Ostsee 2009
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Ostsee-Rundflug mit Wetter, wie aus dem Drehbuch

Ein Kurztrip zur UL-WM in Tschechien 2009 von Viktor Wyklicky

 

Flugroute um die Ostsee Flugroute um die Ostsee 2008 und 2009  (Details: Auf die Grafik klicken)

Nachdem es 2008 mit einem Flug um die Ostsee nur zu einem Drittel bis Riga gereicht hat, soll es diesmal auf der Westseite der Ostsee versucht werden.
Und es wurde ein Flug, der besser nicht hätte sein können. Das Wetter war wie geschaffen für diesen Rundflug. In sechs Tagen ging es über Schweden und Finnland nach Helsinki und weiter zurück über die Baltischen Staaten und Polen nach Tschechien. Am Ende waren Stempel von 11 Ländern auf meiner Grußkarte zur Teilnahme an der Ultraleichtflugweltmeisterschaft in Jihlava (CZ). Es waren viele Strecken über Wasser oder an der Küste dabei, der längste Abschnitt war ein Flug von Helsinki nach Tallin mit 45 km über Wasser. Aber bei den super Sichten konnte man die Küste von Estland schon kurz nach dem Verlassen der letzten Schären-Inseln von Finnland aus erkennen. Einige Schiffe, wie das Kreuzfahrtschiff AIDA gaben zusätzliche Sicherheit.

Aber der Reihe nach: 
Mit den letzten Regentropfen einer durchwachsenen Woche ging es per Bahn zum Flugplatz nach Ippesheim bei Würzburg. Dort angekommen waren auch die letzten Wolken schon verflogen und der Flieger konnte für die Reise präpariert werden. Das bewährte Eagle V Trike mit neuer turmloser Aeros Fläche wurde mit so allerlei Sicherheitsequipment, wie ELT und Schwimmweste bestückt. Neben dem bewährten Garmin GPS III Pilot als Backup ging jetzt der Ameo PDA mit 5 Zoll Bildschirm und der Skymap Software an den Start. Die vorbereiteten Routen aus dem bewährten Flightplanner und insbesondere das umfangreiche Kartenmaterial konnten so weiter verwendet werden. Neben einer Tasche auf dem zweiten Sitz, wurde das Grobzeug, wie Ersatzteile und Spritschlauch im „Kofferraum“ unter dem Motor verstaut, eine wirklich angenehme Einrichtung, die auch sonst von außen nicht weiter auffällt.
Start um 8 Uhr wie geplant nach Northeim, nachdem ich mich dort noch mal kurz rückversicherte, dass jemand am Platz ist. Bei ruhigen Windverhältnissen konnte man die ersten zwei Flugstunden bei recht abwechslungsreicher Mittelgebirgslandschaft unter einem durch ziehen lassen. Zum Eingewöhnen wurde schon mal aufmerksam Langen Information abgehört, es sollte zu einer ständigen Einrichtung werden, jetzt aber noch als Unbeteiligter.
In Northeim waren schon Trainingsflüge der dortigen Gyro-Schule am laufen und man musste den Flieger trotz Positionsmeldungen immer wieder aufs Neue in der Landschaft suchen. Aber nach einer sauberen Landung auf dem schönen Grasplatz, gab es neben dem Stempel für die Grußkarte auch gleich noch etwas Sprit in den halbleeren Tank. 

