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| In den Osten Europas - Slowakei 2013von Viktor Wyklicky
Flugroute Slowakei 2013 (Details: Auf die Grafik klicken) Keine 1000 km nach Osten und man ist schon an der Ostgrenze des Schengenraumes an der Grenze zur Ukraine. Nicht das dort Europa aufhört, schließlich waren dort erst letztes Jahr die Fußballeuropameisterschaften, aber die formalen Hürden werden nicht nur in Form des Reisepasses, sondern auch beim Fliegen deutlich, denn man kommt nur mit einer speziellen Einfluggenehmigung über die Grenze. Und trotzdem gibt es hier „Hinten" schon Gemeinsames mit einem Nationalpark im Dreiländereck Slowakei-Polen-Ukraine.
Startvorbereitungen in Saarmund Also von der Strecke her waren wir dieses Jahr mit Dänemark zu Pfingsten schon weiter weg als dieser Ausflug zur Europameisterschaft der Ultraleichtflieger im Osten der Slowakei. Der gerade Weg dorthin viel zu einfach, zumal der Flieger zur Inspektion beim Hersteller in Berlin weilte. Gemütlich in der Hochsaison mit dem Nachtzug im Liegewagen nach Potsdam und dort zum Flugplatz um die Ecke bei Saarmund.
Ein Gyro aus Bremen sollte mein Begleiter nach Osten sein und kam zum verabredeten Zeitpunkt auch schon eingeschwebt. Nach gründlichem Check des Fluggeräts dann doch die erste Panne, das Funkgerät wollte nicht so richtig kommunizieren. War ich schon so lange nicht mehr in dem Flieger gesessen, dass ich den Schalter für die Interkom übersehen konnte, der wird halt sonst nie benutzt, hat aber doch ungeahnte Auswirkungen.
Burganlage in Tschechiens Nordosten Zu unserem ersten Zwischenstopp wäre aber Funk auch wirklich nicht notwendig, es sollte ein kleiner UL Platz an der tschechischen Grenze sein. Alles lief wunderbar, der bestellte Sprit war vor Ort, ein paar Erinnerungsfotos und nach der Besichtigung der Halle ging es weiter quer durch die Tschechische Republik nach Vysoke Myto, einem großen Segelflugzentrum.
Grenzfluss March Österreichs Ostgrenze Die Hitze hatte uns jetzt zu Mittag voll eingeholt und man suchte schnell ein schattiges Plätzchen. Nach einer kleine Erfrischung ging es über Brünn und einem Springerzentrum im Südosten über die Grenze nach Österreich zum sehr empfehlenswerten Platz Spitzerberg zwischen Wien und Bratislava. Die feste Gemäuer der Unterkunft boten zumindest im Erdgeschoss in der Nacht etwas Abkühlung für die stark mitgenommene Bodencrew. Sie sollte am nächsten Tag die schwere Etappe quer durch die Slowakei vor sich haben.
Flugplatz Jasna Anflug südlich der Hohen Tatra Für uns war der direkte Weg viel zu kurz, also erst mal nach einem schönen Frühstück über die Donau wieder Richtung Norden zu den südlichen Ausläufer der Hohen Tatra. Auf einer kleinen Betonpiste in recht bergiger Umgebung an einem Stausee wäre man auch nicht abgeneigt, einen erholsamen Urlaub zu verbringen.
Unser Weg führte aber weiter am kleinsten Gebirge der Welt nach Zakopane mit Blick auf die berühmten Skisprungschanzen, wo schon so manche Fernsehübertragung zu uns gefunkt wurde. Und schon verloren sich die Blicke über sanfte Hügel zu dem gerade noch mächtigen Gebirgsstock und wir landeten im polnischen Nowy Sacz.
