Frankreich 2000
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Adieu Österreich, vive la France

Frankreich Pfingsten 2000 von Viktor Wyklicky

 

Nicht daß wir nicht gerne gesehen wären in Österreich, bei meiner Flugvorbereitung für unseren diesjährigen Pfingstausflug mit 8 Ultraleichten bekamen wir von fast allen angeschriebenen Flugplätzen Einladungen zum Landen. Rühmliche Ausnahme bildete nur der Verkehrsflughafen Innsbruck mit der Begründung, UL sind aus Lärmschutzgründen nicht zugelassen! (Wer wohl mehr Krach macht, eine startende Linienmaschine oder ein Ultraleicht - die passen wohl eher nicht ins Verkehrskonzept).

Ursache der Planungsänderung war die Aussage von AustroControl, der laut AIP für Österreich neuerdings allgemein geforderte PPL ist nicht mit der deutschen Sportpilotenlizenz erfüllt.

Nun hoffen wir natürlich, daß unsere Verbände DAeC und DULV ein bilaterales Abkommen auf die Füße stellen können, vergleichbar der Hängegleiter, um vielleicht in der Zukunft doch wieder legal nach Österreich zu fliegen.

Nach letzten Meldungen aus der DULV-Zentrale stehen die Zeichen nicht schlecht, so ein Abkommen auszuhandeln.

Streckenverlauf unserer Tour nach Frankreich Streckenverlauf unserer Tour nach Frankreich  (Details: Auf die Grafik klicken)

Um diesem Konflikt aus dem Weg zu gehen plante ich also, nach einigen anderen Varianten, einen Flug nach Frankreich in der verbleibenden restlichen Woche.
Dazu gibt es einen guten UL-Führer (ca. 280 FF) für Frankreich, den bekommt man jedoch nicht so schnell auf den Tisch. Also wurde wieder das Internet in der Nacht durchforstet und so bekam man zu dem einen oder anderen Platz Infos.

La Vrine bei Pontarlier und Romans im Rhonetal boten sich an, ebenso Gap-Tallard in den Seealpen. Kurzfristig wurden noch franz. ICAO Karten geordert, da Jep-Karten nicht verfügbar waren. In den Jep-Karten wären die UL-Plätze eingezeichnet, jedoch können Waldgebiete schlechter identifiziert werden. Ein weiterer Aspekt beim Kartenbezug könnten die angeflogenen Gebiete ausmachen, da die Kartenblätter von ICAO und Jep. verschieden aufgeteilt sind.

Trotz Sturmtief über Mallorca waren die Wetteraussichten nicht ganz düster. So konnten wir die erste Etappe nach Bremgarten bei sommerlichen Temperaturen genießen. Von Ippesheim bei Würzburg ging es zuerst zum UL Platz Schwaigern-Stetten, quasi zum Eingewöhnen knapp 90 km. Die Strecken in Deutschland waren natürlich auch am DULV Streckenpokal ausgerichtet, um einige neu Plätze kennen zu lernen. Eine solche Ansammlung von Uls, 3 Spider, ein Twister und ein Buggy, ein Kibitz und ein Storch (später auch noch eine P92), war an diesem UL-Grasplatz schon etwas Außergewöhnliches.
Nächstes Ziel war Sulz am Neckar, mir bekannt aus einer Annonce zum Flugplatzfest. Da wir auch Sprit dort bunkern wollten, wäre jemand vor Ort nicht schlecht, insbesondere wenn in der Zulassung PPR steht. Jedoch bei der angegeben Telefonnummer ging auch schon die Tage zuvor niemand hin. Also Änderung nach Baiersbronn im Schwarzwald. Als sich der Flugleiter meldetet war ich schon mal erleichtert, daß die Flugbedingungen ok sind, aber die Bahn liegt im Tal und ist recht kurz. Für Trikes kein Problem, aber mit dem doppelsitzigen Storch und Kiebitz nicht unbedingt ratsam. So teilten wir uns für diese Etappe, die einen flogen nach Karlsruhe ins Rheintal und drei Trikes machten sich in den Schwarzwald auf.
Schön zur Mittagszeit landeten wir in Baiersbronn und waren überrascht über unser Begrüßungskommando. Durch den Jahrmarkt in der nahegelegenen Ortschaft standen die PKW und Besucher bis zum Flugplatz beiderseits der Straße. Der rüstige Flugleiter, selbst lange Jahre aktiver UL-Pilot, sorgte sich rührend um uns und unsere drei Gefährte. Er setzte uns in dem Ort ab und nahm den getankten Sprit zu den Fliegern mit. Derweil konnten wir uns ins Jahrmarktgetümmel stürzen und uns etwas stärken. Der anschließende Verdauungsspaziergang lockerte unser müden Knochen.

