Wo beginnt der Osten, oder eine Städtereise mit dem UL
Tschechien und Ostdeutschland Pfingsten 2003 von Viktor Wyklicky
Ja für uns Triker aus Ippesheim bei Würzburg, war das klar, zumindest für den Hinflug nach Prag. Weiden, die Zoll- und Flugplanstation war für uns das Tor zum Osten.
Nachdem schon einige Berichte in der Vergangenheit über das Fliegen in Tschechien erschienen waren, mußte auch unsere Pfingsttour einmal in diese Ecke führen. Und ein Flug über die Grenze ist ja für uns
UL‘er immer noch etwas Außergewöhnliches.
Im Internet kann man sich für viele Tschechische Plätze inzwischen Vorabinformationen ansehen und per Email Kontakt aufnehmen, in der Regel in Englisch. Abschließende Flugplanung erfolgt dann mit der Jeppesen-Karte, auf der sich in den letzten Jahren so einiges getan hat (viele Sperrgebiete und Kontrollzonen von Militärplätzen sind entfallen oder zumindest kleiner geworden). Auch AIS hilft einem mit Detailinformationen z.B. Zollinformationen oder Anflugblättern per Fax für die wichtigeren Plätze gern weiter.
So gebrieft, ging es in die Routenplanung, bei der neben Prag, Riesengebirge und Elbsandsteingebirge als weitere Option ein Berlinrundflug zum Abschluß auf der Wunschliste stand.
Neben Karlovy Vary (ständiger Zoll) bieten sich Klatovy und im Süden Hosin bei Budweis als Einreiseflugplätze an. Dabei ist in der Regel der Zoll am Platz 24 h vorher per Fax zu verständigen. Wenn man also am Vortag an ein Fax kommt ist das ein unwesentliches Detail. Den Flugplan kann man ja schon Online vorbereiten und zumindest für die Einreise aufgeben. Für die Ausreise habe ich ihn zumindest in Papierform dabeigehabt, erleichtert einem die Sache ungemein, auch wenn er, wie in Hradiste dann doch per Telefon übermittelt wird.
Halle in Klatovy, ohne Höhenprobleme
Ein wie sich beim Flug später herausstellte nicht ganz unwesentlicher Punkt war der Hallenplatz. Nachdem wir jeweils zwei Nächte an einem Standort verweilen wollten und es eigentlich täglich zum Abend Unwetterwarnungen geben sollte, war es beruhigend zu wissen, seinen Flieger in einer geschützten Halle zu wissen.
Mit unseren 4 Trikes war das vor Ort auch ohne große Anmeldung vorher kein Problem. Dabei erwiesen sich die Spider-Trikes gegenüber dem Buggy von AirCreation als „Pflegeleicht“, da sie von der Bauhöhe her jedes Hallentor meisterten, wo der Buggy schon seine Probleme bekam. Aber auch er fand einen Platz im Trockenen.
Flugroute in Tschechien und Ostdeutschland (Details: Auf die Grafik klicken)
Planmäßig trafen wir uns am Pfingstsamstag in Ippesheim zum Gerätecheck und zum Durchsprechen des geplanten Routenverlaufs. Zwei Maschinen mußten jedoch wegen Terminschwierigkeiten zu Hause bleiben, ich glaube im nachhinein haben sie es schwer bedauert.
Schon bei der Hinfahrt auf der Autobahn keine 40 km vor dem Platz bekamen wir einen Eindruck was die Wetterkapriolen, ein Starkregen setzte die Autobahn unter Wasser. Am Platz angekommen war wieder Sonnenschein angesagt und es konnten noch einige Platzrunden zum eingewöhnen gedreht werden.
Die Wetterauskunft am Sonntag Morgen war dann auch entsprechend gewürzt, heftige Gewitter von Westen schon am frühen Nachmittag. Wir machten uns also bald auf den Weg gen Osten mit Zwischenstop auf der Wülzburg bei Weissenburg und weiter nach Weiden. Der Onlineflugplan wurde telefonisch noch mal etwas nach vorn verlegt und weiter ging es nach Klatovy. Die umbenannte Langen (Frankfurt) Information konnte uns in der hintersten Ecke an der Grenze bei Waidhaus nur mehr schwer verstehen. Prag Information konnten wir zwar hören, aber eine Verbindung kam nicht zustande. Da sich über dem
Bayrischen Wald noch keine bedrohlichen Wolkentürme zusammenbrauten, konnte der letzte Teil der Strecke wieder in vollen Zügen genossen werden.