Hannover Überflug Zum Eingewöhnen ein Überflug von Hannover

Weiter ging es mit der Überlegung, durch die Kontrollzone von Hannover oder einfach östlich drum herum. Aber man will sich ja etwas auf den internationalen Flugverkehr einstellen, also erst Mal in den Süden von Hannover und den Tower anfunken. Nachdem das vor einigen Jahren schon ohne Probleme mit einer Landung auf dem Internationalen Airport prima geklappt hat, war es auch diesmal wieder möglich von Süden über die Stadt mit dem Stadion und dem schönen Schloß direkt über Platzmitte nach Norden Richtung Hodenhagen weiter zu fliegen. Es ist schon ein beeindruckendes Erlebnis einen so großen Airport aus 2000 Fuß zu betrachten.
In Hodenhagen wurde erst mal der 65 Liter fassende Reisetank so richtig voll gemacht, damit kann man beruhigt einen Tag lang fliegen und muß nicht gleich als erstes nach der Landung nach einer Tankmöglichkeit suchen. Anschließend noch eine Stärkung im gerade geöffneten Flugplatzrestaurant, nebenzu die notwendigen Formalitäten für den Flug nach Dänemark erledigen. Mit dem vorbereiteten Flugplan im Internet nur noch die richtige Abflugzeit einsetzten und schon war das Tor zur internationalen Bühne aufgemacht.
Über Bremen Information konnte der Flugplan aktiviert werden und es ging westlich von Hamburg schon über das erste „offene“ Wasser mit der Elbe, ok nicht gerade das was man unter Überquerung des Meeres versteht, aber man war ja auch noch beim Vorüben. Die Schwimmweste war schon angelegt und der Funkkontakt war auch noch vorhanden.
Östlich von Eckernförde dann der erste Überflug der Bucht in der Ostsee. Auf der eine Seite die Sandstrände mit dem Bootsanlegesteg und im Norden die große Marinebasis.
Etwas nördlich in Höhe Flensburg war es dann soweit, es ging über den Meldepunkt ALASA in der Ostsee nach Dänemark. Richtig offene See, aber immer mit einigen Küstenbereichen im näheren Umfeld. Über die bezeichnende Insel „Aero“ war es nach Sydfyn auf Täsinge nicht mehr weit. Es musste zur Einreise ein Zollflugplatz sein. Den hatte ich auch pflichtgemäß laut AIP von der Landung in Kenntnis gesetzt, aber damit war der ganze Formalkram auch schon erledigt. Wie früher in Frankreich, lies sich natürlich wegen so einem kleinen Flieger kein Zoll am Platz sehen, sie wollen nur informiert sein, trotz Schengenzugehörigkeit. Wie im Norden häufig zu finden, einen Briefkasten für die Landegebühr und dazu ein Telefon mit den drei Tasten für Flugplatzchef, Briefing AIS und MET.
Nachdem ein Fliegerkamerad einem das Clubheim für die Nacht zur Verfügung gestellt hatte, konnte mit den vor Ort vorhandenen Fahrrädern der Abend in der nahegelegenen Stadt Svendborg verbracht werden. Etwas Bewegung auf den 20 km langen Trip mit Stadt und Hafenbummel war gerade recht. Und so kam ich erst nach Sonnenuntergang wieder auf den sehr gepflegten Grasplatz mit seinen diversen Hallen zurück. Der Flugplan wurde noch für den nächsten Tag aufgegeben und alle Backupakkus vom GPS und Foto aufgeladen.

Dänische Brücke Dänische Brücke in ruhiger Morgenstimmung

Der nächste Morgen begrüßte mich mit einem herrlichen Sonnenaufgang über einer kleinen Nebelschicht. Jetzt war es Beruhigend vom MET Office zu hören, dass es sich dabei nur um lokale Nebelfelder handeln sollte, die sich schnell auflösen, also Entwarnung für die anstehenden Wasserüberquerungen. Wieder alles sauber im Flieger verstaut, ging es zum Start, um anschließend die Fahrradkilometer und die Stadt aus der Luftperspektive schnell aus den Augen zu verlieren. Da ich früh dran war, konnte ich noch einen kleinen Abstecher zu einer der längsten Brücken östlich von Odense unternehmen. Sprit durfte ich zwar keinen tanken, in Dänemark sind nur 30 plus 5 Liter Reserve für Ultraleicht erlaubt, aber bis nach Schweden war das eigentlich kein Problem. An den Positionsmeldungen auf dem Weg zur schwedischen Küste musste ich noch etwas arbeiten, aber südlich der TMA von Kopenhagen ging es dann über den Meldepunkt LEBDA über die noch immer brettelebene See nach Schweden südlich von Malmö. Die Übergabe an Sweden Control klappte reibungslos und so bekam ich auch gleich eine Freigabe zum Durchfliegen der Kontrollzone von Malmö. 
Nächstes Ziel war der kleine Grasplatz von Sövdeborg. Dort hatte ich vor 20 Jahren mit meinen damaligen Einsitzertrike Marke Warnke auf dem Autodach das erste Mal Station gemacht. Nach dem Tanken aus Kanistern von der Stadt, gab ich noch einem griechischen Minimum-Piloten Starthilfe, es bleibt also International. Etwas ins Landesinnere ging es über ausgedehnte Waldgebiete wieder Richtung Küste nach Kalmar und weiter auf die Insel Öland nach Borglanda. Ein anfliegender Airliner versperrte mir den direkten erhofften Weg entlang der großen Brücke. Also in den Norden ausweichend war wieder etwas mehr Wasser unter einem angesagt. Dadurch konnte ich aber die Sommerresidenz der Königsfamilie ausgiebig bewundern, der man aber tunlichst nicht zu nahe kommen sollte, sonst gibt es Begleitschutz zum nahegelegenen Flugplatz durch die Polizeihelikopter.

