Österreich 2007
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Rundflug in der Alpenrepublik

Österreich Pfingsten 2007 von Viktor Wyklicky

 

Sommer, Sonne, Strand, und Meer sollte es dieses Jahr zu Pfingsten werden. Ein Flug an die Adriaküste bis zum Platz von San Marino und an den Gardasee war ausgearbeitet.
Ein Genua-Tief bescherte aber schon die Woche zuvor Mehrarbeit in Richtung Routenwahl. Ganz fallen lassen wollten wir die Variante Italien und Alpendurchflug noch nicht. Also ging die Planung wieder Richtung Osten der Alpenrepublik, siehe auch den Reisebericht von 2001.

Flugroute in Österreich Flugroute in Österreich mit Planung  (Details: Auf die Grafik klicken)

Zur Vorbereitung:
Die ICAO-Karte Austria oder das Jeppesenblatt LO. Ungeeignet das Tripkit der DFS für Austria, da sind fast nur kontrollierte Plätze drin, die sind für ULs tabu. Im Internet gibt es eine komplette Übersicht mit Emails der einzelnen Plätze, Betriebszeiten etc unter www.aviator.at.
Für Italien kann man die Karte von AvioPortolano empfehlen. Eine speziell für UL-Flieger in Italien herausgegebene Straßenkarte 1:500.000. Man kommt nur etwas schlecht in Deutschland an die Karte. Übersichtlicher aber ohne UL Plätze die Jeppesenkarte LI-1 für ganz Norditalien. Die infragekommenden UL-Gelände können im Internet unter www.ulm.it oder nach Anmeldung bei www.avioportolano.it verifiziert werden.

Mit unseren sechs Trikes, vornehmlich Spider/Twister aus Ippesheim und einem Dreiachser Storch führte die erste Etappe bis nach Oberschleißheim bei München. Ausgedehnte Regengebiete und Gewitter waren uns für die nächsten Tage aus Westen versprochen, also gab es keine wirkliche Alternative als möglichst schnell nach Osten zu kommen. Noch am Samstag Abend nach den obligatorischen Checkflügen, ging es pünktlich Richtung Süden. Oberschleißheim mit seinem limitierten Landekontingent hatte jetzt am Anfang der Flugsaison noch keinen Engpass in der Richtung. Von Würzburg bis zur Donau war es ein recht ruhiger Nachmittagsflug in idealen Bedingungen. Nur Richtung Südosten tat sich ein schwarzes Loch auf. Aichach und Jesenwang im Süden waren unsere Ausweichplätze. Dorthin und nach Westen schien die Sonne. Funkstörungen ließen des Squelch immer weniger Spielraum und in Höhe Schrobenhausen konnte man den Grund erahnen. Aus dem schwarzen Loch konnte man nun gut die kräftigen Blitze Richtung Flughafen München II erkennen, im Süden ein dicker Regenbogen. Die schon recht tief anfliegenden Airliner wiesen den Weg zu den beiden voll befeuerten Runways. Das gleich um die Ecke liegende Oberschleißheim erwartete uns schon mit zum Teil abgetrockneter Piste, der Rest dampfte noch recht imposant. Die Segelflieger am Platz begrüßten uns herzlich und versorgten uns mit Sprit und Hallenplätzen. Die recht heftigen Landegebühren von 17 Euro relativieren sich, wenn man das mit einem Besuch des gegenüberliegenden Luftfahrtmuseum verknüpft.

Zwischenstop in Oberschleißheim bei MünchenZwischenstop in Oberschleißheim bei München

München anfliegen, kein Problem - zumindest in der ersten Jahreshälfte. Das Landekontingent für Externe ist schnell verbraucht - hat aber auch seinen Preis mit 17 Euro die Landung mit UL (pro Gerät!).

Ein Teil der Gruppe zeltete am Platz, der andere war in Oberschleißheim im Hotel untergebracht. Auf die ruhige Nacht folgte ein Bilderbuchmorgen. Nachdem alles im Begleitanhänger verstaut war, ging es südlich der Kontrollzone München, vorbei an der spaßig von oben zu betrachtenden Allianzarena, über den UL-Platz Wasentegernbach nach Österreich. Der Anblick der Berge sollte uns von nun an begleiten. Noch waren keine unheilvollen Wolken dort zu erkennen, aber wir vertrauten erst mal lieber der Wetterprognosen und hielten uns von Ihnen fern (noch ;-)).