Flugplatz Klatovy mit Zollabferitgung (PPR)
In Klatovy angekommen war das bunte Treiben der dortigen Fallschirmspringer eine interessante Abwechselung. Nach Erledigung der Zollformalitäten (hier kommt der Zoll tatsächlich in Person vor Ort) konnten Unterkünfte und Hallenplätze klar gemacht werden. Trotz des regen Treibens eines Österreichischen Springermeetings war das kein Problem und nachdem die Begleitcrew eingetroffen war, wurden die Flieger gleich für den nächsten Morgen startklar (Sprit von der Tankstelle) gemacht. Zur Krönung durfte das Geburtstagskind noch einen Tandemsprung aus 4500m
genießen. Vor der Kulisse einer riesigen weißen sonnenbeschienenen Wolkenformation machte die inzwischen recht klein gewordenen Absetzermaschine die letzen Meter Höhe, einfach Grandioser Blick, gerade von unten. Dokumentiert von einer Videokamera und unseren kleinen Digitalkameras, war das natürlich neben den ersten Flugeindrücken das Gesprächsthema am Abend auf der gemütlichen Flugplatzkneipe.
Am nächsten Tag stand ein Stadtrundgang in Prag auf dem Programm. Der nahe Flugplatz
Letnany in der Kontrollzone von Prag bot sich dafür an.
Schloß Zvikov an einer Moldaueinmündung
Vorher wurde noch der Oberlauf der Moldau mit diversen Burgen und Schlössern aus der Luft erkundet.
Flugplatz Kbely und direkt dahinter Letnany
Am Stadtrand von Prag ging es dann in bodennahen zugewiesenen 2000ft MSL (1000 ft GND) direkt über den Militärplatz Kbely nach Letnany. Kbely hat einige alte Flugzeuge am Platz, welche besichtigt werden können. Der Grasplatz von Letnany hat die für Tschechien üblichen gigantischen Ausmaße an Landebahnbreite von über 100m. Dadurch sind nicht alle Teile der Bahn absolut eben, leichte Bodenwellen sind einzukalkulieren.
Nachdem der Flugplatzchef an diesem Pfingstmontag (Arbeitstag in CZ) aufgetrieben war, wollten wir während des Stadtbummels unsere Flieger lieber etwas sicherer in der Halle unterstellen. Das wäre kein Problem gewesen, doch ein Gewitter wurde für Prag am Nachmittag gemeldet. Nach Überlegungen was weiter angestellt werden solle, wurde der Stadtbesuch wegen zu kurzer Aufenthaltsdauer schweren Herzens gestrichen. Nachdem auch das Restaurant unter der Woche wohl geschlossen war, wurden wir auf die andere Platzseite verwiesen und siehe da, in der dortigen UL Schule gab es Sprit und die Kneipe, welche intensiv vom
angrenzenden Gewerbegebiet genutzt wurde, bot für den aufkommenden Hunger die ideale Abwechslung. Nachdem die Speisekarte keine verwertbaren Hinweise (Sprachschwierigkeiten) auf den Inhalt der Speisen gab, konnten wir in der Austeilküche unsere
Menüs in Augenschein nehmen und entsprechend zusammenstellen.
Blick Richtung Prag entlang der Moldau
Zurück an der Südseite der Kontrollzone von Prag ging es weiter Richtung Pilsen. In Horovice wurde noch ein Tankstop eingelegt und eine Verschnaufpause, da der kräftige Gegenwind uns doch ziemlich durchschüttelte. Sprit und kühle Getränke gab es gleich hinter dem Tower an der Straßentankstelle. Am Abend, es hatten sich keine Gewitterwolken zusammengebraut, ging es in deutlich ruhigerer Luft zurück nach
Klatovy.
Märchenschloß Hluboka
Am Dienstag ging es vorbei am berüchtigten Kernkraftwerk Temelin zum Märchenschloß Hluboka bei Budweis, ein Muß bei einer Böhmentour. Der Platz in Hosin-Budweis ist unter der Woche nur noch PPR anfliegbar und leider war die Mogastankstelle an diesem Tag ausgefallen, aber unser Reservesprit sollte für die folgenden Etappen ausreichen.
Ein Segelflugzentrum ist Jihlava. Viele Aktivitäten sowie ein neues Sanitärgebäude laden zum längeren Verweilen in der verkehrsgünstig zwischen Prag und Brünn gelegenen Stadt ein.
Josefsburg bei Jaromer
Unser Weg führte uns aber weiter via Kolin nach Jaromer an der Josefsburg, nördlich des inzwischen zivilen Landeplatzes von Königgräz. Der sonst recht verschlafenem Ort ist durch die unmittelbar südlich davon gelegenen Burganlage gekennzeichnet. Wie bei den meisten Flugplätzen sind einfache Unterkünfte nach Rücksprache verfügbar, unsere Trikes hatten in der recht neuen geräumigen Halle keine Platzprobleme, nur der Pool, der bei keinem Flugplatz fehlt war noch nicht in Betrieb. Außerdem ist eine stark frequentierte Rotaxvertretung am Platz. Besonderheit zum Tanken, die Tankstelle am Rand des Platzgeländes wird öffentlich genutzt, man reiht sich mit dem Flieger quasi in die Autoreihe ein (oder den Kanister). Änliches gibt es z.B. in
Anklam.
