Andalusien - Spanien, ein Wochenendausflug zu den World Air Games 2001
Spanien 2001 von Viktor Wyklicky
Nun ja, wenn wir erst mal die französisch-spanische Grenze hinter uns haben, sind wir ja gleich da. Aber weit gefehlt, bei der Routenplanung für das Begleitfahrzeug ist uns schon aufgefallen, da geht es ja recht weit durch Spanien. Zwar ist die Küstenautobahn noch recht gut ausgebaut, aber irgend wann muß man mal hinter die Bergkette des Mittelmeeres und das zieht sich danach auch ganz schön - also von wegen Wochendausflug.
Aber mal der Reihe nach:
Zwei Trikes aus Norddeutschland wollen zu den World Air Games in Beas de Segura in Andalusien, Spanien. Frage: Wie kommt man da hin? Mit dem Auto, klar. Aber das ist schon ein ganz schöner Streß, und dann noch mit Anhänger, womöglich noch mit zwei
Trikes?
Flugroute nach Spanien (Details: Auf die Grafik klicken)
Nachdem ich schon einmal mit dem Trike nach Valladolid geflogen war, ist die Frage des wie, gar nicht erst zur Diskussion gestellt worden. Und die beiden Flieger waren auch schon Langstreckenerprobt, haben sie doch schon eine Australiendurchquerung hinter sich. Also die Flugvorbereitung im Winter und Frühjahr war auf UL-Plätze in Frankreich und Spanien ausgerichtet. Für den Hinflug wurde letztlich die Route via Köln-Paris-Biaritz-Beas de Segura ins Auge gefaßt. Ich hatte inzwischen so viele Flugplatzkoordinaten gesammelt, daß trotz GPS III plus, mit Aviation-Data-Base, die 500 freien Waypoints nicht mehr ausreichten um die gesamte Strecken zu laden, gerade mal ein Drittel der Wegpunkte paßten hinein, dann war der Speicher voll.
Das Vorauskomanndo (Camper) war am Donnerstag von München aus auf den Weg geschickt und für mich ging es am Freitag mit dem Zug nach Bremen. Das liebe Wetter hatte natürlich wieder so einige Überraschungen für uns bereit. Nachdem am Donnerstag noch ideale Vorhersagen auch eintrafen (Nordostwind wäre optimal für den ersten Abschnitt bis nach Frankreich) sollte es ab Freitag zuziehen. Bei angenehm sommerlichen Temperaturen verließ ich also den Süden, um die Republik am Boden zu durchqueren. Es blieb erstaunlicher Weise bis Hannover schön und nur vereinzelte Gewitterschauer pflasterten anschließend die Fahrt nach Bremen.
Am nächsten Morgen sollte es früh los gehen, jedoch bis alles in den Fliegern verpackt war, verging auch schon wieder einige Zeit. Um zehn Uhr war dann auch der Testflug mit dem für mich neuen Gerät positiv verlaufen und das Wetter hatte volles Verständnis für unseren Tatendrang. Sogar etwas Sonne verabschiedete uns auf dem Weg nach Südwesten. Nachdem uns Regenschauer und kräftige Böen prophezeit wurden, rechneten wir eigentlich mit einem kurzen Ausflug und hofften wenigstens Köln nicht völlig durchgeweicht zu erreichen.
