpunkt unserer Besichtigung waren anschließend die Wartungs- und
Instandsetzungsarbeiten. Viel zu schnell waren die einzelnen Stationen
durchlaufen. Und so wurde am Schluß noch ein Wetterbriefing für den nächsten
Tag abgehalten. Nicht ohne ein kleines Präsent aus unserer Weinbaugegend zu überreichen,
machten wir uns wieder für den Heimflug fertig. Eine Formation aus zwei
Tornados zeigte deren Variante der Landung, bis wir die Freigabe zum Start auf
der richtigen Piste erhielten. Noch ein letzter Blick zurück auf die Airbase
und schon waren wir am Rand der Kontrollzone und wurden von den Kontrollern
verabschiedet. Auf dem Heimflug, vorbei an Husum, war man mehr mit dem
Verarbeiten des Erlebten beschäftigt als mit dem Sammeln neuer Eindrücke.
Dafür hatten wir dann aber am nächsten Tag noch
mal genügend Zeit, denn das Wetterbriefing sollte recht behalten und die nächste
Störung war schon am frühen Morgen über uns. So konnten wir der freundlichen
Einladung nach Lüneburg zu fliegen nicht nachkommen, dort hatten Sie uns extra
einen Flugleiter bereitgestellt um uns gebührend zu empfangen. Kurz kam am
Nachmittag dann doch noch die Sonne zum Vorschein, aber um den Rückflug
anzutreten war es etwas zu unsicher.
Von Westen her langsame Wetterberuhigung führte
uns über Rotenburg/Wümme, wo wir gerade bei der Landung unseren einzigen
Regenschauer der Reise ab bekommen sollten. Der Weser entlang ging es bis zur
Porta Westfalica nur in 1000 ft GND. Aber das anschließende Bergland war
zumindest nach Westen hin besser gestellt und somit war der Weiterflug nach
Oerlinghausen wieder sehr entspannend. Gemütlich vom Flugplatzrestaurant die
Wolkenspiele beobachtend, wurde als Tagesziel Mosenberg bei Homberg/Efze
festgelegt. Der exponierte Platz bot auch vom Boden aus schon einen guten
Rundblick auf die umliegenden Täler. Die Altstadt hätte eine ausgiebigere
Besichtigung verdient.
Etwas Restbewölkung und Dunst erschwerte nur am
Anfang noch das gradlinige Ansteuern des letzten Zieles von Lager Hammelburg.
Bei sommerlichen Temperaturen war dann auch das letzte Stück zurück nach
Ippesheim nur noch Formsache.
Mit zwei Pausentagen in unserer Flugwoche waren
wir noch gut bedient. Hätten wir nicht die nördlichste Ecke ausgekuckt, wäre
eine derartige Flugleistung in der Woche unmöglich gewesen. Also war es mal
wieder eine glückliche Entscheidung nicht nur einen Sonntagnachmittags
Kaffeeflug zu starten. Die Höhepunkte in Schleswig-Holstein mit Ostseestrand,
Überflug Sylt und der Besuch in Eggebek wären uns sonst verwehrt geblieben.
Und auch wenn wir nicht unser volles Programm abfliegen und erleben konnten,
diese Höhepunkte allein waren die Reise wert. Und somit kann es nach dem
Verarbeiten dieser Flugerlebnisse zur nächsten Reiseplanung gehen.
Reisedaten: 8 Tage unterwegs,
1850 km in 22 Flugstunden und 15 neue Flugplätze
kennen gelernt