Schweden 1987
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UL-Fliegen in Schweden

Schweden Sommer 1987 von Viktor Wyklicky

 

Nach einem Kanu-Urlaub in Westschweden wollte ich mehr von dieser unberührten Natur entdecken. Deshalb beschloß ich im nächsten Jahr einen weiteren Teil Schwedens, nicht auf dem Wasser, sondern aus der Luft kennen zulernen. Es sollte, mit Rücksicht auf meine Mitfahrer, kein reiner UL-Trip in Schweden werden, sondern eine kombinierte Sightseeing Tour

Zur Vorbereitung holte ich mir über den DAeC die Adresse des Schwedischen Aeroklubs: Kungl Svenska Aeroklubben, Stockholm.
Nach einem Monat Verzögerung, bedingt durch eine falsche Postleitzahl, erhielt ich das Schreiben, in dem mir mitgeteilt wurde, daß ich mit einem zugelassenen und versicherten UL, sowie UL-Befähigungsnachweis von den schwedischen Flugplätzen aus starten könne.

Trike auf dem Autodach Trike auf dem Autodach

Ausgestattet mit dieser Information ging es von Augsburg aus Richtung Norden. Mein Trike hatte ich auf dem Autodach verpackt und zur Verringerung der Höhe noch den Propeller abgeschraubt. Dadurch kam ich bei der Überfahrt auf der Vogelfluglinie sogar als normaler Pkw durch, auch wenn es auf der Fähre etwas eng nach oben hin wurde.

Vergnügungspark Kopenhagen Vergnügungspark Kopenhagen

Unseren zweiten Übernachtungsort fanden wir etwa 30 km nordwestlich von Kopenhagen, nach einer anstrengenden Stadtbesichtigung. Als wir gerade beim Abendessen vor unserem Zelt saßen, hörten wir ein vertrautes Geräusch. Zuerst wollte ich es noch als Traktor deuten, aber als es sich verstärkte und schließlich über uns hinweg flog, war ein dänisches Trike am Himmel zu sehen. Am liebsten hätte ich meines gleich aufgebaut und wäre gestartet, aber unser Zeltplatz war mitten im Wald und die Dämmerung brach schon herein.

Fähre mit Trike auf dem Dach Fähre mit Trike auf dem Dach

Am nächsten Tag unserer Reise setzten wir nach Schweden über.
Werbematerial auf der Fähre empfahl uns den Raum Südschwedens. Also setzten wir uns als Ziel die Stadt Sjöbo.
Wir steuerten gerade eine Seenlandschaft in einer weiten Ebene an, als ich die vertrauten Hallen eines Flugplatzes und die Windsack entdeckte. Da am Abend niemand mehr am Platz war, beschlossen wir, es am nächsten Morgen nochmals zu versuchen.
Zum Übernachten fanden wir einen sehr ruhigen Grillplatz direkt am Ufer, der wegen des etwas wechselhaften Wetters nicht frequentiert war.
Am nächsten Morgen auf dem Flugplatz Sövdeborg fanden wir einen Rentner vor, der in einer der Hallen an einem selbst konstruierten Motorsegler baute. Das Thema, über das wir uns in englisch, deutsch und Zeichensprache unterhielten, war klar. Viele Bücher, welche er über Flugzeugbau und - berechnungen besaß, waren in deutsch verfaßt.
Nachdem er uns eingehend seinen Motorsegler bzw. Pläne davon vorgelegt hatte, wollte ich natürlich ans praktische Fliegen gehen. Eine ICAO Karte hatte er zwar nicht zur Hand, jedoch stellte er mir eine Übersicht über schwedische Flugplätze zur Verfügung.

Vesperpause Flugplatz Sjoebo Vesperpause Flugplatz Sjoebo

Beim Aufbauen dann merkte ich, daß mir eine steife Brise aus Westen zu schaffen machen würde. Der Start klappte einwandfrei, ich gewann schnell an Höhe, jedoch ab Baumwipfelhöhe merkte ich die eigentliche Stärke des Windes, gegen den ich zu kämpfen hatte. Ich flog ca. 15 Minuten gegen Westen, machte aber kaum Boden unter mir gut. Nachdem ich auch feststellen mußte, daß ausgedehnte Waldstücke den Flugplatz umgaben, lies ich das Unternehmen eines Rundfluges fallen und kehrte mit "Windeseile" zum Flugplatz zurück.
Da sich der Wind auch in den nächsten Tagen nicht legte, "Auto"-wanderten wir mit unserem Flieger etwas nach Norden entlang der Ostküste auf die Insel Öland.