Die erste außerplanmäßige Pause mußten wir schon nach 75 km in Donstorf einlegen, der Rotax Viertakter wurde zu heiß, das sollte sich später noch richtig unangenehm bemerkbar machen. Nachdem der Fehler behoben werden konnte und Kühlwasser nachgefüllt war, ging es weiter nach Hamm-Lippewiesen. Zwar gab es dort kein Mogas, jedoch waren die Hallen wie für uns bestellt geöffnet und ein kleiner Schauer zog während unserer Mittagspause durch. Anschließend wieder herrlicher Sonnenschein und ein Flug durchs Ruhrgebiet und weiter am Nordrand Kölns vorbei, unser erstes Teilziel war abgehakt. Westlich von Köln dann doch lokal begrenzte, aber weithin sichtbar kräftige Regenschauer, welche umflogen werden konnten. Die Dahlemer Binz hatte wieder ungetrübten Sonnenschein zu bieten, Mogas für die Trikes und eine kleine Brotzeit für die Piloten. Frankreich war in greifbare Nähe gerückt, weit mehr als wir uns bei diesen Prognosen hätten träumen lassen. Ganz sollten wir unser weit gestecktes Ziel heute jedoch nicht mehr erreichen, der einzige Segelflugplatz in Luxemburg diente uns für diese Nacht als Unterkunft. Das lange angekündigte Frontensystem hätte einen sicheren Weiterflug nicht ratsam erscheinen lassen. Nach ersten heftigen Gewitterschauern blieb es in der Nacht relativ ruhig, der Morgen war von tiefhängenden Wolken mit Regenschauern geprägt. Zu Mittag, als zwischendurch schon die Sonne Hoffnung aufkommen lies, wurden die beiden Trikes aus der Halle geschoben und für die nächste Etappe präpariert. Regen war einkalkuliert als wir starteten, jedoch wurde der Flugweg immer wieder so angepaßt, daß den Schauern ausgewichen werden konnte. Und so arbeiteten wir uns von einem Ausweichplatz zum Nächsten vor. Als die Ardennen unter Berücksichtigung der zahlreichen Sperr- und Gefahrengebiete hinter uns lagen, entspannte sich das Wetter auch deutlich, mit Ausnahme des Windes, welcher noch kräftig aus Nordwest einen guten Vorhalt erforderte.
Ein letzter Schauer erreichte uns am Boden unseres planmäßigen Tankstops in Eperny. Die dortige UL-Flugschule versorgte uns mit dem nötigen Sprit aus Kanistern. Der letzte Abschnitt am Abend zeigte sich noch von seiner besonders schönen Seite und die bereits in Pont sur Yonne eingetroffenen Bodencrew hatte auch schon einen Hallenplatz organisiert.
Dann beim Einräumen in die Halle die böse Überraschung, Kühlmittel tropfte recht ungehindert aus dem Motorblock des 912ers. Wie sich später herausstellte, mußte der Simmerring gewechselt werden. Das sollte dann doch lieber ein Rotaxspezialist machen, aber von der Generalvertretung in Frankreich bekamen wir eine Absage "Vor 4 Wochen geht gar nichts" die sehr ernüchternde Auskunft. Aber der Chef der UL-Flugschule in Pont sur Yonne lies uns nicht im Stich und vermittelte uns einen Fachmann auf unserer Strecke nach Spanien in St. Exupery Montpenzat bei Bordeaux.
Orleans mit den Loirebrücken
Also wurde ein Flieger am nächsten Morgen eingepackt und auf den Anhänger verfrachtet und mit dem anderen flog ich nun allein dorthin. Aber erst einmal sollte das Loiretal in Höhe Orleans begutachtet werden. Dort noch nicht Schiffbar ging es am sehenswerten Zentrum weiter nach Blois-Dugny, wo jährlich das größte UL-Meeting stattfindet. Aber ich war vorgewarnt - sonst soll da nicht viel los sein und dem war auch so, besonders an einem Montag. Da noch ausreichend Sprit zum nächsten Ziel nach Chatellerault an Bord war, ging es ohne Zwischenlandung gleich weiter. Auch von den angepriesenen Schlössern an der Loire war in diesem Abschnitt wenig zu sehen.
Chatellerault sollte eigentlich Mogas haben, die Zapfsäule war jedoch mit "prive" beschriftet und auch die Avgas Säule hatte ihre Macken, das Zählwerk war defekt. So konnte nur in 15 Liter Einheiten (Kanister als Meßbecher) getankt werden. Kaum hatte ich den Sprit bezahlt, war ich auch schon wieder alleine am Platz, obwohl eine der Hallen offen stand.
Nach einer ausgiebigen Pause ging es jetzt fast genau nach Süden mit gutem Rückenwind und sommerlichen Temperaturen.
Das UL-Zentrum in Südwesten Frankreichs scheint wohl St. Exupery Montpezat zu sein. Sogar heute am Ruhetag (Montag) war Restaurant und Büro geöffnet, nur die Werkstatt machte Ihre wohlverdiente Pause. Unterkunft am Platz war kein Problem (in begrenztem Umfang), Sprit (Super) kommt aus der Zapfsäule, zwei gekreuzte Piste für die passende Windrichtung und eine Flugzeughalle rundeten die optimale Ausstattung ab.
