An der westlichen Grenze von Deutschland an die
Nordsee
Belgien/Nordseeinseln Pfingsten 2002 von Viktor Wyklicky
Um es vorweg zu nehmen, eine Landung auf den Nordseeinsel war uns leider nicht möglich, aber den Überflug konnte uns niemand verwehren und der war genauso beeindruckend.
Aber der Reihe nach zur Planung:
Unsere Rundreise sollte nach zwei Auslandsflügen in den vergangenen Jahren nach Frankreich und Österreich, wieder in deutschen Landen stattfinden. Nachdem die Nordseeküste, sowie Westdeutschland für uns noch quasi Neuland war, sollte die Reise diese Ziele beinhalten.
Schleswig-Holstein, das Ruhrgebiet und das Dreiländereck um Luxemburg wurden in die Detailplanung einbezogen. Dazu versorgte uns unser bisheriger Begleiter und Clubmitglied Hans-Jochen Schmitt von der Firma
IFOS (Herausgeber der Flugplanungs-Software Flightplanner http://www.flightplanner.de) mit der neuesten Ausgabe seines Produkts. Dafür
noch mal recht herzlichen Dank, es hat einem die Arbeit wesentlich erleichtert und man konnte sicher sein, mit aktuellen Daten und Karten zu arbeiten.
Mit Hilfe der DULV Flugplatzdatenbank (www.dulv.de) wurden Streckenpunkte entlang der Route für Tanken und Übernachtung herausgefiltert. Als Ausgangspunkt für unseren Schleswig-Holstein-Aufenthalt war der Flugplatz Hartenholm auserkoren. Von dort aus wären Stippvisiten entweder nach Fehmarn in die Ostsee oder nach Flensburg und weiter nach Sylt zu den Nordfriesischen Inseln möglich. Leider blieben aber Anfragen zum Aufenthalt per Email, Fax und auch telefonische Anfragen unbeantwortet. Weiterhelfen konnte uns der Inhaber der ehemals dort stationierten Ultra-Leichte Flugschule, Peter Hempel;
(http://www.dulf.de/). Er war auf den Nachbarflugplatz Wahlstedt umgezogen, nachdem es Differenzen mit dem Flugplatzbetreiber in Hartenholm gegeben hat. Dort bekamen wir auch gleich die Möglichkeit zugesichert, unser Camp für zwei Nächte aufzuschlagen.
Nach einem Flug über die Ostfriesischen Inseln war der nächste Ausgangspunkt für das Ruhrgebiet mit dem UL-Platz Erkelenz (http://www.fluggelaende.de/) ausgemacht. Von dort bietet sich die Möglichkeit eine Runde um das gesamte Ruhrgebiet zu absolvieren und gleichzeitig einen Eindruck von den nahegelegenen Tagebaugebieten zu erhalten, welche tiefe Krater in die Landschaft setzten. Von Erkelenz bekamen wir auch gleich die Zusage dort Station machen zu können, obwohl es sich hierbei um einen reinen UL-Platz handelt und wir mitten in der Woche dort aufschlagen wollten. Einzige Anmerkung war logischer Weise, daß wir noch mal einen Tag vorher uns ankündigen sollten, nicht ganz ohne sehr positiven Hintergedanken, wie sich später herausstellte.
Über Köln und die Eifel sollte unser dritter Wendepunkt Ernzen bei Trier erreicht werden. Von dort war ein Abstecher nach Belgien und Luxemburg geplant.
Zur praktischen Durchführung:
Wir hatten wieder eine rege Beteiligung mit acht UL, darunter ein Dreiachser vom Type Storch, ansonsten unsere bewährten Trikes Marke Spider bzw. in der Viertakterausführung Twister, sowie ein Buggy von
AirCreation.
Flugroute Belgien/Nordseeinseln (Details: Auf die Grafik klicken)
Die Flugroute hatte ich nach den Rückmeldungen aus den anzufliegenden Zielen umgedreht. In Belgien und Luxemburg war der Pfingstmontag auch Feiertag und nachdem dort UL-Plätze unser Ziel war, also auch mit Betrieb an diesem Tag zu rechnen. Nachdem am Samstag das angekündigte Regenband am Abend immer noch auf sich warten lies, konnten die Angereisten noch ihre Testflüge unternehmen und die Geräte überprüft und aufgetankt werden. Am Sonntag Mittag waren auch die letzten Regenschauer durch und im Westen sollte uns bestes Flugwetter begrüßen. Also ging es von Ippesheim bei Würzburg in einer ersten kleinen Etappe nach Gundelsheim, ein UL-Platz, PPR mit kleinem Cafe direkt an der Piste über dem Neckartal. Die nach Osten leicht ansteigende Graspiste ist, für Trikes sowieso nicht, und für Dreiachser aus Westen kein großes Handicap. Ein Abstecher zum Kaffeetrinken lohnt also immer.