Anflug der Passhöhe im Altvatergebirge
Unser nächster Tagesausflug führte uns nach Südosten entlang der polnischen Grenze ins Altvatergebirge. Die Region ist schon von Wintersportakivitäten geprägt, sowie eine Rodelbahn konnte von oben ausgemacht werden.
Sumperk am Fuße des Gebirges bietet wieder überdimensionale gekreuzte Bahnen (Quer landen wäre noch dazu bei dem
vorherrschenden Wind ohne Bedenken möglich). Sprit soll verfügbar sein, mußte aber nicht in Anspruch genommen werden. Ein kleiner
Imbiss ist am Platz, ein Badesee gleich um die Ecke. Ein größeres Lokal ist auf dem Weg zur Stadt. Die Altstadt von Nove Mesto mit einer kleinen Schloßanlage konnte noch auf dem Rückweg neben dem etwas nördlich davon gelegenen Erholungsgebiet/Stausee begutachtet werden.
Eine Rückfrage zur Ausreise am nächsten Tag via Mnicho Hradiste kündigte unser Aufenthaltsende in Tschechien an. Zollanmeldung an beiden Plätzen war ansonsten ohne Probleme zu erledigen. Auf der Frequenz von Hradiste konnte gut der Airlinerverkehr (Ground Frequenz eines internationalen Flughafens) verfolgt werden. Der Platz mit ewig langer Betonpiste ist sonst wenig frequentiert, hat aber Super Plus frei Flieger verfügbar.
Über ein riesiges Trainingscamp mit aufgelassenem Militärflugplatz ging es Richtung Elbsandsteingebirge.
Feste Königstein mit Elbschleife
Der Elbe folgend wurde natürlich die Feste Karlstein ausgiebig abgelichtet und der anschließende Basteifelsen, bevor uns der deutsche Zoll bereits in Pirna in Empfang nahm. Da man unschwer erkennen konnte, daß wir in unseren Leichtfliegern etwas Probleme hätten größere Mengen Ware zu schmuggeln, war die Kontrolle auf die Formalitäten beschränkt.
Über Schloß Pilnitz mit Blick auf Dresden ging es wieder Richtung Osten an die polnische Grenze nach
Rothenburg in der Oberlausitz. Kaffee, Eis und Kuchen rundeten diesen heißen und erlebnisreichen Tag ab, bevor es zur letzten Etappe nach Kleinkoschen ging.
Über viele zum Teil renaturierte Braunkohletagebaugebiete mit vielen Seen war das UL-Gelände die ideale Station für die kommenden zwei
Nächte. Wieder konnten unsere Geräte problemlos Platz in Halle finden und auch diesmal blieben die Zelte im Anhänger, die Unterkunft wurde im Vereinsheim bezogen. Ein großes Fest am Wochenende war begleitet von emsigen nichtfliegerischen Treiben auf dem Platz. Dazu wurde die Querbahn komplett zum Parkplatz und Präsentationsfläche umfunktioniert. Am späten Abend, begleitet von Donnergrollen und Blitzen hatten wir erstmals auf unserer Tour nach 5 Tagen einen kurzen Regenschauer zur Kühlung abbekommen. Das Drumherum war wesentlich imposanter als was an Regen tatsächlich am Boden ankam.
Dementsprechend war am nächsten Morgen von den angekündigten Sichtbehinderungen nichts übrig geblieben. Vorbei am nahegelegenen Ex-Militärplatz Welzow, ging es über die größte Ortschaft Burg Richtung Frankfurt/Oder. Burg ist eine Ansammlung von vielen einzelnstehenden Gehöften und ist dadurch wohl das flächenmäßig größte Dorf Deutschlands. Schon weit vor der Grenze nach Polen an der Autobahn staute sich der LKW-Verkehr und wurde auf Auffangparkplätze ausgeleitet.
Nach Besichtigung der Luftfahrtwerkstatt am UL Platz Frankfurt-Gronenfelde ging es bei kräftigem Gegenwind nach Strausberg. Sprit, Essen und der obligatorische Stempel im Flugbuch und auf dem DULV Streckenpokal durften nicht fehlen.