Die Werkstatt erwies sich tags drauf als sehr kompetent und hilfsbereit. Bis zum frühen Nachmittag war der komplette 912er zerlegt und wieder zusammengeschraubt, bereit für einen ersten Testflug.
Nachdem keine Schwierigkeiten auftraten, konnte es noch am selben Abend zu dem Highlight der Tour gehen, die Pyrenäenüberquerung. Uns wurde empfohlen nicht an der Küste bei Biaritz die Berge zu umfliegen, sondern direkt über eine Pass südlich von Oloron zu fliegen.
Beginn der Pyrenäen
Gesagt, getan, bei ruhiger Luft und super Fernsicht kamen die weißen Bergkuppen schnell aus dem Dunst näher. Die Berge beginnen sehr abrupt richtig steil zu werden. Nur in dem Tal zum Pass hinter, konnte gemütlich unter den Berggipfeln Höhe gemacht werden, leicht erhöhtes Gas reichte aus um bei der fast stillen Luft sicheren Platz unter den Rädern zu haben. Einige obligate Erinnerungsphotos können nur zum Teil diesen phantastischen Flug wiedergeben.
Passhöhe Frankreich-Spanien
Auf der Paßhöhe mit 1600 m war noch nicht Schluß, da wir über ein Seitental kamen mußte sogar die Grenze von 9000 ft (3000 m) überschritten werden, natürlich nur der umliegenden Berggipfel wegen, den unter uns war schon so viel Platz, daß 7000 ft auch schon ausreichend gewesen wären.
Hier wechselte auch das bisher vorherrschende satte Grün Frankreichs in ein eher karstes Gelb von Spanien. Der erste Flugplatz hinter der Grenze war ein Segelflugzentrum, das wohl in erster Linie von Franzosen belegt war. Sehr gut ausgestattet, sogar mit Swimmingpool, wollte jedoch keiner so recht von uns Notiz nehmen, worauf wir nach der Tankkontrolle zu unserem heutigen letzten Abschnitt nach Lumbier, keine 60 km westlich aufbrachen.
UL-Platz Lumbier in Spaniens Norden
Der Platz, von den Franzosen in St. Exupery empfohlen, sollte ein reiner UL-Platz mit guter Ausstattung sein. Und siehe da, als wir die letzte Bergkette am Ende eines Stausees überflogen hatten, präsentierte sich eine kleine Asphaltpiste mit idealer Ausrichtung zum vorherrschenden Nordwind. Gerade wurden die letzten UL in die Hallen geschoben, als wir zur Landung ansetzten. Die anwesenden Piloten setzten sich gleich mit dem Flugplatzchef in Verbindung, und der öffnete uns eines der "zehn" modernen Hallentore mit dem Kommentar, wir sind die ersten ULs die hier drin stehen, sie waren gerade fertig gestellt worden.
In der Bar konnte auch gleich noch der erste Durst gestillt werden, bevor es zum Abendessen in den nahegelegenen Ort ging.
Am nächsten Morgen sollte es nun in das Innere der Iberischen Halbinsel gehen. Da es östlich von Madrid keinen regulären Platz zum Tanken gab, wurde etwas ausgeholt und ein kleiner UL Platz bei Sigüeza vorher von unserer Ankunft unterrichtet. Noch um 11 Uhr über dem Hochplateau war die Luft so ruhig, daß man den Trapezbügel unserer Fläche Minutenlang hätte sich selbst überlassen können. Erst kurz vor unserem Zwischenstop kamen die ersten mäßigen Thermikböen auf. Für die Siesta in Spanien waren wir zwar noch etwas zu früh dran, aber trotzdem kam der Flugplatzeigner von der Arbeit extra zum Platz um uns mit Sprit zu versorgen, mußte jedoch nachdem er uns kurz seine Schätze in der kleinen Halle gezeigt hatte, wieder auf seine Baustelle.
Stausee auf der Höhe östlich von Madrid
Jetzt wurde es auch richtig heiß, so daß uns nicht mehr viel am Boden hielt. Zur letzten Etappe bis Beas de Segura hatten wir genügend Sprit an Bord, so daß nur ein Zwischenstop zum Kartenwechsel eingeplant wurde. Einer der vier noch auf der Strecke liegenden UL Plätze sollte dazu herhalten. Dabei bekamen wir zu spüren, daß es noch eine Steigerung zu Heiß gab. Ein neugieriger Bauer versorgte uns mit kühlem Wasser aus einer Bast umhüllten Flasche - angenehm erfrischend.