Flugplatz Borgholm mit Ruine Flugplatz Borgholm mit Ruine

Unsere Mittagspause führte auf den Flugplatz Borgholm. Wir hatten unser Auto etwas Abseits im Schatten stehen als jemand vom Flugplatz auf uns zukam und uns anbot, wir sollen doch den Flieger aufbauen und eine Runde drehen. Der doch noch ziemlich starke Wind, besonders an der Küste, war jedoch nicht so ganz mein Fall und wir hatten deshalb schon etwas anderes geplant. 

Brücke nach Oeland Brücke nach Oeland

Im nachhinein betrachtet habe ich dort bestimmt einen sehr beeindruckenden Flug an der Inselküste mit Blick aufs Festland und ein altes Castell verpaßt. Aber man kann eben nicht alles haben.

Stockholm Rundblick Stockholm Rundblick

Nach einem ausgiebigen Besuch von Stockholm besorgte ich mir wegen der vielen Flughäfen die ICAO-Karten für diesen Bereich und gleich noch bis zur Westküste Schwedens, speziell auch wegen der dortigen CTR und sonstigen Sperrgebieten.
Wir steuerten den Flugplatz Enköpping an, der schnell gefunden wurde. Wie sich später von oben herausstellte, gab es deren zwei. Wir liefen auf dem kleineren auf, der nur aus einer 300 x 30 m langen Wiese und einer Scheune bestand. Nach der Einweisung in die örtlichen Gegebenheiten baute ich meinen Drachen auf und startete zum Erkundungsflug bei herrlichem abendlichen Wetter. Keine 500 m entfernt lag der größere Segelflugplatz mit Landereitern, Hallen und Meldestellen hinter der Waldecke. Und es waren sogar zwei Segelflieger und eine Schleppmaschine in der Luft. Der Abend in diesen Breiten ist im Sommer schon recht lang und so konnte ich in Ruhe die Umgebung erkunden und nach einem geeigneten Zeltplatz am Wasser Ausschau halten. Am nächsten Tag war ein größerer Rundflug geplant, weshalb ich den Drachen gleich aufgebaut vor Ort verankerte, dabei war die Scheune nicht für Flugzeuge gedacht.

Sonnenbad Aufbau Sonnenbad Aufbau

Dieser Rundflug brachte mich über die Seenplatte, welche sich von Stockholm östlich ins Landesinnere erstreckt. Es war ein berauschendes Gefühl, in sicherer Höhe über die teilweise recht ausgedehnten Seen zu schweben und unter mir dabei sogar einem Frachter mit deutscher Hoheitsflagge zu begegnen.
Dieser 3-stündige Rundflug brachte mir Eindrücke von dieser Landschaft, von denen ich noch lange zehren konnte.
Den nächsten Flugplatz, den wir ansteuerten, war Säffle, am nördlichen Ufer des Vänersees. Da außer dem Bauern, welcher die Landewiese mähte, niemand am Platz war, fragten wir diesen, wie es mit einem Start morgen aussähe. Das wäre kein Problem, wir sollen ruhig starten, meinte er.

Zelten am See Zelten am See

Ein Zeltplatz am See war nicht zu finden, da das Ufer entweder mit Ferienhäuschen zugebaut oder von Schilf bewachsen war. So führte unser Weg einige Kilometer ins Hinterland an einen kleinen See.
Als wir am nächsten Morgen wieder auf dem Flugplatz eintrafen, überraschten uns dort zwei Deutsche mit einer Echo-Maschine auf ihrem Schwedentrip. Die beiden, welche ihr Zelt neben dem Flieger aufgeschlagen hatten, erzählten uns von traumhaften Landeplätzen direkt am Wasser, etwas weiter nördlich in Schweden. Einziges Problem dort oben seien die ausgedehnten Waldgebiete.
Nachdem wir unsere Erfahrungen ausgetauscht hatten, startete ich zu einem Rundflug entlang der Küste der Halbinsel bei Säffle. Viel zu sehen von dem so imposant auf der Landkarte wirkenden Vänersee gab es nicht, da Nieselregen die Sicht über das schwedische Meer versperrte.
Nachdem ich die Halbinsel umrundet hatte, mußte ich natürlich noch unsere Lagerstätte der letzten Nacht begutachten, und so kam ich wieder auf eine Flugzeit von 2,5 Stunden.
Die Eindrücke waren wieder sehr nachhaltig, wenn auch nicht mehr so sonnig, denn nach dem Zusammenbau begleitete uns der dann starke Regen bis nach Göteborg. Auf jeden Fall will ich Schweden vielleicht in Form einer Luftwanderung mit meinem UL noch weiter kennen lernen.