Der durstige Gyro wurde wieder mit frischen Nass versorgt, bevor es wieder zurück in die Slowakei nach Svidnik gehen sollte. Auf dem dortigen Vorfeld waren keine Flieger die Hauptattraktion, sondern eine kleine Kartbahn fesselte Zuschauer und Akteure an diesem Sonntag Nachmittag. Und gleich fand sich auch wieder eine Dolmetscherin, was die Verständigung wesentlich erleichterte, auch Englisch ist hier keine Selbstverständlichkeit. Es waren keine 60 km mehr zum Austragungsort in Kamenica nad Chirocho, einem holprigen Grasplatz umgeben von den letzten Bergen vor der Puszta im Süden und keine 30 km von der ukrainischen Grenze entfernt.
Das Flugplatzschild in der kleinen Ortschaft war für die Bodencrew deutlich zu klein als das sie nach der Strapaze und der Hitze direkt zum Platz gefunden hätten. Mit dem Handy wurde die vorbeifahrende Kolonne zum Platz dirigiert, einfacher wäre eine vernünftige Programmierung des Navi gewesen, so wie man das beim Fliegen halt gewohnt ist. Schnell wird es hier im Osten ungewohnt früh dunkel, es liegt halt noch in der gleichen Zeitzone wie Deutschland. Für die nächsten Tage hieß das früh Aufstehen um der Hitze etwas aus dem Weg zu gehen und noch etwas vom Tag zu haben. Ein Ausflug in den Dreiländernationalpark brachte trotzdem keine Bären zum Vorschein, war aber auf jeden Fall eine Reise wert und wurde natürlich auch noch aus der Luft besichtigt.
Oradea Zentrum (Rumänien) im Anflug Ein weiterer Tagesausflug führte uns mit dem Trike nach Rumänien. Da man aber das Schengengebiet verlies, mussten drei Zollflugplätze her. Im Vorfeld wurde klar, das ist bei einem Tagesausflug gar nicht so einfach. Es sollte ja noch Zeit für einen Stadtbummel sein, also nicht zu weit weg und trotzdem nahe am Zielort. Mit der Route über Debrecen wurde die zweitwichtigste Stadt in Ungarn angeflogen. Auf dem Flughafen, ehemals mit Linienverkehr, ist jetzt nichts mehr los. Um so intensiver und gründlicher war der Zoll bei uns zugange, und nach der Aufgabe des Flugplans in das knapp 60 km entfernte Oradea waren wir auch schon 40 Euro leichter, Handlingsgebühren halt. Aber es kam noch dreister.
Nach einem heißem Spaziergang in der City der geschäftigen Stadt mit schön angelegter Burganlage, genossen wir das Mittagessen im Biergarten am Theaterplatz.
Das Taxi holte uns zum vereinbarten Termin wieder ab und es sollte zur weiteren Abfertigung gehen.
Flughafen Oradea mit Serviceleistungen Der vorbereitete Flugplan war natürlich wegen der Zeitverschiebung trotz UTC falsch umgesetzt, wurde aber unkompliziert geändert. Für das Tanken aus einem 20 Liter Spritkanister vom Aeroclub musste ein Feuerwehrfahrzeug für eine Boeing aufgefahren werden, wofür dann am Schluss satte 100 Euro zusammen kamen. Da waren wir wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, ließen uns aber die gute Laune über den Tagesausflug nicht verderben. Und auch die Rückkehr in die Schengenzone in Kosice/Slowakei verlangte wieder ihren Tribut mit Handlingsgebühren, wie für einen Jet.