Schwedische Schärenküste Schwedische Schärenküste am Abend

Nach zwei Stück genüsslichen Verzehr von Kuchen lag jetzt der wohl beschaulichste Abschnitt der schwedischen Küste, die Schären vor einem. Wie eine Autobahn gesäumt mit Segelbooten gab es ein Fahrrinne von Süd nach Nord zwischen den unzähligen mit keinen bunten Häuschen versehenen Inselchen. Die See spiegelte sich in der Abendsonne, man konnte den Drachen Minuten lang los lassen und nur mit den Füßen durch den Luftwiderstand die Richtung korrigieren.
Als Tagesziel war ein kleiner UL-Platz bei Trosa ausgewählt. Er sollte Mogas haben, das ist aber unverbleiter Luftfahrtsprit und kostet dementsprechend so viel wie Avgas. Mit freundlicher Unterstützung des Aeroclubs, der einem auch wieder ganz selbstlos ihre sehr wohnlichen Clubräume zur Verfügung stellte, war der nächste Tag auch schon komplett vorbereitet. Da es jedoch keinen Strom gab ging es trotz spätem Sonnenuntergang recht bald in die Federn, sprich dem mitgebrachten Schlafsack. 

UL Platz Trosa Schwedische UL Platz in Trosa

Nach einem kleinen Frühstück hatte sich der Morgendunst auch wieder verzogen. Die Besonderheit in Schweden bei der Flugberatung ist, man bekommt das Wetter gleich mitgeliefert, in dem Fall bis Helsinki keine Besonderheiten, sprich Seenebel oder Regen. Bei idealen Bedingungen konnte ausgiebig das recht weit im Landesinneren liegende Stockholm abgelichtet werden. 

Stockholm City Stockholm City im Landesinneren

Über sehr verschlungene Wege kamen die großen Fähren und Frachter zum offenen Meer, anders als sonst bei Fjorden gewohnt, wo vielleicht ein zwei Kurven den direkten Weg nach draußen versperren.
Auf einem kleinen Platz mit Asphaltpiste vor dem Überflug nach Finnland, ein recht beruhigender Anblick, eine Staffel der Seenothelikopter war dort stationiert und machte ihre Ausbildung. Zu Mittag ging es Richtung offenes Meer, da erblickte ich unter mir das Kreuzfahrtschiff AIDA auf dem gleichen Kurs nach Osten. 