Es war jedoch besser sich in der Luft aufzuhalten und den Fahrtwind zur Kühlung heran zu ziehen. Denn als wir nach mehr als 2200 km in Beas de Segura landeten, es war schon nach 18 Uhr, kam die nächste Steigerung, am Heißesten oder so ähnlich.
Beas de Segura Airfield mit den typischen Olivenhainen im Vordergrund
Mit bis zu 45°C in der nächsten Woche, von 12 bis weit nach 19 Uhr, streikte selbst der mit 220 V versorgte Kühlschrank und gab nur noch mäßig gekühlte Getränke in der Früh heraus.
Nachdem wir jeden Tag zum Glück an nicht flugrelevanten Teilen, wie Anlasser, herumschraubten, beschränkten sich die Flüge auf den Vormittag, sowie in der ersten Woche auf den ruhigen Abend. In der Wettkampfwoche war dann noch heißer Wind angesagt, welcher die bereits trockene Luft noch mit dem massig vorhandenem roten Staub füllte. Sogar Ziellandewettbewerbe am Abend mußten wegen zu starkem Seitenwind gecancelt werden.
Der Rückflug:
Nach doch recht desolatem organisatorischen Beginn der Meisterschaften, war man am Ende doch wieder traurig Abschied von dem inzwischen liebgewordenen Umfeld und den neuen Teilnehmern zu nehmen. Unsere Erfahrungen vom Hinflug konnten wir vielen Engländer, welche in umgekehrter Richtung geflogen waren, weitergeben. Für uns stand jetzt die Küstenroute am Mittelmeer und Rhonetal an. Sonntag morgen, das Camp hatte sich deutlich gelichtet, ging es entlang der Bergkette nach Nordosten Richtung Valencia. Richtig fruchtbar fiel uns dabei die Hocheben um Albacete auf, wo jedoch die Felder mit Wassersprengern versorgt wurden. Gefolgt von einem grandiosen Canyon öffnete sich hinter der nächsten Bergkette der Blick Richtung Meer. Bei den heißen Temperaturen war an endlose Fernsicht nicht zu denken, aber das Klima änderte sich doch nachhaltig. Nicht daß es jetzt angenehm kühl war, aber es war nicht mehr diese trockene staubige Hitze. Natürlich nutzten wir den ersten Platz direkt an der Küste zu einem Zwischenstop - La Llosa ein kleiner UL Platz mit der Möglichkeit eine Mahlzeit einzunehmen war dafür wie geschaffen. Schon die Piste zeigte, daß man sich am Meer befand, denn dort wo kein Gras mehr wachsen wollte, war typischer Sand wie vom nahegelegen Strand. Nicht so staubig wie im Landesinneren.
Weiter ging es an Castellon vorbei immer der Küste entlang. Sandbuchten wechselten sich mit Bergrücken, welche bis ins Meer hinein reichten, ab. Castellon ist ein größerer Platz, der vor allem unter der Woche empfehlenswert ist, wenn auf den kleinen UL-Plätzen kein Flugbetrieb herrscht.
Südlich des Ebro-Deltas bei Vinaros war unsere heutige Etappe zu Ende. Der Platz wäre für Autofahrer ohne GPS nicht zu finden gewesen und selbst die letzten 2 km von der Hauptstraße waren nur mit Hotline-Hilfe zu entdecken. Beschilderung Fehlanzeige, dementsprechend tote Hose war auf dem UL Platz angesagt. Aber für uns weniger ein Problem, da das Wohnmobil und Camper alles dabei hatten. Nur als dann eine Gruppe von 9 britischen Trikes und Dreiachsern einschlugen, reichte die Versorgung nicht mehr aus. Nachdem sie ohne Bodencrew unterwegs waren, beförderten wir sie kurzerhand mit den beiden Autos in die Stadt, in der Hoffnung, das Taxi würde den Weg wieder zurück zum Platz in der Nacht finden.