Fliegende Tankstelle "Twister mit 912er Rotax" und der Buggy von AirCreation als "Leitwolf" bei Zwischenstop in Bösingen/Neckar Fliegende Tankstelle "Twister mit 912er Rotax" und der Buggy von AirCreation als "Leitwolf" bei Zwischenstop in Bösingen/Neckar

Nach dem Start wollte ich noch einen kleinen Schlenker an den Neckar machen, um zu sehen, ob es den UL-Platz Sulz überhaupt noch gibt (eventuell für den Rückflug). Eine Maschine war zwar in der Platzrunde, aber der Funk wird dort nicht bedient, also weiter zum nächsten Platz auf der Strecke, Bösingen. Die Koordinaten waren nur aus der Karte entnommen und so führte uns das GPS erst zu einem Modellflugplatz. Enttäuscht drehten wir nach Westen ab und siehe da, unmittelbar nördlich der drei unübersehbaren Windräder lag ein gepflegter UL-Platz mit Drachenschlepp. Nach einem vergebliche Funkanruf hatten wir den Platz schon hinter uns gelassen, als sich die Bodenstation an die "vorbeifliegenden ULs" wendete und uns zum Landen einlud. Natürlich gingen wir auf die freundliche Einladung ein und bekamen auch gleich etwas gegen den Durst an dem sommerlichen Pfingstmontag.

Quasi "Pflichtmeldepunkt", der Kaiserstuhl im Rheintal Quasi "Pflichtmeldepunkt", der Kaiserstuhl im Rheintal