Ostsee nach Finnland Über die Ostsee nach Finnland

Die Schäreninseln wurden kleiner und weniger, bis ich am Leuchtfeuer bei RUNGA an Mariehamn übergeben wurde. Der Controller informierte mich schon eine halbe Stunde vor der Landung, das auf dem unkontrollierten Platz Kumlinge ebenfalls ein Flieger zur Landung ansetzte, sicher ist sicher. Die Inseln wurden wieder größer und so konnte ich auf einer beeindruckenden Betonpiste direkt am Meer einschweben. Außer einer Abstellfläche und einer kleinen Holzhütte war sonst nichts am Platz, der sogar für Nachtflüge beleuchtet war. Ein kleines Nickerchen nach den imposanten Eindrücken war schnell vorbei und es sollte weiter bis in die Vororte von Helsinki gehen. Auf dem Festland angekommen, war doch glatt eine dunkle Regenwolke im Norden zu sehen. Ein paar kleine verirrte Tropfen fanden den Weg bis zu meinen Helmvisier. Weniger gut fand ich dann den Anblick Richtung Helsinki, wo eine Gewitterwolke abregnete. Aber bis ich am Flugplatz Nummela war, dampfte, durch die Sonnenstrahlen wieder erwärmt, die Asphaltstrassen schon wieder.
Der großzügige Platz wird im wesentlichen von Segelflieger, die schon wieder aktiv waren, benutzt. Sprit kam wieder aus der Stadt von der Tankstelle, nachdem vor Ort nur Avgas verfügbar war. Unterkunft wäre eigentlich kein Problem gewesen, der Platz hat ein eigenes Hotel, da war jedoch gerade eine Veranstaltung unserer bodengebundenen Namensvettern, ein Drive In mit Trikes. Aber die Aeroclubhütte war auch wieder vorbildlich ausgerüstet, und so war auch das geregelt. Ein Bekannter wusste von meinem Aufenthalt und hatte Zeit, mir die Stadt am Abend zu zeigen. Der warme Sommerabend lies die ganze Stadt auf den Beinen sein und so konnte nach der Sightseeingtour der Tag mit einem schönen Essen abgerundet werden.

Verschiedene Trikeklassen Trikes in verschiedenen Klassen

Nach der obligatorischen Fotoschau mit den Straßentrikes ging es erst um 10 Uhr mit vereinzelten Nebelfeldern Richtung Hauptstadt und dem alten Stadtflugplatz Helsinki-Malmi. Erst mal wurde die von wenigen Insel im Vorfeld liegende Hafenstadt noch mal bei Tag bewundert, dann ging es zu dem schon sehr geschäftigen kontrollierten Platz. Als Nummer drei war ich vor den wartenden Maschinen am Boden frei zur Landung auf den gekreuzten Bahnen. Einen Abstellplatz nach eigenem Ermessen aussuchen und dann ein offenes Tor zu Tower finden. Ganz Profimäßig ausgestattet gibt es alle Informationen am schwarzen Brett, Computer oder dem hilfsbereiten Angestellten. Der runde Bau hat schon seine eigene Note, aber auch hier halten sich die Gerüchte, er soll geschlossen werden. Die vielen kleinen Echomaschinen könnte der internationale Flughafen ganz schön ins Schleudern bringen, Tempelhof und Schönefeld läst grüßen.