Insel im Ebrodelta an der Mittelmeerküste
Nun am nächsten Tag, wir hatten die Engländer schon verabschiedet, sollten sie jedoch in Frankreich nochmals wiedersehen, wollten wir die Küste wieder verlassen.
Terassenlandschaft im östlichen Hinterland Spaniens
Die Kontrollzone von Reus und Barcelona umgingen wir dadurch, daß wir direkt nach Norden in die Pyrenäen flogen. Auf der Strecke lag Mollerussa, ein gepflegtes UL Gelände mit gekreuzten Bahnen und großen Hallen. Da es jedoch Montag Vormittag war, hatten wir auch niemand am Platz erwartet. Weiter ging es wieder richtig hinein in die Berge, diesmal jedoch nicht in ruhiger Abendluft, sondern Mittags mit kräftig Thermik. Wir landeten auf dem wohl spektakulärsten Platz unserer Reise. Umgeben von 2 bis 3000 m hohen Bergen lag die Piste 500 m über dem Talgrund, fast wie auf einer Art Flugzeugträger, nur daß diese Piste mit riesigem Abstellplatz quasi um die Bergspitze herum gebaut wurde. Nur die Begrüßung hielt sich schwer in Grenzen, der Platzwart hatte mehr mit seinem Rasensprenger zu schrauben, als uns mit Sprit zu versorgen, eine Zapfstelle war vorhanden. Zumindest konnten wir Ihm die Info entlocken, daß in dem nahegelegenen La Cerdanya eventuell mehr los sein könnte.
Ich hatte noch genügend Sprit, um einen Abstecher in das angrenzende Andorra zu machen, was mich wieder auf dem Weiterflug auf über 9000 ft MSL führte. Da mußte ich jedoch schon mit Vollgas steigen, um mit dem ansteigenden Gelände Schritt zu halten. Kaum war ich nach Osten über den Bergen, sah man auch schon den Flugplatz von La Cerdanya. Neue Asphaltpiste, Avgastankstelle und Restaurant hatte der Flugplatz zu bieten. Der Chef der UL-Flugschule beförderte uns jedoch mit Kanistern bestückt zur nächsten preisgünstigeren Autotankstelle. Zur Mittagszeit kam nur eine Turboprop von einem Rundflug zurück sonst war selbst bei den Seglern wenig Aktivität geboten.
Weiter ging es anschließend über einen gemäßigten breiten Pass mit Almwiesen nach Frankreich. Nach dem passieren einer riesigen Festungsanlage hinter der Passhöhe ging es unterbrochen von zum Teil recht kräftigen Thermikböen nach Osten südlich von Perpignan an die Küste. Am UL Platz Torreilles unweit der Küste trafen wir unsere Engländer wieder, welche der Küste entlang hochgeflogen waren, aber wohl noch kräftiger durchgeschüttelt worden waren, als wir. Hier in der Ecke ist der Bannerschlepp eine sehr verbreitete Aktivität für
Dreiachs-ULs.
Französischer Mittelmeerort
Der schier endlose breite Sandstrand führte uns fast bis Beziers auf einen dieser vielen kleinen Graspisten. Gut ausgestattet mit einigen Hallen, war das Campieren kein Problem. Der Abend lud
noch mal die Bodencrew dazu ein, auch einen Blick von oben auf die Küste zu werfen und einige Erinnerungsfotos zu schießen. Und nach dem Abendessen auf dem Marktplatz wurden zumindest die Füße noch am Sandstrand ins Meer gestreckt.
Am folgenden Morgen hieß es aber dann auch gleich Abschied nehmen von der Küste und es ging etwas in die Berge nach Norden, zum Flugplatz Aubenas, dem Firmensitz von Air Creation. Übers Rhonetal bei Valence war die nächste Station St. Romans, auch gut ausgestattet mit UL-Flugschule und Werkstatt, welche wir jedoch auf unserem Rückflug nicht mehr in Anspruch nehmen mußten.
