Odyssee/Episoden eines Teilnehmers zum Microlightworldcup
1998 in Ungarn
Ungarn Sommer 1998 von Viktor Wyklicky
Zur Planung:
Nach zwei Jahren Abstinenz vom internationalen Sportgeschehen, war Europa wieder im Mittelpunkt.
1996 in Südafrika und 1997 in der Türkei – Das ist halt doch nicht so einfach mit dem „kleinen Urlaubshandgepäck“ zu machen, insbesondere wenn man ein Trike oder gar einen Dreiachser mit zu nehmen hat. Und doch waren einige wenige auch dort vom Deutschen Team dabei, mit großem Erfolg.
Jetzt konnte wieder alles normal werden – dachte man.
Der Austragungsort Artena wenige Kilometer südöstlich von Rom stand schon Ende letzten Jahres fest. Das versprach ein Traumurlaub zu werden – Sommer – Sonne - Wärme und Fliegen, was will man mehr – gerade damals in den kalten Wintertagen war man ganz heiß darauf weitere Informationen über den Austragungsort zu bekommen. Und was hilft einem in so einem Fall weiter – das Internet. Der Flugplatz in Artena hatte im AeCI seine eigene Homepage, und da fand man unter Veranstaltungen auch die vergangenen ital. UL-Meisterschaften – das ist doch schon mal ein Grundstein. Irgend wann im Frühjahr kamen dann die Ausschreibungsunterlagen ins Netz und es gab auch eine Skizze mit der Flugplatzaufteilung während der Meisterschaften. Also bis dahin alles in Butter. Erste Wolken am sonnigen Himmel zogen auf als man erfuhr, daß unser Sportreferent Wolfgang Lintl im Auftrag der FAI die Vorbereitungsmeisterschaften im Mai beobachten sollte und sein Ergebnis ein weniger professionelles Bild vor Ort zeichneten. Die gelbe Karte durch die FAI wurde gezückt.
Auf der Deutschen Meisterschaft in Bad Sobernheim Mitte Juni waren die zahlreichen potentiellen Teilnehmer schon sehr verunsichert über Austragung der Meisterschaft in Italien.
Vielleicht aufgrund der drohenden Roten Karte der FAI, hat sich der Veranstalter Mitte Juli dazu entschlossen, seine Ausrichtung auf zu
kündigen – Aufregung hinter den Kulissen. Vor allem die Engländer, Ungarn und unser Sportreferent bemühten sich um einen Ausweg. Hier ein Dankeschön an Ihn, denn er hielt uns Dank Internet schnellstmöglich auf dem Laufenden.
Die nächsten drei, vier Wochen waren verschieden Austragungsorte im Gespräch.
· Norditalien mit Udine war dabei – ist ja auch noch Süden, also ok
· Spanien – vielleicht schon etwas weiter, aber Süden!
· Frankreich südwestlich von Paris – wieso nicht, ist ein herrliches Fliegerland und hat schon lange keine internationalen Meisterschaften ausgerichtet
· Ostdeutschland war auch im Gespräch – quasi vor der Haustüre
· Und dann kam England ganz konkret – ein Airfield wenige Kilometer vom Austragungsort 1995 nordöstlich von Bristol ins Gespräch
Oh je dachte ich, damals hatten wir einen Jahrhundert-Sommer und die zwei Wochen die wir in England!!! waren bestätigten das - heiß und trocken – das kann es nur einmal geben, dachte ich. Man kam richtig ins Träumen – die Flugreise mit dem Trike von der Adria über die Alpen und durch sieben Länder mit Kanalüberflug, ohne Schwierigkeiten – was will man mehr. Wieso also noch mal dahin wo man schon mal war (mit besten Erinnerungen) – kann doch nur schlechter werden. Folge - Urlaubsstimmung auf dem Tiefpunkt.
· Aber da war ja noch Ungarn im Gespräch. Ok da war ich auch schon mal vor sieben Jahren.
Auch hier gab es natürlich einen Hacken – es sollte die Meisterschaft 1 Woche später als geplant stattfinden, inzwischen nicht mehr als Weltmeisterschaft, sondern mit neuem Namen – Worldcup.