Helsinki Malmi Wendepunkt Stadtflugplatz Helsinki-Malmi

Nachdem auch ein paar Onlinegrüße vom Nordöstlichsten Wendepunkt meiner Reise abgeschickt wurden, ging es weiter nach Süden, nach Estland. Damit verbunden auch die längste Etappe über Wasser mit etwas über 40 km. Der BMW lief so beruhigend rund, die Sichten waren bis zum Horizont, also kurz nach Verlassen der letzten Insel war auch schon die gegenüberliegende Küste zu sehen, so entspannend kann Fliegen sein, ein Bilderbuchflug.
Auch in Tallin bekam ich einen Einflug in die Kontrollzone um etwas mehr von der Stadt zu sehen. Weiter ging es auf einen kleinen Platz im Landesinneren nach Rapla. Ein Fallschirmsprungzentrum, aber auch Segelflieger auf ihrer eigenen Bahn und Gleitschirme tummelten sich in der bockiger werdenden Nachmittagshitze. Der Tower der Militärs, einige Container, waren abgefackelt, aber dahinter hatte sich der Aeroclub eine nette Bleibe hergerichtet. Im angrenzenden Wäldchen waren laut Auskunft Unterkünfte zum mieten. Das Umfeld des Platzes, die Wege und Bauten waren jedoch sonst ziemlich verwildert. Auch der einzige Platz auf meiner Tour, bei der kein Stempel für meine Grußkarte aufzutreiben war, trotz regem Flugbetrieb. Also ging es weiter Richtung Lettland, weit im Landesinneren mit Kratern übersätem Niemandsland, vermutlich ausgedehntem Truppenübungsplätzen. Auch die Funkverbindung wurde schlechter und den Überflug der Grenze konnte schon niemand mehr verstehen. Die Straßen hier waren selten geteert und so zogen die Autos weite Staubfahnen hinter sich her. An verschiedenen kleinen Agrarpisten vorbei ging es Cesis in Lettland entgegen. Die Piste war gut markiert und es erwartete einen ein sehr gepflegtes Vorfeld auf Gras. Im Norden war die alte Piste und Hangars zu erkennen, aber scheinbar nicht mehr aktiv. Dafür war das neue Areal bewacht, er durfte nicht im Hauptgebäude oder Hangar residieren, sondern hatte ein eigenes Kontrollhäuschen. Er sprach kein Englisch, aber er war so einfallsreich und telefonierte mit seinem Sohn, der als Dolmetscher am Handy fungierte, wenn ich Wünsche gehabt hätte, wäre das kein Problem gewesen. Aber so reichte der Sprit noch zur letzten Tagesetappe nach Litauen, Birzai direkt hinter der Grenze. An diesem Samstagabend war eine kleine Oldtimerversammlung mit Trachten am Platz, gemeinsames Feiern und Grillen inklusive. Sogar der Flieger kam in der Halle ohne Probleme unter und das Tanken war schnell erledigt. Zum Frühstück wurde im Freien noch eine Gulaschsuppe bereitgestellt. Der Flugplatzchef telefonierte noch ausgiebig mit der militärischen Flugsicherung, um einen reibunglosen Flug in den Süden ohne Flugplan zu gewährleisten, das war ein Service, den man so in der Abgeschiedenheit kaum erträumt hätte. 
Wieder war ein absolut ruhiger Flug an diesem Sommermorgen angesagt. Vorbei an Kaunas, das ich schon im letzten Jahr beim ersten Versuch der Ostseeumrundung besucht hatte, ging es diesmal nach Alytus ganz im Süden des Landes. Der stadtnahe Platz hatte auf seinem weitläufigen Areal wieder ein paar Gleitschirmflieger an der Winde zu bieten, ansonsten war nichts los, vielleicht auch deshalb, weil am benachbarten Platz in Pociunai internationale Segelflugmeisterschaften waren. Von oben hatte ich direkt am Eingang zum Flugplatz eine Tankstelle ausgemacht und wollte etwas Sprit nachtanken. Es fand sich auch gleich ein Fliegerkollege mit Auto und Kanister. Zu meiner Überraschung fuhr er mit mir eine andere große Tankstelle in der Stadt an, denn er wusste dort gibt es nicht gepanschten Sprit, wie beruhigen. Auch ein Fax für den Flugplan wurde hinter verschlossenen Türen im Chefbüro des Aeroclubs aktiviert. So ging es nach Polen auf einer eigentlich aus dem letzten Jahr bekannten Etappe nach Bialystok im Osten, es gibt da in der Ecke nicht eine so große Auswahl an Plätzen. Aber zumindest muß man sich um Zoll und dergleichen keine Gedanken mehr machen, alles Schengengebiet, wenn auch knapp an der Grenze (Ukraine). 