Kurz vor unserem Tagesetappenziel funkte uns die Bodencrew an, um uns mitzuteilen, daß wir auf den ins Auge gefaßten UL Platz La Tronchiere nicht gern gesehen seien. Der kurzerhand ausgewähltem UL-Platz Izenav erwies sich als ungeeignet. Worauf wir nach Bourg auswichen. Der große Platz sollte nur mit Funk angeflogen werden, da sich auch IFR Verkehr abspielen kann. Wir hatten gerade unser letztes gemeinsames Abendessen am Camper hergerichtet, als die Bodencrew meldete, daß in La Trancliere genau das selbe UL stationiert war, wie das gerade Gelandete. Das machte mich natürlich neugierig, denn sonst wurde man in Frankreich auf keinem Platz mit seinem UL abgewiesen.
Da unsere Trikes direkt unübersehbar vor dem Tower standen kam der Pilot auf uns zu, und siehe da er kam geradewegs von besagtem Platz und war auch noch einer der Platzeigner. Daneben konnte er noch recht gut deutsch und so klärte er uns auf, daß es sich dabei wohl um ein großes Mißverständnis handeln würde. Er gab mir gleich seine Visitenkarte und lud uns fürs nächste Mal ein, dann wenn es passt sogar mit Grillparty - mein Frankreichbild war wieder voll im Lot.
Spät am Abend zogen dichtere Schleierwolken auf, so daß wir schon überlegten unsere Regenhauben über die Trikes zu ziehen. Aber erst früh um 5 Uhr brachte uns Donnergrollen um den verdienten Schlaf - Im Nordwesten war alles schwarz. Nur ein Anruf beim Wetteramt in München brachte Entwarnung - wir liegen am Rand des einzigen Gewittergebildes in ganz Mitteleuropa, es sollte aber nicht nach Süden ziehen und sich am Vormittag auflösen.
Der Weg entlang des französischen Juras war frei und so ging es recht beschaulich via Pontarlier nach Bremgarten. Zurück in Deutschland war noch ein Sightseeingtrip zum Kaiserstuhl fällig, bevor die Flieger an der Flugplatztankstelle mit Superbenzin für die letzte Etappe am nächsten Tag vorbereitet wurden. Es war nicht ganz so heiß wie in Spanien und so ließen die hochsommerlichen Temperaturen den Übergang zu deutschen Klima nicht ganz so dramatisch ausfallen.
Minden Mittellandkanal, zurück in heimischen Gefilden
In Worms, unserem nächsten Ziel, hatten wir am Vorabend Sprit organisiert und so ging es recht flott weiter Richtung Meschede. Nachdem unser Rückflug bisher ohne technische Probleme verlief mußte doch noch aus dieser Ecke was zu berichten sein - ich wollte noch im Vorbeiflug die Rheinbrücke mit meiner Digitalkamera festhalten, als dies die Fehlermeldung Kartenlesefehler brachte. Wie sich später herausstellte waren alle Bilder des Rückflugs unwiederbringlich zerstört - tja je mehr Hightech an Bord um so mehr kann ausfallen. Als nächstes streikte die Stromversorgung des Funkgeräts, welches am Bordnetz hing, trotz Ladekontroll-Leuchte, die Batterie hatte nur noch 6 von 12 V, zu wenig für den Funkbetrieb. Und bei der Landung in Meschede meldete noch das GPS LOW Batterie, aus oben genanntem Grund, das wäre aber mit Karte das kleinste Problem gewesen. So wurden neue Batterien eingelegt und ein anderer Speicherchip in die Kamera eingelegt nur das Funkgerät hatte keinen Saft mehr, aber die letzte Etappe nach Weser-Wümme war angesagt und da ist die Funke, insbesondere wo wir zu zweit unterwegs waren nicht mehr so wichtig gewesen.
Früher als geplant erreichten wir jetzt nach 3 Wochen unseren Ausgangspunkt und hatten wohl mehr Kilometer Flugweg und Flugzeit auf dem Konto als bei allen Flügen vorher. Mit den Strecken der Meisterschaften kamen wir auf über 5500 km und knapp 63 Stunden in der Luft. Regen war nach den 3 Wochen für uns ein Fremdwort. Und auch mit dem Wind hatten wir mehr als Glück, außer etwas Seitenwind hatten wir nie richtig Gegenwind.
Eine lange Reise in eine der entferntesten Regionen Europas und trotz der Anstrengungen und der Hitze war es wohl die Reise mit den meisten Eindrücken und Erlebnissen. Und nach einigem zeitlichen Abstand ist es doch Ansporn wieder neue Regionen zu entdecken.