Als in der ersten Augusthälfte die Entscheidung für Ungarn fiel, und die Planungsdaten vorlagen, kamen die Probleme:
Meine Begleiter konnten Ihren Urlaub nicht verlegen und ich selber hatte auch nur wenig Spielraum – geplant waren für Hinflug und für den Rückflug je eine Woche, das sollte ausreichen um eventuelle Wetterkapriolen aus dem Weg zu gehen. Der in Aussicht gestellte Twister (Spidertrike mit 912er Rotax) war zu der Zeit leider auch nicht mehr verfügbar – also mußte der bewährte Spider mit 584 ran. Der Copilot (schulpflichtig) war auch nicht mehr einsetzbar - also einsitzig mit einem Doppelsitzer, das minimierte die Aussichten auf bessere Punkteränge. Aber der olympische Gedanke zählt – dabei sein ist alles – und es ist ja auch zum Urlaub machen schön.
Zum Ablauf:
Wir hatten also eineinhalb Wochen Urlaub vor der eigentlichen Meisterschaft, die wir mit unseren Begleitern in Norditalien verbrachten – da noch ohne Flieger, aber nicht ohne den Drang
UL-Flugplätze kennen zu lernen. Die hatte ich mir für meine Routenplanung in mühevoller Kleinarbeit aus verschieden Quellen zusammengetragen. Eigentlich sind ja alle guten Dinge DREI – aber die Flugplanung zur Messe nach Bassano 1996, sowie an den Gardasee 1997 fielen ebenso ins Wasser, wie jetzt nach Artena 1998 - Also kein Flug über die Alpen nach Italien – Pech – aber es gibt
Schlimmeres!
Kurz zur UL-Platzsuche in Italien – es gibt drei Kategorien:
1. Belluno – ein Flugplatz auf dem die italienischen Heeresflieger zu Hause sind. Natürlich war am Montag Ruhetag auf dem zivilen Teil, aber soweit meine spärlichen italienisch Kenntnisse es zu ließen, waren hier Uls zumindest bekannt.
2. St. Felice ca. 15 km Südwestlich von Belluno noch mitten in den Alpen, ein netter reiner UL-Platz, aber wochentags scheinbar nichts los. Leider ohne Hallen.
3. Und dann gab es da noch einige Plätze, welche zwar relativ genaue GPS Koordinaten hatten, aber sonst nicht zu erkennen waren – z.B. Laggio di Cadore – auf dem Fremdenverkehrsamt hieß es jedoch dazu „Kein Airport, nur Wiese mit Bäumen am Hang, und ab und zu, es kommt ein Drachen mit Motor, ja das gibt es“. Da es angefangen hat zu regnen, wurde die weitere Suche eingestellt.
Einen UL-Platz will ich noch erwähnen, da er nicht weit von der Adriaküste entfernt liegt. Caposile, ca. 40 km nordöstlich von Venedig eignet sich bestens für Rundflüge entlang der Küste. Nur ein Schild an einer Hofeinfahrt weist den Weg. Was einen dort erwarte ist für UL-Verhältnisse nur vom Feinsten. Ein gepflegtes 300m Feld mit Rasen in Golfqualität. Super hergerichtet auch das Bürogebäude mit Umfeld. Und dann drei Hallen mit je 2 Storch-Dreiachsern drin, da hätten locker 5 Trikes reingepaßt. Vorbildlich zwischen den Hallen abschließbare Boxen für die Spritkanister. Und nirgendwo Müll oder alte Flugzeugteile, so einen aufgeräumten Platz habe ich selten gesehen.
Jetzt aber weiter in die eigentliche Richtung Wordcup in Ungarn:
Wir trennten uns also in der zweiten Woche von unseren Begleitern und fuhren gen Osten. Quer durch Slowenien war es sehr wechselhaft. Kurz vor der ungarischen Grenze machten wir auf einem Campingplatz mit Kneipbad Zwischenstation.
Slowenisches Spidertrike im Osten
Nicht ohne Grund, denn von den vergangenen Meisterschaften kannten wir dort in Lutjomer einige Wettkampfteilnehmer, welche auch am Wordcup teilnehmen wollten (dank E-Mail). Wir meldeten uns dort an und wurden am nächsten Morgen ganz spontan mit vollem Programm erwartet.