Route zurück Route zurück nach Tschechien

Von dort ging es südlich an Warschau vorbei weiter ins Landesinnere nach Kielce. Ein recht großer Platz mit Asphaltpiste und jeder Menge Aktivitäten. Auch zwei UL-Hallen waren dort, und einer der Piloten organisierte gleich den ganzen Aufenthalt. Unterkunft, Sprit und Frühstück alles perfekt. Es stellte sich heraus, dass er eine Zeit lang in München arbeitete. 
Trotz des Super-Service mußte jetzt am Montag, dem sechsten Tag der Reise um die Ostsee, das Ziel mit Jihlava in Tschechien anvisiert werden. Es konnte ja nicht ewig so weiter gehen mit dem perfekten Sommerwetter, eine Störung aus Westen hatte sich spätestens für Dienstag angekündigt. Also wieder Flugplan nach Martin in der Slowakei aufgeben und weiter ging es Richtung Hohe Tatra. Vorbei an Krakau kamen die ersten richtigen Berge seit 5 Tagen zum Vorschein. Wie im Alpenvorland ging die weite Ebene nun in hügeliches sattes Grün über. Hinter einer Hochebene im Südosten war die Hohe Tatra mit ihrem höchsten Berg von knapp 3000 m zu erahnen. Aber rechter Hand im Westen waren die Berge mit 2000 m auch nicht ohne, es kamen schon Parallelen zum Alpenrundflug zu Pfingsten dieses Jahr auf.
Ein schöner See kennzeichnete die Grenze zur Slowakei, man war wieder in der Euroregion, auch ein Vorteil neben dem Schengenland, die einheitliche Währung. Die Ostsee Anrainerstaaten sind bis auf Deutschland und Finnland noch etwas hinten dran, obwohl in vielen Bereichen der Euro schon gern gesehen wird. Es ist aber gut eine Kreditkarte zum Tanken und Essen dabei zu haben, das erspart einem den Weg zum Bankautomaten.
Trotz hoher Berge, die Funkverbindung mit Bratislava war problemlos und wenig frequentiert, er konnte mir für den Fall der Fälle die Telefonnummer zum Schließen des Flugplans in Ruhe durchgeben. Neben dem Grasplatz von Martin ist ein kleines Ausstellungsgelände mit alten Militärfliegern zu bewundern. Ansonsten war nichts los auf dem gepflegten Areal an diesem Montag Mittag. Also wieder weiter mit Flugplan in den Süden von Tschechien nach Znaim. Dort berichtete ein Fliegerkamerad von seinen Schwierigkeiten mit seiner Cessna 150 mit UL Zulassung!!! in das nur 10 km entfernte Österreich zu fliegen. Gegenseitige Anerkennung der Lizenzen Fehlanzeige und dann der Flugfunk, trotz guten Deutschkenntnissen eine nur für wenige überbrückbare Barriere - und da kam ich mit meinen inzwischen auf 10 Ländern angewachsene stolzen Anzahl von besuchten Ländern.

Grüße aus 11 Ländern Grüße aus 11 Ländern

Damit war dann auch schon die letzte Etappe zum großen Zwischenstop der Weltmeisterschaft in Jihlava fast erreicht, denn auf den letzten knapp 70 km ging es nur noch an dem Sperrgebiet zu einem Kernkraftwerk und einigen Tiefflugzonen herum. Ausgiebig wurde gleich die Stadt und die umliegenden Flussläufe in Augenschein genommen und abgelichtet, als Vorbereitung auf die kommenden Tage. Mit meinem Copiloten für die Meisterschaft ging noch ein Testflug in das benachbarte Dobersberg (Österreich) nach einem Regentag Pause.

Die anschließende fast zweiwöchige Meisterschaft war sehr gut organisiert und brachte wieder interessante Aufgaben mit sich. Leider hat nur ein weiterer Dreiachser das deutsche Team ergänzt, das war natürlich zu wenig um als Fliegernation mit England, Polen oder dem Veranstalter Tschechien mithalten zu können. Wieder dabei die Israelis, welche uns ihren Veranstaltungsort für die nächsten Meisterschaften schmackhaft machten.