Schloßgarten von Schwetzingen
Weiter ging es dann über Heidelberg hinein ins Rheintal nach Grünstadt-Quiernheimer Berg. Dort, seit Neuestem auch UL-zugelassen war die Spritversorgung sichergestellt - Mogas aus der Zapfsäule steht zur Verfügung. Auf dem Platz mit regem Segelflug und Motorseglerbetrieb gab es im Vereinslokal Getränke und Kuchen. Strahlender Sonnenschein und ruhige Luft machte den Aufenthalt und den folgenden Weiterflug über Becherbach nach Ernzens zu einem Genuß.
Der ehemalige Segelflugplatz wird nur noch von ULs benutzt. Er wird wegen der nach Osten ansteigenden Piste in der Regel nur in Richtung 06 angeflogen (Abflug entsprechend in Richtung 24). Unser Begleitfahrzeug mit Anhänger, das kurze Zeit später eintraf, hatte die notwendige Ausrüstung zum Zelten geladen und wir konnten unser Camp unter den Flächen der Trikes aufschlagen. Neben den Sanitäranlagen konnten wir auch die Kühlschrankvorräte (Getränke) des Vereinsheims nutzten. Der Sprit wurde per Kanister aus dem nahegelegenen Luxemburg bezogen (mit 85 ct deutlich günstiger) und auch zum Essen am Abend ging es in den kleinen Grenzort unterhalb des Platzes nach Echternach.
Liernu UL (Belgien) Abflug
Der folgende Tag brachte einen entspannten Flug nach Belgien, via Büllingen, Spa (Formel 1 Rennstrecke) nach Liernu. Der UL-Platz nördlich Namur (http://www.ulms.net) hat einen regen Betrieb nicht nur mit Dreiachserschulung, sondern auch Motorschirme auf einem eigenen Platzteil. Die Begrüßung war trotz einer mißglückten Anmeldung mehr als herzlich. Während wir ins Platzrestaurant eingeladen wurden, kümmerte sich der Chef persönlich um den restlichen Sprit per Kanister. Auch die Sprachschwierigkeiten, welche wir mit dem Französischen so haben, wurde mit vereinter Hilfe und dem Englisch ausgebügelt.
Dinant an der Maas (Belgien)
Entlang der Maas nach Süden und weiter über die Ardennen ging es bis nach Arlon an der Grenze zu Luxemburg und von dort zurück zum einzigen Luxemburgischen UL-Platz in Medernach (http://webplaza.pt.lu/jboeres/; Platzdaten auch in der DULV Flugplatzdatenbank). Der Platz gleicht einer Golfanlage mit englischem kurzrasiertem Rasen. Zur Begrüßung wurde Tee und Kaffee serviert. Angeflogen kann der Platz auch unter der Woche werden, Service ist nach PPR möglich.
Moselschleife mit Weinbergen
Am Dienstag, nachdem die Zelte abgebaut waren, ging es entlang des Moseltales mit den unzähligen Schleifen Richtung Koblenz. Der auf einem Plateau über der Mosel gelegene Platz hatte es an diesem Tag, bei den gegebenen Windverhältnissen, in sich. Der Wind kam über die Hangkante recht verwirbelt quer zur Bahn. Nicht nur bei der Landung, sondern auch beim Abflug wurden wir doch recht heftig durchgebeutelt. Insgesamt frischte der Wind nun deutlich auf und die Groundspeed auf dem GPS war über 100 km/h. An diesem Tag noch als angenehmen Rückenwind auf der Strecke, hatten wir auf der Rückreise gegen den Wind zu kämpfen.
Rheinbrücke Leverkusen Blickrichtung Köln
Östlich an der Kontrollzone vorbei nach Leverkusen war unser Etappenziel Erkelenz nicht mehr weit entfernt. Neben den angedeuteten Tagebauarealen wurden auch schon die Anzahl der Windräder in dieser Region auffälliger.
Erkelenz Begrüßung mit Kölsch
Diesmal klappte es mit der Anmeldung per SMS reibungslos und der Lohn zur Begrüßung war am Ende des Tages ein Tablett mit frisch gezapften Kölsch direkt zu den Fliegern. Der wohl größte UL-Club in Deutschland mit über sechzig aufgebauten Dreiachsern in supermodernen Hallen beeindruckte uns schwer. Und von wegen Zweiklassengesellschaft, wie man sie leider jetzt immer häufiger bei der Zulassung von Flugplätzen (z.B. auf den Inseln nur Dreiachser) erlebt, war hier überhaupt kein Thema. Eine Brotzeit war im Clubheim aufgefahren und, da ein Gewitter sich ankündigte, konnten wir die Geräte in den Hallen ohne große Umschweife unterbringen.
Der folgende Tag mit dem Ruhrpottrundflug sollte dem Wetter weichen, das wir gleich per pc-met Ausdruck zum Frühstück mit den Alternativmöglichkeiten präsentiert bekamen. Stadtbesichtigung Aachen war angesagt, mit dem Gruppenticket der Bahn in 20 Minuten gut zu erreichen. Der Regen sparte wohl die sonst recht regenreiche Stadt aus, somit war auch ein Mittagessen nach einer kleinen Stadtbesichtigung am Marktplatz im Freien möglich. Am Abend waren auch noch Lokalflüge bis zum Rhein angesagt. Ansonsten war die Flugvorbereitung für den nächsten langen Tag mit den Inseln angesagt. Im Clubheim bewirteten uns anschließend unsere beiden Flugbegleiterinnen mit selbstgemachten Spinatnudeln.