Fußmühle in der Drau
Zunächst konnte ich die nähere Umgebung mit einem Spidertrike erkunden, bevor es in Begleitung zu einem nahegelegenen Flugplatz ging, auf dem nächstes Jahr die Kunstflugweltmeisterschaften statt finden sollen. Am Abend, beim gemütlichen Beisammensein teilten sie mir jedoch mit, daß sie nicht an dem Worldcup dabei sind, da am folgenden Wochenende die eigenen
slowenischen Meisterschaften auf ihrem Platz statt finden werden und sie die Veranstalter sind. Noch ein Blick ins Internet (ist dort wesentlich günstiger) versprach mir für den Freitag zur Anreise mit dem Trike Wetterbesserung.
Also ging es am nächsten Morgen mit kurzem Aufenthalt an der ungarischen Grenze entlang des Plattensee und über die Donau in die Pusta nach Kecskemet/Matkopuzsta. Nach Begrüßung unseres Fliegerkameraden und Deutschen Meisters Helmut Kanne und den bis dahin uns unbekannten PPG-Piloten (was sich aber schnell ändern sollte) wurde der Campinganhänger fest gemacht. Anschließend ging es mit Helmut, der sich seit Montag schon etwas mit der Umgebung vertraut gemacht hat in die Stadt. Ich wollte mit dem Zug nach Budapest und weiter mit dem Nachtzug nach München. So war ich am nächsten Vormittag relativ entspannt in Würzburg. Wenn da nicht die Wetterprognosen einem große Sorgen bereiteten. Abfahrt in Ungarn mit schönstem Sommersonnenuntergang, klarer Nacht bis hinter Wien und dann zog der Himmel immer mehr zu. Ganz aussichtslos waren die Vorhersagen des Wetterberaters in München nicht, sodaß zumindest ein Funken Hoffnung geblieben war.
Die eigentliche Anreise zum Wordcup:
Flugroute
nach Ungarn und zurück (Details: Auf die Grafik klicken)
Der Start in Ippesheim verzögerte sich etwas, weil beim Vorflugcheck eine Halterung entdeckt wurde, welche für die lange Reise vorsorglich ausgewechselt wurde. Peter Götzner, der noch am Vorabend von Dauerregen zu berichten wußte, war auch erfreut, daß es heute relativ stabil blieb. Und so startete ich mit Ziel Richtung Sonnen bei Passau, eventuell Zwischenlandung in Straubing zur Spritkontrolle. Es war zwar kräftiger Südwind, der das Weiterkommen etwas erschwerte, jedoch bekam ich so fast keine Regen ab. Kurz vor Straubing aber dann doch leichter Nieselregen, auch während des Nachtankens. Der Anruf in Sonnen war dann wieder angenehmer – es sollte trocken sein. Auf der letzten Etappe für diesen Tag, hatte ich es eigentlich überhaupt nicht eilig, aber als aus dem leichten Nieselregen dann doch etwas größere Tropfen wurden, um am Schluß nicht von Regen zu reden, war ich nicht nur aus Sicherheitserwägungen heraus ziemlich schnell. Ein Quartier direkt neben dem Flugplatz war gerade frei, und so konnte ich in Ruhe die Neuigkeiten und Veränderungen seit der letztjährigen Austragung der UL-Meisterschaften erfahren und meine Planungen für den nächsten Tag stricken - Der sollte jedoch ganz anders ablaufen.
Am Morgen war so dichter Nebel angesagt, daß man gar nicht aufstehen wollte. Nach dem Frühstück und dem Tanken sollte ein Spaziergang folgen, bis gegen Mittag der Nebel in richtigen Dauerregen überging. Oh je dachte ich, das bringt den Zeitplan etwas durcheinander. Und dann war da noch so ein wirklich frustrierender Wetterkanal im Fernsehen, der zeigte die gruseligsten Wetterbilder aus Österreich und nahm einem jeden Mut für den folgenden Sonntag überhaupt weiter zu kommen. Am Abend war ich dann so fertig, daß ich Peter Götzner anrief und mich, wenn es eine Wetterlücke zu lies zum Rückflug anmeldete. Er versuchte mich noch zu ermutigen, das half aber an dem Abend nichts mehr.