Nachdem die Abschlussfeier wegen kräftigem Regen kurzfristig in die Halle verlegt werden musste, ging es aber am nächsten Morgen wieder mit den letzten Wölkchen Richtung Heimat nach Westen. Der Oberlauf der Moldau war noch zu begutachten, bevor es erneut in die höheren Regionen um den großen Arber im Bayrischen Wald nach Arnbruck ging. Den letzten Flugplan meiner Reise konnte ich nicht, wie so oft in der Vergangenheit im Flug schließen, die Funkverbindung im Bergland war nicht mehr ausreichen. Arnbruck hat ein nettes Kaffee und wird durch seine Lage direkt an der Bundesstraße gern auch von Bikern ans Station angefahren, bei dem schönen Wetter eh keine Frage. Nach genüsslicher Stärkung war es jetzt wieder thermisch aktiver und der ruhige Vormittagsflug Schnee von gestern. In Forst/Sengenthal wurde der Drachenschleppbetrieb eingestellt, es war zu kräftiger Wind mit Lee von der Halle auf der Bahn. Für mich ideal, es war Rückenwind für das letzte Teilstück der Reise nach Ippesheim bei Würzburg.
Zusammenfassen kann ich auf einen Flug in sieben Tagen um die Ostsee bei wirklichen Bilderbuchbedingungen zurückblicken, ein Drehbuch hätte das wohl kaum so perfekt hin bekommen. Das es auch anders sein kann hatte ich ja letztes Jahr mitbekommen, da war „nur“ die Ostseite bis Riga fliegbar, das Wetter war diesmal wirklich ein goldener Begleiter. 4300 km in 44 Stunden Flugzeit und 11 besuchten Ländern, die nackten Zahlen können einem nicht im entferntesten die Eindrücke der Reise wiedergeben. Es war sicher nicht der letzte Besuch der phantastischen Schärenküste von Schweden und Finnland.
Auch wenn man bei gewissenhafter Flugvorbereitung für fast jedes Land eine eigene Genehmigung beantragen muß, bekommt man die eigentlich, dank Email, schnell und unbürokratisch. Aus der Reihe gefallen ist hier eigentlich nur Norwegen, dass ja nicht zur EU gehört und somit wohl etwas Besonderes ist. An Anfang klappte es mit der Genehmigung noch ganz gut, wieder die notwendigen eingescannten Unterlagen zugeschickt. Doch dann musste ich erklären, was es mit dem BZF I auf sich hat. Das wurde auch noch akzeptiert, nur sie fanden keinen Hinweis, dass ich den englischen Sprachlevel 4 nach JAR erfüllte, noch Kleinkarierter hätte ich nur die Erfahrungen des preußischen Hauptmann von Köpenick erwartet. Aber die deutsche Steigerung dazu, eine Übergangsbestätigung, wie es sie bei PPLer bis Ende 2010 gibt, gibt es für uns ULer in Bayern nicht, das Luftamt ist nicht für uns zuständig und kann unsere Englischkenntnisse nicht entsprechend prüfen, als ob die das in dem Fall bei den PPLern täten!??! 
Aber lassen wir die Bürokratie lieber in der Schublade, die konnten die vielen positiven Eindrücke der Reise (auch ohne Norwegen) nicht schmälern.

 

Zur Planung:
Alle Ostseeanrainerstaaten gehören der EU an und sind im Schengenabkommen vertreten (Ausnahme Russland incl. der Enklave Königsberg). 

Grundlage für die Planung wurde wie üblich der Flightplanner, welcher alle Länder mit Karten versorgt. Neu war ein PNA mit 5 Zoll Bildschirm und dem Programm Skymap für die praktische Flugdurchführung. Für die formalen Angelegenheiten wurde erst einmal die Seite der EMF herangezogen. Anschließend die im Internet verfügbaren Seiten zur AIP der jeweiligen Länder. Und da kann man sich bestens mit den aktuellen Daten eindecken. Außer Lettland (befindet sich gerade im Aufbau) sind alle Länder kostenlos (Polen mit Anmeldung) mit mehr oder weniger hilfreichen AIP Auszügen vertreten. Auf der Internetseite EDDH findet man eine gute Zusammenstellung europäischer Online AIPs.

Folgende Besonderheiten (Auszüge) sind mir bei der Durchsicht ins Auge gestoßen:

Dänemark: Beantragt man ein Permit für 30 Tage als Gastflieger für das Land, bekommt man dieses per Email und anschließend per Post unkompliziert erteilt. Kopien als Anlage zur Email werden folgende Unterlagen erwartet: Pilotenschein, Geräteschein, aktuelle Jahresnachprüfung und Versicherung.
Besonderheit bei den Regeln zum Fliegen in DK:
- maximal 30l + 5l Sprit
- Pflicht zum Führen eines Flugbuchs in DK
- ZOLL Pflicht, das wiederspricht zwar grundsätzlich dem Schengenabkommen, aber jeder hat so seine Eigenheiten. Ist aber auch das einzige Land mit dieser Besonderheit.

Estland: Transponderpflicht bei einem Flug über Wasser. Wenige Flugplätze im Land. Zentral gelegen ist Rapla mit Übernachtung vor Ort nach Absprache

Litauen: Transponderpflicht laut AIP, bei meinen Flügen von Polen und nach Lettland mit Flugplan gab es jedoch ohne auch keine Probleme

Polen: die alten Luftstraßen müssen nicht mehr eingehalten werden. Es ist jedoch sinnvoll einen der Grenzüberflugspunkte zu nutzen.