Nach einem kurzen Erfahrungsaustausch, ging es jetzt quer über den Schwarzwald. Der Feldberg und ein Überflug von Freiburg mit der noch reichlichen Höhe aus den Bergen waren darunter, wie die Umrundung des Kaiserstuhls unmittelbar nordwestlich davon. Bei guten Sichten und ruhigem Wetter landeten wir so rechtzeitig in Bremgarten, wo die Kameraden aus der Rheintalschienen schon auf uns warteten. Das nette Restaurant und die geräumige Flugzeughalle waren idealer Zielpunkt für die Übernachtung. Sprit bekam man auch sehr günstig an der Flugplatztankstelle, ebenso wie das Frühstück am Ruhetag! des Restaurants. Nur die anschließend notwendigen Francs für den Weiterflug mußten im Ort beschafft werden.
Die Wetterberatung am nächsten Morgen für den Flug nach Frankreich war eher ein Lotteriespiel als eine Grundlage für eine Weiterflug - zum Teil heftige Gewitter im Rohnetal bis hinauf nach Lyon mitunter sogar noch nördlich davon. Nachdem schon alles für den Einflug nach Frankreich an Formalienkram erledigt war, wollten wir zumindest das franz. Jura kennenlernen und eventuell am Abend, wenn es denn wirklich schlechter werden sollte, zurück in die trockene Halle nach Bremgarten fliegen. Auf unserer Route nach Besancon mußten wir unter dem Kontrollierten Luftraum von Basel hindurch in 1000 ft Ground. Eigentlich kein Problem, aber bei einem ausgedehnten Waldstück östlich von Mühlhausen hätte es auch höher sein dürfen. Interessant dann doch, wie dicht die ankommenden Airlines über unseren Köpfen hereinschwebten und man ihren Reifenabrieb bei der ersten Bodenberührung vermuten konnte. Gleich hinter Mühlhausen stieg das Gelände auch schon an und damit auch unsere Flughöhe. Nachdem wir den inneren Sektor von Basel durchquert hatten ging es weiter beschaulich am Rhein-Rhone-Kanal nach Montbeliard.
Der Anflug auf Besancon-La Veze mit englischem Funk war kein Problem, es war sonst keiner in der Luft. Nur die Begrüßung am Boden war nicht die Flugleitung, sondern ein Mechaniker. Der Zoll war, wie vermutet auch nicht vor Ort, was uns weniger tangierte, nur das Schließen des Flugplanes war mit unseren bescheidenen Französischkenntnissen etwas kurios. Nachdem der eigentliche Flugleiter zur Inspektion einer Anflughilfe nicht vor Ort war, empfahl uns der Mechaniker, den Flugplan am Startflugplatz zu schließen - Kein Problem mit dem Handy.
Als die freundliche Dame vom Tower zurückkehrte, war sie doch etwas erstaunt über die UL-Flotte die sich da breitgemacht hat. Da das Restaurant zu war, versorgte sie uns bei dem doch recht angenehm warmem Temperaturen mit den notwendigen Erfrischungen - Cola, Wasser, Saft etc. Eigentlich hat La Veze gar keine UL-Zulassung, aber wenn man sich vorher anmeldet ist das auch kein Hinderungsgrund. Da gerade die NATO-Übung Clean Hunter am laufen war, versorgte sie uns, neben dem aktuellen Wetter, mit ausreichend Kopien zum franz. Anteil dieser Übung. Mit der AIP und dem Jeppesenführer konnten wir die nächste Etappe abstecken. Besonders hilfreich war es, daß sie unsere ins Auge gefaßten Zielflugplätze telefonisch abfragen konnte. So sollte es via Oyonnax nach Bellegard westlich von Genf gehen. Wir setzten unsere Begleitmannschaft, welche schon auf dem Weg nach Besancon war, davon in Kenntnis, daß wir noch ein Stück dran hängen wollten. Zum Fliegen nicht weiter schlimm, aber das Fahren erwies sich mit dem Anhänger trotz Autobahn als recht zäh. Wir folgten also nach dem Start in Besancon dem Tal der Ain, die sich in mehreren Staustufen nach Süden ein tiefes Tal gegraben hat.
In Oyonnax angekommen, war die Versorgung nicht nur mit Getränken sichergestellt, direkt über der Straße war eineTankstelle und so konnte auch der Durst unserer Flieger gestillt werden. Aber östlich hinter einem Bergrücken braute sich ein kräftiges Gewitter zusammen. Bellegard, nur 20 km südöstlich rückte in weite Ferne. Abwarten, bis das Gewitter womöglich in dieses Tal herüberzog, wollten wir auch nicht und so nahmen wir reiß aus gegen Westen nach Belleville. Die Begleitmannschaft auf der Autobahn war natürlich hell auf begeistert über unser Kursänderung - es sollte die anstrengendste Etappe für sie werden. Unser Flug führte uns nördlich von Bourg ins Saone-Tal, die Verlängerung des Rhonetals nach Norden.
Freundlich begrüßt durch den dortigen Flugplatzchef (Fluglehrer und Teilnehmer an der EM im August) wurde ein Flugschüler als Dolmetscher zu Rate gezogen. Kurz nach neun stiegen zwei Trike in den Abendhimmel um die Bodencrew auf der Autobahn in Empfang zu nehmen und durch die anschließenden 8 Kreisverkehre auf die richtige Straße Richtung UL-Platz zu dirigieren.

Werkstattwagen vom FlightTeam aus Würzburg mit Frühstücksrunde in Belleville Werkstattwagen vom FlightTeam aus Würzburg mit Frühstücksrunde in Belleville

Gut ausgeruht sollte am nächsten Tag ein kleiner Abstecher über das Loire-Tal bis nach Moulins führen. Die verschiedenen möglichen Zwischenlandeplätze auf der Strecke wurden durchgesprochen. Hier zeigte sich wieder der Vorteil der Jep.Karte, welche die UL-Gelände eingezeichnet hat. 