Dann am nächsten Morgen, der Regen hatte aufgehört dafür war die Bewölkung am Flugplatz fast aufliegend. Gerade so an der Grenze, daß man, da er auf einer Kuppe liegt immer die umliegenden Bergspitzen in Wolken hüllte, man aber ins Tal zur Donau gute Sichten hatte. Der Flugplatzinhaber kannte das Wettergeschehen um seine Platz natürlich aufs Beste und empfahl mir doch einen Versuch zum Weiterflug zu wagen. Wenn nicht, so ist das Donautal auf jeden Fall in beiden Richtungen zu befliegen. Und so startete ich nach Aufgabe meines Flugplans und Anruf des Zielflugplatzes in Österreich am späten Vormittag erst Richtung Süden, bis zur Donau, die 400 m tiefer gelegen ein völlig problemloses Vorankommen ermöglichte. Auf dem folgenden Ostkurs ging es mit Rückenwind dann recht zügig und vor allem trocken weiter. Es war richtig beschaulich die sanften Hügel nördlich der Donau bei Linz zu überfliegen. Vor dem Anflug auf Bad Vöslau hatte ich etwas Respekt, denn wollte ich alle Anflugblätter, die ich von AIS München zugefaxt bekommen habe in mein Kartenbrett einlegen (Blättern in einem offenen Trike ist halt bei erhöhter Regenwahrscheinlichkeit nicht so zu empfehlen) hätte ich ein DIN A 2 Brett mitnehmen müssen, plus Karte für den Überlandflug. Aber in Vöslau war an diesem Sonntag dann doch nicht gerade viel los, so daß mir eine kleine Nordplatzrunde genehmigt wurde. Nach Erledigung der Zollformalitäten (deshalb der vorherige Anruf zwingend notwendig, Zoll 2h PPR) machte ich mich daran noch weiter nach Osten voran zu kommen.
Der neu eröffnete Flugplatz in Fertöszentmiklos (kaum auszusprechen – und das auch noch im Funk) mit Zoll am Wochenende war der nächste Tankstop. Der Flugplatz lag dafür genau richtig und ist neben Siofolk am Plattensee der einzige mit Zoll zu vernünftigen Preisen. Die Platz-Infos bekam ich im übrigen von dem ungarischen Platz Sarmellek am Südwestufer des Plattensee bei meiner Flugvorbereitung via Internet/Fax. Dort werden zwar normale Landegebühren berechnet, sie bedauern jedoch für den Zoll 170 Dollar Gebühren zu erheben und empfehlen deshalb oben genannten Platz – sehr faire Information!!!
Ca. 250 km lagen noch vor mir und es war schon nach 16 Uhr und Sunset um 19 Uhr. Bei 80 km/h Reise mußte der gute Rückenwind schon etwas mithelfen um nicht den Ausweichplatz Dunaujavaros 60 km vor Kecskemet nutzen zu müssen. In Ungarn sind Überlandflüge immer an Budapest Info zu melden, es gibt angeblich Hubschrauber im Bereich des Plattensees, welche dies gerade bei ULs überprüfen. Ich hatte eigentlich hier nur Bedenken mit meiner kleine Handquetsche überhaupt unterwegs ausreichend Empfang zu haben. Es stellte sich jedoch im Verlauf des weiteren Fluges heraus, daß die Abdeckung über das gesamte Land auch für schwache Funkgeräte ausreichend ist. Zwei, drei Positionsmeldungen mit Ortsnamen, die einem fast im Mund stecken blieben waren aber auch schon die einzige “Kontrolle“ die man über sich ergehen lassen mußte. Das war zwar für die jetzt optimalen Wetterverhältnisse und angenehmen Rückenwind für unser eines überflüssig, aber man war zumindest nicht gezwungen einen Transponder mitzuführen, wie es der Organisator in seiner Infobroschüre zu Worldcup angeführt hat.
Nachdem schon im ersten Drittel des Fluges erkennbar war, daß das Ziel Kecskemet mit etwas erhöhter Reisespeed zu erreichen war, drehten sich die Gedanken schon um die möglichen Aufgaben in der folgenden Woche. Dementsprechend wurde das Gelände unter einem unter ganz neuen Gesichtspunkten gemustert – mögliche Waypoints, Straßenkreuzungen, auffällige Höfe, Flußläufe etc.