Unterhalb des Luftraums C ging es an der Kontrollzone um Berlins Norden und Westen nach Schönhagen. Am Anfang begeleitet vom Blick auf die anfliegenden Airliner von Tegel und im Hintergrund der Fernsehturm von Berlin. Potsdam mit Schloß und Seenplatte war uns schon aus einer früheren Tour bekannt, aber nicht minder sehenswert.
Schönhagen hat sich zu einem Vorzeigeplatz entwickelt. Asphaltbahn mit Taxiway, neues Vorfeld, neue Hallen, riesig, Tankanlage mit Mogas, Tower eh klar und jetzt wird gerade das neue Abfertigungsgebäude mit Restaurant fertiggestellt. Natürlich war ein gemütlicher Freisitz/Zeltanlage als Ausweichplatz für das Restaurant parat. Ein etwas erhöhter Aussichtspunkt gibt die Sicht über die komplette Startbahn frei.
Mit gemächlichem Rückenwind war es nur noch ein Katzensprung zurück nach Kleinkoschen. Sperenberg, ein Ex-Militärplatz hat neben Hautrunway, Taxyway noch eine eben solange Reservepiste dazu, welch ein Luxus. In der Ferne das Reisen-Ei der Fertigungsstätte für den in Konkurs geratenen Cargolifter. Zum Abschluß noch ein Blick auf en norwestlich von Senftenberg gelegenen Lausitzring
(Auto/Motorradrennstrecke). Natürlich wäre eine Landung in Tempelhof die Krönung gewesen, aber UL’s sind dort die absolute Ausnahme. Möglich ist aber, laut Berichten ein Anflug auf Schönefeld, der kommenden Drehscheibe Berlins. Aber mit den Zwischenstationen in Strausberg und Schönhagen bekommt man schon einen guten Eindruck von den Ausmaßen Berlins, keine Kleinstadt die man nach 5 Minuten hinter sich gelassen und abgehakt hat.
Schloß Moritzburg
Bevor die Festivitäten am Platz in Kleinkoschen richtig in Fahrt kamen, verabschiedeten wir uns in Richtung Dresden. Neben dem Schloß Moritzburg ging der Blick über den Flugplatz Dresden-Klotzsche Richtung Zentrum. Wir drehten aber ab um noch die
Porzellanstadt Meissen von oben zu betrachten. Über die Augustusburg kamen wir zum UL Platz Hartenstein. An dem sonst sehr aktiven Platz für die Drachenflugausbildung war heute groß Reinemachen für das kommende Flugplatzfest angesagt. Nach einer kleine Stärkung ging es mit Zwischenstopp in Zell-Haidberg zum Tanken nach Kulmbach. Dort riet uns das Wetterbriefing schon mal vorsorglich einen Stop für die Nacht einzulegen. Eine Gewitterfront von Südwesten stehe kurz vor Würzburg. Wenn wir glück haben können wir es am späten Abend nach dem Durchzug der Regenfälle vielleicht noch nach Ippesheim schaffen. Glücklicherweise war gerade bei den sonst vollen Hallen der Echos Platz den wir nutzen durften. Nach Umleitung unserer Bodencrew ging es erst mal zum Pizzaessen. Um kurz vor 6 Uhr erreichten uns dann auch einige spärliche Regentropfen, die aber der Abendsonne recht schnell wieder Platz machten. Um halb sieben konnte es dann doch noch wie geplant und nach verschiedenen Wetterauskünften die letzte Etappe nach Würzburg zurück gehen. Die Luft war sehr ruhig und über so manchem Waldstück hingen noch einige kleine Nebelschwaden. In Ippesheim an gekommen, war der Ausbildungsbetrieb schon wieder im vollen Gange, doch war unverkennbar, daß es doch recht kräftig geregnet haben mußte, die 100% Luftfeuchte war deutlich zu spüren, trotz Fahrtwind.
Damit war wieder eine Woche Fliegen zu Ende gegangen. Mit 33 Stunden in sieben Tagen hatten wir unseren sonstigen Schnitt von 25 Stunden weit übertroffen. Damit war das Maximum der geplanten Route ausgeschöpft, aber das ist kein Wunder bei dem Glück mit unserem Wetter. Keinen Tropfen Regen im Flug und auch am Boden kann man die Regenzeit in Minuten fest machen. Sicher gibt es noch viel mehr im Osten zu sehen, aber einen kleinen Einblick zum mitreden und Geschichten erzählen können wir doch mitnehmen. Vielleicht animiert der Bericht doch den einen oder anderen Piloten einen Sprung in das sehr fliegerfreundliche Tschechien zu unternehmen. Das
bisschen Formalkram mit Zoll und Flugplan sollte es wert sein. Es muß ja nicht bis an die Ostgrenzen gehen, auch Böhmen oder das Erzgebirge sind interessante Ziele.