Die ersten Berge bei Gmunden/TraunseeDie ersten Berge bei Gmunden/Traunsee

Über die Berge? Nicht bei den Wetterprognosen.

Mit der Landung in Gmunden waren wir aber schon mitten drin in einer der Urlaubsregionen von Österreich. Anflug entlang des Attersees und Traunsees mit dem Alpenpanorama dahinter war schon die erste Genugtuung der Reise. Ein nettes Restaurant und neue Mogas-Tankstelle liesen keine Wünsche dieses sehr gepflegten Platzes mit Asphaltbahn offen. Ein befreundeter Dreiachser, der auch das Alternativprogramm zum Gardaseebesuch wählen musste, stattete uns einen kurzen Besuch ab, bevor er zurück nach Jesenwang flog.

Das Donautal hinter LinzDas Donautal hinter Linz

Hinter uns die ersten lokalen Schauer.

Die ersten Schönwettertropfen erreichten kaum die Erde, mahnten aber zum Weiterflug. Ein lokaler Regenschauer war leicht im Norden an der Donau zu umfliegen, danach wieder bester Sonnenschein bis nach Krems, ein Platz über der Donau mit gutem Service, Halle, Restaurant, Sprit und Internet fürs Wetter.
Die Flugleitung bemühte sich auch gleich um die Unterkunft hier im Weinviertel schon teilweise ausgebucht.
Die angekündigte Front sollte am nächsten Tag durchgehen und dann Besserung versprechen. Am Morgen Internetsitzung zum Wetter, kein Regen aber Böen bis 60 km/h hielten uns von einem Lokalflug ab und bescherten uns einen Stadtbesuch im 50 km entfernten Wien.

Städtereisen Wien-in der HofburgStädtereisen Wien - in der Hofburg

Wien ist immer eine Reise wert.

Sonnenschein bis in den Abend machten den Tag zu einem weiteren Höhepunkt. Dann ein kräftiger Gewitterguss und Regen auf der Rückfahrt. Die Planung für den nächsten Tag war noch offen.
Nach der Internetprognose am Morgen die Entscheidung, wir fliegen in den Süden nach Wolfsberg hinter Graz. Zwischentanken in Wiener Neustadt war schon in der Sonne möglich, nachdem der Wiener Wald doch noch tiefe Untergrenzen brachte.
Sicherheitshalber wurde noch ein zusätzlicher Stop in Weiz auf halber Strecke zum Spritnachfüllen eingeplant. Immer in der Sonne fliegend konnte man gut verfolgen, wie mächtige Regenwolken sich in den Bergen stauten. In Weiz angekommen, waren zwei Studenten am Testen ihrer supermodernen PC Anlage mit zwei Bildschirmen und lokaler Zuordnung zu Regengebieten. Die einzige noch kräftige aktive Regenformation war eng begrenzt nordwestlich von Graz gut auszumachen. Mithilfe der Erfahrung zweier Piloten vor Ort wurden uns die Alternativstrecken nach Wolfsberg erklärt.
Kurz nach dem Start war schnell klar ein direkter Flug über den Packpass westlich von Graz erschien wenig vertrauenswürdig. Nachdem auch die Zeit und der Sprit keinen limitierenden Faktor darstellten, ging es nach Süden um die Kontrollzone von Graz. Auf einer ausgewiesenen Abkürzung an der Südostecke ging es mit Freigabe nach Westen. Als wir unser Verlassen der Kontrollzone meldeten, gaben wir die aktuelle Sichten mit durch und baten um Verbleib auf der Frequenz, falls sich die Lage verschlechtern sollte. Keine zehn Minuten später ein Service des Towers für den wir uns noch mal sehr bedanken wollen. Er hatte sich an unserem Zielflugplatz in Wolfsberg hinter dem Bergrücken, keine 35 km entfernt über die Wetterlage kundig gemacht und das Wettergeschehen seines Meteorologen eingeholt. Er empfahl uns noch weiter nach Süden über den Grenzpass nach Slowenien zu fliegen und dort das Drautal nach Westen folgend, wieder nach Österreich einzureisen, da der Regen über den Bergen keinen Sichtflug zulasse. Es gäbe auf der Route keine Hindernisse und er informiere die slowenische Luftaufsicht über unsere Absicht. Wir sollen auf der Frequenz bleiben, bis wir sie nicht mehr verstehen und dann selbständig nach Wolfsberg wechseln - Ist das ein Service, da waren wir uns danach alle einig - Note sehr empfehlenswert, und das neben seinem Routinedienst vom anfliegenden Linienverkehr.
Da spielte es keine Rolle, dass wir doch im Drautal dann einen kurzen aber kräftigen Schauer (der einzige unserer Tour) abbekommen sollten. Begleitet von einem mächtigen Regenbogen gezeichnet von der tiefstehenden Abendsonne landeten wir in Wolfsberg. Wieder ein Platz mit allem drum und dran, Gaststätte, Halle und wie fast überall in Österreich günstigem Mogas. Der Flugleiter machte auch gleich die Unterkunft perfekt und begleitete uns noch dorthin. Unser Bocksbeutel (Weinflasche aus unserer Heimat Franken) als Mitbringsel war im sicher.