Ort des Worldcups in Ungarn
Und so kam ich zwar zur Eröffnungsfeier am Vormittag etwas zu spät, aber noch rechtzeitig zur Anmeldung. Viel versäumt hatte ich den vergangenen Tagen hier eh nicht, den der herrliche Sonnenuntergang am Donnerstag bei meiner Abreise per Bahn war der letzte schöne Tag auch in Ungarn. Erst am Sonntag Nachmittag konnten die PPG wieder aufatmen und etwas in die Lüfte steigen. Und auch die gesamte Worldcupwoche war keineswegs mit überzeugendem Wetter bedacht - zwei Tage mußten ausfallen, wegen Regen und starkem Wind. Entsprechend intensiver wurde an den anderen Tagen geflogen. Aber zur Meisterschaft gab es ja bereits einen Bericht im letzten
DULV-Info.
Deutsches Camp
Der Rückflug:
Auch für den Rückflug am Sonntag der folgenden Woche war kräftiger Wind angesagt. Zumindest die Richtung aus Nordosten versprach kein erschwertes Vorankommen und Regen war auch nicht angesagt. Sechs Uhr aufstehen, noch einige Reisevorbereitungen am Caravan vornehmen und dann ein letzter Abflugcheck des vollgetankten Trikes. Um sieben Uhr war ich in der Luft, eine Ehrenrunde über das verschlafene Camp und ab ging es Richtung Nordwesten. Die leicht aufgelockerte Bewölkung lies ein paar Sonnenstrahlen vom Rücken her durchstrahlen. Ich meldete meinen Flug über Budapest East Control an und wurde recht bald an Budapest West übergeben. Als ich nach 45 Minuten die Donau überquerte lag ich optimal im Plan, das sollte sich aber dann schnell ändern. Der Himmel wurde dunkler und nach einer Stunde waren schon nassen Stellen auf den Teerstraßen zu erkennen und wenig später spiegelte die Oberfläche. Die erste Regenwolke bekam ich nur auf der Rückseite, etwas nach Norden ausweichend, mit. Kurze Verschnaufpause was den Regen anbetraf, aber die Geschwindigkeit über lies schon zu wünschen übrig.
Dann der Höhenrücken nördlich des Plattensees. Auf dem Hinweg noch ein phantastischer Blick in der Abendsonne, war es jetzt mit der Herrlichkeit vorbei. 5 km Sicht, da war der Plattensee gar nicht zu erahnen. An den ersten Höhenzügen ging das Grau in Grau in Nieselregen über und die GND-Speed ging teilweise auf 40 km/h zurück. An entspanntes Fliegen war jetzt nicht mehr zu denken. Die Navigation orientierte sich mehr an dem GPS als an Karte und Kompaß, denn die Auffanglinien waren hier nicht mehr so dicht gesät. Da war es dann auch ganz beruhigend ab und zu seine Positionsmeldung bezogen auf den nächsten größeren Flugplatz an Budapest Control weitergeben zu können. Der leichte Nieselregen hielt sich in Grenzen, aber der kräftige Gegenwind lies das Ziele in weite ferne rücken. Noch war ich mit meiner Flugzeit im sicheren Bereich, aber die Flugroute wurde stets nach möglichen Außenlandeplätzen abgesteckt - das ist hier in der Pusta aber ein kleineres Problem, alles eben, kaum Waldstücke und vor allen Dingen die Felder waren größtenteils abgeerntet. Trotzdem war ich froh auf dem mir bekannten Zollflugplatz Fertöszentmiklos sicher landen zu können. In den Tank paßte jetzt natürlich etwas mehr als geplant, aber zumindest der Spritpreis versöhnte ein für die entgangenen Flugfreuden. Der Flugplatzbetreiber reservierte mir gleich einen Platz im neuen riesigen Hangar, welcher noch nicht an seine Kapazitätsgrenzen ausgelastet war (kein Wunder ist der Platz doch erst drei Monate alt) - wieder ein positiver Eindruck von diesem empfehlenswerten Platz. Auch der Flugplatzhalter schimpfte über die Wettervorhersage, da er einige Erdarbeiten auf dem Programm hatte und die jetzt verschieben mußte.