Tagesausflug nach Moulins, schon westlich des Loiretals Tagesausflug nach Moulins, schon westlich des Loiretals

Moulins, ein Verkehrslandeplatz empfing uns sehr freundlich und als wir unsere Stempel im Tower abholten und die Landegebühr bezahlen wollten, trauten wir unseren Augen kaum, stand doch auf der Rechnung mickrige 2,10 Euro x 6 UL, also keine 15,-DM für alle zusammen, wir waren angenehm überrascht. Leider war auch hier das Restaurant geschlossen, aber in Selbstbedienung konnten wir uns bei der Flugschule versorgen. Einen Abstecher auf dem Rückflug zum UL-Platz nordöstlich von Roanne unmittelbar neben der Loire sollte nicht vergessen werden.
Zurück in Belleville, hatte die Bodencrew ein kleines Grillfest am Platz organisiert und so konnte der laue Sommerabend mit den anwesenden franz. Fliegerkameraden und allerlei Fliegerlatein ausklingen. 
Die Gewitterneigung war nun auch in den Alpen deutlich abgeklungen und so sollte ein Abstecher dorthin den Wendepunkt markieren. In einer kleinen Etappe mit Zwischenstop auf einem UL Platz bei Bourg ging es nach Bellegard. Nach dem Auftanken flogen wir wieder unter dem kontrollierten Luftraum von Genf hindurch Richtung Mont Blanc. 

Drachen/Gleitschirmzentrum von Mieussy - heute bei Ostwindlage (außergewöhnlich) natürlich nichts los Drachen/Gleitschirmzentrum von Mieussy - heute bei Ostwindlage (außergewöhnlich) natürlich nichts los

Nach grandiosem Blick auf den Genfer See und einem Höhenflug auf 8000/9000 ft bei Cluses und Mieussy ging es wieder zum Ausgangspunkt zurück nach Bellegard. Der anschließende Hüpfer nach Oyonnax zum bekannten Tanken über der Straße war wirklich nur ein Katzensprung. Nur beim Start mußte kräftig Gas reingeschoben werden, da der Abflug über den Bergrücken ging aus der Richtung der Wind doch recht frisch hinweg blies.

UL-Platz La Vrine, nördlich Pontarlier, mit UL-Schule und Restaurant am Platz, Prädikat empfehlenswert (auch im Internet vertreten) UL-Platz La Vrine, nördlich Pontarlier, mit UL-Schule und Restaurant am Platz, Prädikat empfehlenswert (auch im Internet vertreten)

Bei recht ruhiger Abendluft ging es Anfangs wieder den Staustufen der Ain nach Norden und anschließend durchs französische Jura nach La Vrine, ein UL-Platz nördlich von Pontarlier. Ein Platz mit Air-Creation-Vertretung, Schulung und Restaurant, sehr gepflegt und wegen seiner Nähe zur Grenze fast ausschließlich von Schweizern benutzt. Einzig der Flugplatzchef mit Familie, welche unsere Gruppe bestens versorgte waren Franzosen. Übrigens, wer sich ein Bild von diesem netten Platz machen will findet ihn auch im Internet mit allen Infos.
Pontarlier hatte, wie Besancon, 12h Vorlauf für den Zoll, und so wurde noch am Abend dieser per Fax über unsere Ausreise am folgenden Tag via Pontarlier in Kenntnis gesetzt und der Flugplan aufgegeben. Die UL-Piste am Flugplatz Pontarlier, welche wir unter Führung eines Franzosen ansteuerten, war nicht gerade kurzer englischer Rasen und so fragten wir, wie auch schon in Moulins, um eine Starterlaubnis auf Beton nach. Kein Problem hieß es als wir die obligaten Stempel abholten. Anschließend folgten wir erst dem Tal der Doubs, welches hier nach Nordosten verlief, um es 40 km später in der Gegenrichtung schon deutlich tiefer eingeschnitten etwas nördlicher in der Gegenrichtung zu queren. Von da an ging es auch schon auf der selben Route wie beim Hinflug zurück nach Bremgarten. Lange bevor die Bodencrew dort eintraf, konnten wir aus unseren Overalls schlüpfen und uns in den schützenden Schatten verkriechen.
Der Rückweg nach Ippesheim, unserem Ausgangsort, führte uns nochmal abwechslungsreich über den Schwarzwald nach Bösingen, weiter an der Albkante entlang nach Laichingen, Gerstetten und Bad Winsheim. Mit einer großen Abschlußparty wurde der Geburtstag des Ausrichters Peter Götzner von der Flugschule FlightTeam gebührend gefeiert. Glücklich, daß auch bei unserer dritten Tour der Werkzeugkasten im Anhänger bleiben konnte und wir keinen Regentropfen abbekommen haben, genießen wir die vielen Eindrücke unserer einwöchigen Flugreise.