Anhängerwartung in WolfsbergAnhängerwartung in Wolfsberg

Pausentag sinnvoll genutzt, neben der Stadtbesichtigung.

Der nächste Tag mit Berge in Wolken war weniger schlecht als befürchtet. Lokalflüge wären möglich, aber gegen einen Stadtbummel und Schlossbesichtigung unseres Oskarpreisträgers von Donnersmark war auch nichts einzuwenden. Ein Abstecher nach Italien wäre da schon eher ein Lotteriespiel.
Der nächste Tag versprach eine stabile Wetterlage in den Alpen, nur vereinzelt lokale Gewitter. Also kreuz und quer durch die Berge. Erst mal durch die Kontrollzone von Klagenfurt über den Wörthersee bis nach Villach im Westen. Dann Zwischenlandung in dem von Segelflieger beherrschten Feldkirchen. Kontrollzonen zogen uns weiter magisch an, Zeltweg war die nächste auf dem Plan mit dem ehemaligen Formel-Eins-Österreich-Ring. 

Der ehemalige Formel 1 Ring in ÖsterreichDer ehemalige Formel 1 Ring in Österreich

Mit freundlicher Unterstützung eines unbekannten Piloten als Relaisstation. Unsere Funken waren zu schwach für das Bergland, so bekamen wir die Freigabe zum Einflug in die Kontrollzone über Umwege.

Trotz großer Höhe vor dem Einflugmeldepunkt, wir konnten den Tower gut verstehen, keine Antwort auf unsere Meldung, auch nicht vom Funkmäßig gut ausgerüsteten Dreiachser. Wir dachten schon an ein Umfliegen im Norden, da folgte die Meldung eines Flugzeugs auf der selben Frequenz als Relaisstation: "Da will eine Formation von ULs durch die Kontrollzone". Der Tower: "Ja Einflug frei, die sollen es am nächsten Meldepunkt noch mal versuchen". Dort klappte dann die Verbindung auch ohne Umwege. Zwischendurch noch eine Positionsmeldung, damit die startenden Abfangjäger unbehelligt ihre Runden drehen konnten. Ausgiebig die Rennstrecke abgelichtet ging es weiter nach Kapfenberg im Osten. Bei so traumhaften Flugwetter waren die Aufenthalte auf der Flugplatzterrasse die ideale Ergänzung. Entlang der Prhynautobahn ging es unserem Tagesziel Niederöblarn entgegen. So wurden aus 95 km Luftlinie über 350 km Genussflug pur. Vorbei am Hubschrauberlandefeld von Aigen direkt ins Holding des Segelflugzentrums. Einige landende Segelkunstflieger hatten Vorrang bis wir Landefreigabe erhielten. Am Boden sah das schon recht spektakulär aus, was die Gleiter in den Himmel vor das Bergmassiv zauberten. Wieder mit allem was das Fliegerreiseherz höher schlagen lässt war am Platz vorhanden. Mit unserem hohen Drachenaufbau waren die niedrigen Segelflughallen jedoch nur mit abgesengter Basis zu nutzen. Da kein Regen in der Nacht angesagt war blieben die Flieger die einzige Nacht der Tour im Freien. Ein deftiges Abendessen in der urigen Dorfgaststätte rundete den letzten Tag in Österreich ab.