Die tiefhängenden Wolken versperrten den Blick Richtung Ruhrgebiet um Düsseldorf und Duisburg. Aber nachdem hier das flache Land beginnt war das kein Hindernis für das weitere Fortkommen. Kurze Zwischenstation in Stadtlohn und weiter ging es nach Dankern (http://www.flugplatz-dankern.de/) zur Flugschule von Manfred Minneker.
Tanken in Dankern, sauber in der Warteschlange
Auch hier wie in Erkelenz Sprit direkt aus der Zapfsäule machte das Reisen angenehm. Nach einem kurzen Erfahrungsaustausch und mit deutlich besseren Sichten ging es über Papenburg (Meyer-Werft) nach Emden.
Anflug auf Emden, einer der größeren Plätze auf unserer Küstentour
Hier wurden die Spritreserven noch mal für einen unbeschwerten Flug über die ostfriesischen Inseln aufgefrischt. Nachdem einige Regionaljets der Inselzubringer gelandet waren, natürlich mit der entsprechenden Fotodokumentation, machte sich unser Dreiachser Storch auf die Reise, um als einziger in Norderney Station zu machen.
Insel Baltrum Westspitze mit weißem Küstenstrand und auf der gegenüberliegende Seite das Wattenmeer
Als der Rest die Küste erreichte kamen sogar einige Sonnenstrahlen durch die sonst etwas diesige Fernsicht. In beruhigenden 2-3000 ft ging es zum ersten Wendepunkt Norderney und dann alle weiteren Inseln nach Osten. Mit Minimumspeed ließen wir die phantastischen Eindrücke möglichst lange auf uns wirken. Nach Norden die hellen Sandstrände und im Süden das Wattenmeer. Daß uns bei der Rückkehr aufs Festland ein Schauer nördlich von Wilhelmshaven die Laune verderben wollte, störte uns recht wenig, denn als wir in Blexen, gegenüber von Bremerhaven, landeten, war das meiste von uns wieder trocken.
Grünes Blexen (SFG) mit Industrie jenseits der Wesermündung
Mit einem Spaziergang auf dem Deich konnten wir auch noch mit einen Blick ebenerdig aufs Meer aufwarten.
Leider sollte uns ein Rundflug in Schleswig-Holstein aufgrund der aktuellen Wetterlage verwehrt bleiben. Unser Etappenziel war Weser-Wümme bei Bremen. Bei dann doch recht bescheidener Sicht und Feuchten Umgebungsbedingungen wurden die Zimmer am Flugplatz gern genutzt. Mit 12 Euro inklusive reichhaltigem Frühstück sind sie keineswegs überteuert.
Ein kurzes Zwischenhoch am folgenden Freitag konnten wir zum trockenen Heimflug quer durch die Republik nutzen. Nur der angesprochenen Gegenwind behinderte unser Vorankommen deutlich. Womit wir Sunset stets im Auge behielten und dadurch die Pausen etwas kurz ausfielen.
Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel
Hildesheim hatte wieder Sprit aus der Zapfsäule zu bieten und auch in Kassel bei der UL-Flugschule (http://www.ultraleicht.de/) war das kein Problem. Interessant hierbei waren natürlich die Abläufe der Integration von uns Leichtgewichten in den sonst zum Teil englischen Flugbetrieb der Kontrollzone.
Aufstellung an der Wasserkuppe
Die Wasserkuppe lag genau auf der Hälfte der letzten Strecke nach Ippesheim und eine weitere Tankkontrolle war notwendig um sicher das Ziel zu erreichen. Also wurde eine Zwischenlandung dort vorbereitet, natürlich nicht ohne Ausweichplatz, da uns ungünstige Windverhältnisse dort angekündigt wurden. Aber es klappte doch den Heiligen Berg der Fliegerei mit in unser Rundflugprogramm aufzunehmen. Leider blieb uns aber keine Zeit mehr die eigentlichen Highlights des Platzes, das Museum, zu besichtigen, aber trotzdem war es sicher mit einer der Höhepunkte unserer Reise.
Nach knapp 2000 km in 25 Flugstunden kamen wir trocken und etwas fertig in Ippesheim bei Würzburg kurz vor Sunset an.
Zurück blicken können wir auf 16 nicht immer einfache Landungen und einer Unmenge an Eindrücken aus den verschiedenen Regionen Deutschlands und des angrenzenden Auslands. Bedanken wollen wir uns auf diesem Weg natürlich bei den Fluggeländen, die mit Ihrem gerade unter der Woche nicht immer selbstverständlichen Service, uns eine so unbeschwerte Reise haben ermöglichen können.