Dreiachser über Humenne, Oltimer auf Siegerkurs Eine kleine Fahrradtour zur Burgenanlage nahe der Stadt Humenne rundeten das Besichtigungsprogramm ab, bevor der Ernst des Lebens, sprich Meisterschaften, starteten. Hatten wir bis dato neben der holprigen Piste nur mit der Hitze zu kämpfen, kam gerade recht
zu den Ziellandungen kräftiger Seitenwind dazu, quasi das Salz in der Suppe. Ein
ambitionierter Ungar musste das mit einem gebrochenen Arm und kaputtem Flügel bezahlen,
obwohl schon sicher am Boden, versuchte er noch etwas zu schnell im 100 m Feld zum Stehen
zu kommen. Das war aber Gott sei dank der einzige Unfall während der Veranstaltung. Flugplatz Svidnik mit Auswertung Navigationsaufgabe Bei der Ziellandung mit stehendem Triebwerk kommt es neben dem exakten Aufsetzen auch auf eine möglichst kurze Landerollstrecke an, also möglichst langsam anfliegen ohne jedoch vor der Ziellinie aufzusetzen, sonst gibt es Null Punkte. Daneben kommt die klassische Thermikaufgabe mit begrenzter Spritmenge zum Einsatz. Eine Abwandlung davon ist es mit begrenzter Spritmenge eine vorgegeben Strecke möglichst schnell zu fliegen (Speedpunkte) und anschließend noch eine möglichst weite selbst definierte Strecke mit Rückkehr zum Flugplatz zu fliegen. Die Navigationsaufgaben sind auf der Karte vorgegebene Kurse (zum Teil Kreisbögen oder
Freihandlinien) oder mit Bodenzeichen zu findende neue Kurse mit versteckten Bildern und
einhalten von Zeitfenstern (+-5 sec) und das Ganze im offenen Trike Cockpit. Eine passende
Arbeitsplatte in Form eines Plexiglaskartenbretts ist da von Vorteil. Die Abweichung vom
Kurs wird in Loggern (GPS ohne Anzeige) festgehalten und nach der Landung ausgewertet.
Die gefundenen Fotos müssen auf der Karte (+-2mm) eingetragen werden. Siegerehrung Dreiachser Einsitzer - Silbermedallie Obwohl wir mit unseren Spezialdisziplin den Navigationsflügen nicht voll zufrieden waren, brachten uns die anderen guten Ergebnisse auf einen für uns Amateure hervorragenden 5. Platz in der Gesamtwertung. Daneben konnten wir mit unserer Erfahrung und Teamgeist dem zweiten deutschen Neuling in der Dreiachser Einsitzerklasse zu seinem beachtenswerten 2. Platz beitragen. In der abschließenden Thermikaufgabe zitterten wir schon, als der tschechische Spitzenreiter sich am Abend feiern lies. Aber unser Mann aus dem Breisgau toppte diese Leistung mit einem deutlich älteren Gerät noch und kam zur Verwunderung aller kurz vor Sunset zur Landung – Tagessieg und Gesamt Zweiter. Nach der Siegerehrung war das Camp schnell wieder leergefegt und auch wir hatten unseren
Rückflug bis Spitzerberg bei Wien schon vorbereitet. Taleinschnitt in der Slowakei, abwechslungsreiche Landschaft Wieder über sehenswerte Hügellandschaft ging es mit zwei Stopps in Lucenec und Nitra, südlich Bratislava über die Donau nach Österreich.
Auf einer etwas anderen entspannteren Route folgten uns unsere Bodencrew spätabends zum Essen.
Wien Rückblick entlang der Donau Das Wetter sollte nur noch am darauffolgenden Sonntag trocken bleiben, also kein Abstecher mehr durch die Alpen, sondern den Gyro möglichst weit in die Heimat bringen und selber schaun, dass es bis nach Hause zum Wildberg reicht.
Burgenlandschaft im Waldviertel Mit Stopps in Krems und Freistadt war auch schon Österreich hinter uns und Passau begrüßte uns zurück in der Heimat.
Anflug auf Vilshofen, da muss man gewesen sein Bei Vilshofen direkt am Fluß trennten sich unsere Wege und ich visierte Weissenhorn noch zu
einem Kuchenstopp an.
Der letzte Hüpfer nach Lindau war dann der krönende Abschluß einer fast 40 Flugstunden umfassenden Reise an die Ostgrenze Europas (na zumindest der Schengengrenze). Mit Rumänien wieder ein Land mehr im Flugbuch und einer beeindruckenden Landschaft speziell in der Slowakei.
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