Postkartenformat Eagle-Trike in NiederöblarnPostkartenformat Eagle-Trike in Niederöblarn

Da muß man einfach gewesen sein.
Segelkunstflug gibt es gratis zum bewundern.

Am nächsten Morgen, die Flieger standen wie zu Fotoshooting auf dem Präsentierteller, eingerahmt vom herrlich in der Morgensonne leuchtenden Bergmassiv. Bei stahlblauem Himmel ging es in einer Schleife um den Gipfel, natürlich noch weit unterhalb, um danach bei leichtem Nordwestkurs das Dachsteinmassiv immer vor Augen zu haben. 

Dachsteinmassiv immer vor AugenDachsteinmassiv immer vor Augen

Morgenstimmung ganz ohne Thermik.

So konnte die letzte halbe Stunde in den Bergen noch mal in vollen Zügen genossen werden, ehe es abrupt mit dem Schafberg beim Mondsee in die Niederungen des Voralpenlandes hinaus ging.

Der Schafberg hoch über dem Mondsee zum AbschlußDer Schafberg hoch über dem Mondsee zum Abschluß

Mit der Zahnradbahn zum Gipfel.

In Schärding bei Passau noch auf österreichischer Seite wurden die Tanks noch mal mit günstigem Sprit aufgefüllt. Das Internet zeigte schon erste Schauertätigkeit im Westen Österreich und auch Bayernweit sollten sich wieder schnell Gewitter am Nachmittag entwickeln. Auf der Suche nach einem geeigneten Stellplatz (Straubing hatte nichts frei) kam uns Vilshofen entgegen, konnte aber nicht für alle einen Hallenplatz garantieren. Regensburg hatte mehr Aussicht auf Erfolg und so ging es dem Donautal entlang nach Nordwesten. Auf halben Weg konnte man erkennen, dass es im Bayrischen Wald mächtig zur Sache ging. Um so beruhigender, dass in Flugrichtung die Sonne noch die Oberhand behielt. 

Zurück an der Donau bis RegensburgZurück an der Donau bis Regensburg

Regenschauer waren angekündigt, die folgten gleich nach der Landung. Aber wir waren bestens versorgt, immer Hallenplätze auf der ganzen Reise für 7 UL!

Kaum in Regensburg gelandet und die Halle besichtigt, wollte uns ein Platzregen noch die Laune verderben. Aber ohne viel Rangieren (zwei Echomaschine waren unterwegs) waren unsere Flieger schnell eingeräumt. Nach etwas telefonieren fand sich auch eine Unterkunft in idyllischer Umgebung.
Schlechte Sichten nach Westen zwangen uns am Abschlusstag erst mal nach Norden um dann die Kontrollzone von Nürnberg zu umfliegen und direkt Kurs auf unseren Heimatplatz Ippesheim zu nehmen. Wieder alles im Sonnenschein konnte nach einer Woche Österreich sicher zu Hause gelandet werden.
Somit standen fast 20 Stunden Flugzeit und 1750 km mehr im Flugbuch.
Na und die Eindrücke von den Bergen werden noch aufgewertet durch die Berichte von schlechtem Wetter in Italien und in Bayern (und vermutlich nicht nur dort). Wir hatten wieder einmal ein Haufen Dussel bei der Wahl der Route nicht nur im Bezug auf das Wetter, es sollen die beiden schönsten Tage gewesen sein, welche zu Pfingsten in den Alpen vorgeherrscht haben.
Und Sommer, Sonne , Strand und Meer, sprich Italien muss ja nicht verworfen werden, es kann ja durchaus sein, dass es nächstes Jahr klappt, vorbereitet sind wir auf jeden Fall schon mal.

Die Stationen:
Samstag Abend: Ippesheim-Oberschleißheim bei München
Sonntag: Oberschleißheim-Gmunden-Krems
Montag: Stadtbesichtigung Wien
Dienstag: Krems-Wiener Neustadt-Weiz-Drautal (SLO)-Wolfsberg
Mittwoch. Stadtbummel Wolfsberg
Donnerstag: Wolfsberg-Klagenfurt-Feldkirchen-Zeltweg-Kapfenberg-Niederöblarn
Freitag: Niederöblarn-Schärding-Regensburg
Samstag: Regensburg-Ippesheim