Toblach/Südtirol 2012
Herbstwochenende in Südtirol 2012 von Viktor Wyklicky
Flug in den Alpen 2012 (Details: Auf die Grafik klicken)
Zum Wochenende nach Südtirol
Goldener Oktober hat bei uns in Bayern fliegerisch häufig bei stabiler
Hochdrucklage auch Nebel mit im Gepäck. Dafür ist die Luft über den Alpen
aber angenehm ruhig, so wie sonst nur in den Früh- und Abendstunden im Sommer.
Wenn dann noch eine Föhnwetterlage dazu kommt ist es zwar angenehm warm, aber
eben nicht mehr so ruhig am Alpenhauptkamm. Bei unserem Trip nach Toblach
schaufelte ein Hoch sehr trockene und warme Luft in die Alpen, auf 2000m plus 10
Grad. Das sind angenehme Bedingungen für ein Trike.
Nachdem wir von unseren Zwischenstationen in Sterzing, Toblach und Cavalese
grünes Licht für eine Landung bekommen haben, lag es eigentlich nur noch an
den beiden Faktoren Föhn und Nebel, ob das Wochenende in Toblach klappen sollte
oder nicht. Am Freitag meldete Austrocontrol noch abklingenden Föhn und Nebel
in den Donauniederungen. Samstag Morgen, strahlender Sonnenschein in Lindau am
Bodensee, ideale Bedingungen für einen Alpenflug. Und auch die zweite Maschine
aus Würzburg konnte schon in der Früh Richtung Süden los.
Bodenseenebel Abflug
Nachdem beide Trikes, ein Eagle und ein Tanarq, vollgetankt und abflugbereit
waren, ging es vom Wildberg mit Blick auf den inzwischen etwas bewölkten
Bodensee Richtung Agathazeller Moos, einem Segelflugplatz bei Sonthofen als
Wendepunkt nach Südosten. Mit leicht erhöhter Drehzahl machten wir stetig
Höhe gut, bis die ersten Felsen uns beim Nebelhorn in Höhe Obersdorf
begrüßten. Zum Hochvogel konnten wir noch etwas nach oben schauen, Flughöhe
Tendenz weiter steigend, denn bis zum Alpenhauptkamm am Timmelsjoch wollten wir
so auf 11.0000 Fuß sein. Zuvor kreuzten wir noch das Inntal bei Imst, mit Blick
auf das Zugspitzmassiv im Nordosten.
Bergpanorama Cockpit
Danach aber fesselten uns die Blicke auf die im sprichwörtlichen Sinn
majestätisch vor uns liegenden Gletscher zwischen Pitztal und Ötztal. Der
Anblick war so überwältigend, daß wir uns kurzzeitig aus den Augen verloren
und uns über Funk wieder zusammenlotsen mussten.
Auf der noch offenen, aber sonst von Schnee umgebenen Passstraße zum
Timmelsjoch war noch entsprechend Betrieb. Die weiße Pracht von Anfang der
Woche reichte auf der Nordseite noch bis auf 1700m hinunter. Der am Vortag noch
gemeldete Südwind war Vergangenheit, ohne nennenswerte Luftbewegungen genossen
wir den Überflug der Kammlage.
Eisacktal Sterzing
Mit einem leichten Schwenk nach Osten begann auch der unvermeidliche Abstieg
Richtung Sterzing.
Brenner Hochstrasse
Mit einem großen Bogen konnte ich einen Blick auf die ein
Jahr zuvor mit dem Rad erklommene Brennerhöhenstraße genießen. Das glitzernde
bläuliche Weiß der Alpennordseite verwandelte sich in das herbstliche
grünbraun der Täler. Knapp 15 Minuten Standgasflug hinab zum Segelfluggelände
von Sterzing mit der 500m langen hindernisfreien Piste folgte.
Sterzing Halle
Waren wir zur
Landung noch ganz alleine, kamen sogleich zwei Clubmitglieder von nahen
Modellflugplatz rüber und wie es der Zufall will eine ganze Busladung
Flugbegeisterter aus dem österreichischen Nötsch mit seinem gleichnamigen
Segelflugzentrum. So konnten die kleinen Schätze der Halle mit fachkundiger
Information besichtigt werden. Neben einem Dreiachs UL war auch noch ein
Scheibe-Motorsegler mit Schleppkupplung versehen, hauptsächlich wird jedoch mit
der Winde am Platz geschleppt.
Franzensfeste
Die Zeit war fortgeschritten und wir starteten zu unserem Etappenziel nach
Toblach. Diesmal schön entlang der Eisack und ab der Festung Franzensfeste dem
Pustertal aufwärts folgend. Die Schatten im Tal wurden deutlich dunkler und die
Sonne konnte nur noch die Südhänge und ausgerichteten Täler mit Licht
durchfluten.
Toblach Graspiste
Der Militärplatz in Toblach mit seiner 700m langen Graspiste ist am Wochenende
für zivile Maschinen anfliegbar. Er liegt verkehrsgünstig am Ortsrand und man
kommt zu Fuß zur Tankstelle und Hotel.