Auf dem Tower wurden die Flugvorbereitungen für den Grenzüberflug getätigt - Zoll 2 h vor Ankunft in Bad Vöslau anmelden, Flugplan und Zoll erledigen. Die Wartezeit wurde zur letzten
original ungarischen Gulaschsuppe im Restaurant genutzt. Der Wind sollte zwar nach lassen, aber ich wollte nicht zu lange warten um noch etwas nach Westen voran zu kommen und so startete ich kurz nach eins Richtung Österreich.
Südlich des Neusiedler Sees kam ich mir vor wie ein PPG, mit teilweise 30 km/h kämpfte ich mich durch den Wind. Nicht daß ich mich unwohl gefühlt hätte, der Wind war sehr gleichmäßig, ich hatte also recht wenig zu "rühren", es ging halt nur viel zu zäh voran. Endlich in Bad Völsau angekommen, lies auch der Wind vor den Toren des Wienerwaldes deutlich nach. Die weitere Streckenplanung orientierte sich im wesentlichen nach einer weiteren günstigen Tankgelegenheit, nicht Avgas war gefragt, sondern Mogas, welches ich auch in St. Georgen fand. Ein netter Grasplatz auf der Strecke zwischen Wien und Linz, etwas südlich der Donau. Der Abflug führt direkt in ein Waldgebiet, ähnlich Jesenwang bei München, nur etwas näher, deshalb muß man bei Abflug in diese Richtung eigens eine Erklärung unterschreiben, welche auf die Gefahr hinweist. Die belastet jedoch selbst das vollgetankte Spidertrike nur peripher, noch dazu wenn es nur einsitzig geflogen wird. Die Leistung reicht aus um rechtzeitig nach Norden abzudrehen und kurze Zeit später auf Kurs Richtung Sonnen bei Passau zu gehen. Ohne Hektik ging es jetzt bei total abgelaufenem Abendhimmel weiter Richtung Westen. Die Landschaft unter einem - mit saftigem Grün und den Alpen zur linken - der krasse Gegensatz zur Pusta, des heutigen Morgens, die ich von zwei Wetterseiten kennenlernen mußte. Am Ende des Tages, nach Schließen meines Flugplanes, hatte ich etwas mehr als 500 km hinter mir. So mancher Dreiachser mag jetzt denken, das ist ja gar nichts, ich kann sagen mit einem Trike bei den Wetterverhältnissen, zwei Grenzen und dem Gegenwind doch schon eine ganz annehmbare Strecke. Und dann von 7 Uhr in der früh bis jetzt um 19 Uhr unterwegs, da ist man doch froh, daß man eine Unterkunft und eine gut Mahlzeit genießen kann. Über Telefon konnte ich mich über die abschließenden Ergebnisse des Worldcups informieren. Ein guter Platz im vorderen Mittelfeld war mit dem Doppelsitzer gegen die starken Ungarn und Tschechen gar nicht so übel.
Und so freute ich mich auf den nächsten Tag der vom Wetterbericht als Steigerung zum Vorabend angekündigt wurde. Der kräftige Wind kam jetzt in den Rücken und so konnte ich ohne Tankstop über Beilngries und Rothenburg o. d. Tauber zurück nach Ippesheim fliegen.
Die Zahlen belegen, daß trotz gleichen Flugweges die Bedingungen recht unterschiedlich waren. Für die 850 km waren beim Hinweg knapp 10 Stunden Flugzeit notwendig, wohingegen der Rückweg mit fast 12 Stunden zu Buche schlug – trotz Rückenwind auf der letzten Etappe. 20 Stunden plus 9 Stunden auf dem Worldcup, Flugzeit mit nicht immer reinem Flugspaß, aber der Trip bleibt einem wieder als unvergessenes Erlebnis mit vielen Eindrücken in Erinnerung. Was bleibt ist die Hoffnung vielleicht im nächsten Jahr von Deutschland aus den geplanten Flug nach Italien durchführen zu können - mit Sommer, Sonne, Süden und natürlich Fliegen.