Toblach Abendstimmung
Der Abendspaziergang in den Ort ist
genau das richtige Ausgleichsprogramm. Jetzt im Oktober ist, anders als in Bozen
(Törgelen), die Saison zu Ende und so ist es angenehm ruhig. Aber die Kirchweih
bescherte uns ein kleines Fest auf dem Marktplatz und am Morgen ein Ständchen
mit Blasmusik.
Toblach Airfield
Die Sonne hatte unsere nur minimal mit Raureif überzogenen Flächen schon
wieder aufgetaut. Die Anströmkante und die Gondel waren trocken geblieben.
Toblach Abflug
Nach
dem Aufrüsten und der Einweisung in das Verhalten in den Naturparks (mind. 500m
GND) konnte es quer durch die Dolomiten nach Cavalese gehen.
Prager Wildsee
Hochgebirge Sennesalm
Zuvor war aber die
Sennesalm mit ihrer höchstgelegenen Piste (leider nicht mehr aktiv wegen dem
Naturpark) von oben zu begutachten. Letzten Herbst war ich da noch mit dem Radl
auf über 2000m von Cortina aus unterwegs. Cortinas 3000 m lange Betonpiste ist
auch schon seit langem nicht mehr aktiv und wird als Wohnmobilstellplatz und
Hubschrauberbasis genutzt. Für ein UL wäre aber noch genügend Platz zum
Landen. Zwischen Monte Cristallo und Tofana ging es in der herrlichen
Morgensonne dem Passo Giau entgegen.
Marmolada
Beim Anflug auf die Marmolada, dem
höchsten Gipfel in den Dolomiten, hatte man einen beeindruckenden Blick auf den
Sellagebirgsstock, der wie ein Klotz in der Landschaft steht. Die Marmolada
dagegen ist nur ein schmaler Grat und trotzdem sitzt oben drauf eine mächtige
Seilbahnstation.
Cavalese
Schon gleiten wir wieder hinab zum kleinen UL Gelände von Cavalese. Der im
Talgrund liegende Grasplatz ist eher was für Trikes, da der Anflug nicht ganz
Hindernisfrei ist und die Bahn nur knapp 300m lang ist. Daneben ist der Talwind
besonders im Sommer ab Mittag zu beachten. Am Boden begrüßt uns ein mit einer
zerrissenen Plane abgedecktes Trike, dessen Segel einen ebenfalls sehr spröden
Eindruck hinterlässt - gut das wir da nicht mitfliegen müssen. Nach einer
kurzen Stärkung starten wir auf der 26 Richtung Vervo Altiport auf der anderen
Seite des Etschtals. Im breiten Talgrund mit Blick Richtung Kalterer See und
Bozen ist jeder Quadratmeter mit Obstplantagen zugepflastert, da nutzt einem die
komfortable Höhe im Zweifelsfall auch wenig weiter. Vervo, wie auch das etwas
südlich davon gelegene Termon sind klassische UL-Altiports für gehobene
Ansprüche. Da muß Wind und Anflug genau passen, sonst hat man schnell ein Rad
weniger am Fahrgestell. Wir aber betrachten den Platz mit markanter grüner
Halle nur von oben und gehen auf Nordwestkurs. Einige Stauseen überqueren wir
auf dem Weg Richtung Reschenpass. Im ebenfalls noch vom Obstbau geprägten
Vinschgau westlich Meran beeindruckt uns der Blick zum Weisskugel im
Alpenhauptkamm.
Weisskugel
Langsam steigen wir der Spitze entgegen, doch ganz ohne Gas
nachzuschieben kommen wir nicht auf seine Höhe von 3736 m. Wir knacken zwar die
Grenze von über 12.000ft, aber 4000m erreichen wir nicht mehr ganz. Über dem
Kaunergletscher sinken wir schon wieder etwas hinab Richtung Stausee, bevor es
wieder auf Kurs Richtung Arlberg geht. Der letzte Höhenzug vor dem Bregenzer
Wald wird schon ohne weißem Zuckerguss überflogen. Kurz darauf ist auch das
letzte Steinmassiv hinter uns und mit gedrosselter Leistung blicken wir über
den Pfänder am Bodensee in eine Nebelglocke über der Wasserfläche. Leichter
Dunst hat sich auch schon im Rheintal gebildet, ohne aber die Sicht nicht
wirklich zu beeinträchtigen. Im Norden am Wildberg ist Sonne pur angesagt, so
wie auf unserer ganzen Tour.
Trotz der großen Höhe und den Anstiegen dazu bin ich von meinem Verbrauch des
BMW beeindruckt, mit 7,9 l/h war er erheblich genügsamer als der 912er des
Tanarq. Mit fast sieben Stunden Flugzeit in den Bergen war dieser Wochenendtrip
vom Unterhaltungswert bei diesen idealen Bedingungen nicht mehr zu toppen. Und
meine neuen Handschuhe mit Heizung blieben ebenso ungenutzt, wie die sonstigen
Vorkehrungen für kalte Höhenflüge. Ein gelungener Flug auch zum
Saisonabschluß.
Informationen zum Flugplatz Toblach, Sterzing und Cavalese findet man natürlich
im Avioportolano, dem italienischen UL-Flugplatzführer. Daneben ist auch noch
die Homepage http://oswald.jimdo.com/flugplätze/ mit guten Anflugblättern zu
empfehlen.